Moni, die Frage ist doch, was ist denn nun genau das Problem?
Allgemein gesprochen: dass Frauen in vielen Bereichen immer noch benachteiligt sind bzw oftmals nicht ernst genommen und/oder in traditionelle, mittlerweile längst überholte Schubladen gesteckt werden.
Für mich ist das "Problem" der Ungleichbehandlung von - hier Frauen - tief in unserer Gesellschaftsstruktur verhaftet.
Über die Jahrhunderte hat sich ein patriarchalisches, besser androgynes Menschenbild in der sogenannten westlichen Gesellschaft etabliert, das für die Diskriminierung der Frauen verantwortlich ist.
Solange es auf dieser meta-Ebene keine Änderung im Verständnis gibt, wird es auch auf der Sachebene (Gehalt, Kinderbetreuung, Karriere...) so schnell keine nachhaltigen Lösungen geben.
Da geb ich dir recht. Aber gerade weil es so tief verwurzelt ist, werden ein paar Schilder oder ein Binnen-i nicht viel daran ändern. Es kommt für mich einfach so rüber wie "wir würden gern, aber können nicht". Ein bißl da reden und ein bißl dort tun, aber wirklich passieren tut nix. Wirklich verändern tut sich nix.
Wenn jemand so tief in einer Schiene verfahren ist, wird man ihn mit diesen Dingen kaum beeindrucken geschweige denn zum Nachdenken bringen. Das einzige, was da zählt und hilft, sind wirkliche Taten im Sinne von Verbesserung der Situation der Betroffenen. So wird meiner Meinung nach viel eher das Umfeld geschaffen, das die Basis für besseres allgemeines Verständnis in der Gesellschaft ist.
Denn sind wir uns ehrlich: glaubst, dass ein Sexist sich von Schildern beeindrucken lässt? Nein, aber gewisse Richtlinien, Regeln, Gesetze wird er zu akzeptieren haben, ob es ihm passt oder nicht und schon allein deswegen wird er sich mit dem Thema auseinander setzen müssen.
Besonders die Sprache (-In), Bilder und Symbolik sind jene Herrschaftsinstrumente (nach Foucault), die eine Gesellschaft und ihre Politik formen. Für mich muss auch - ich betone auch - dort angesetzt werden, um gesellschaftliche Entwicklungen mitzugestalten.
Dass Sprache ebenso wie Symbolik oder Bilder immer eine wichtige Rolle spielen und durchaus die Denkweise der Menschen beeinflussen, da gebe ich dir recht. Dennoch sehe ich bei diesem speziellen Fall die Lösung nicht in den Symptomen, sondern in der Ursache. Meiner Meinung nach ist aber die Ursache für gewisse gesellschaftliche Normen nicht die Sprache oder Symbolik, diese sind für mich Symptome, Resultate und Folgen eben dieser Normen, Traditionen, Kultur.
Ein Beispiel: oftmals wird kritisiert, dass die Bibel zu "Mann-lastig" wäre, zu frauenfeindlich, zu altmodisch. Das ist sie aber nur, weil sie von Männern geschrieben wurde, in einer alten Zeit. Egal, ob man nun glaubt, was in der Bibel steht oder nicht, so kann man sie doch bis zu einem gewissen Grad als Spiegel der damaligen Gesellschaft sehen. Diese Gesellschaft war aber nicht so, weil die Bibel geschrieben wurde, sondern die Bibel wurde so geschrieben, weil die Gesellschaft so war.
Wenn jemand Sprache als Mittel zB für Propaganda, Werbung etc. einsetzt, so tut er dies mit der Absicht, ein bestimmtes Ziel zu erreichen und dafür wird er die Sprache an das Ziel und vor allem an die Adressaten anpassen, d.h., er wird schauen: wie sind die Adressaten, was muss ich wie sagen, damit sie anspringen. Die Sprache wird also an den Empfänger angepasst, nicht umgekehrt. Das ist unter anderem auch beim Vorgang des Übersetzens/Dolmetschens so.
Soll heißen: Sprache kann Denken durchaus beeinflussen, damit sie das kann, muss sie aber zunächst an den Empfänger angepasst werden, da sie ihn sonst nicht erreicht bzw nicht auf die gewünschte Art erreicht.
Heißt in diesem konkreten Fall: das Binnen-i geht spurlos an denen vorbei, die Frauen ohnehin in bestimmte Schubladen stecken. Oder noch viel schlimmer: es nervt sie und führt lediglich dazu, dass sie sich auf das Thema gar nicht mehr einlassen oder die Bewegung zur Gleichstellung der Frau nur noch belächeln.
Zu komplexen Problemen kann es keine einfachen Lösungen geben, sondern bedarf einer Vielzahl von Annäherungen an kollektiv verhaftetes Gedankengut.
Es gibt nicht nur
die eine Lösung, schon klar. Aber das Problem einzukreisen ohne es jemals wirklich anzugehen erscheint mir nicht zielführend und sinnvoll.
Vermeintlich irgendwelche oberflächlichen Löcher zu stopfen ist wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein und ändert nichts am zugrundeliegenden Frauenbild unserer Gesellschaft.
Genau das meine ich doch!
Dass die Taferln und die -Innen dies nicht alleine schaffen werden ist klar, aber zumindest regen sie zum Nachdenken an... und das ist gut so!!!
In diesem Zusammenhang möchte ich ein paar Mädels aus einem anderen Forum zitieren, die sich allesamt einig waren, dass die weiblichen Schilder diskriminierender und sexistischer sind als die alten Schilder. Warum? Haben alle Frauen lange Haare? Laufen alle tussig mit Handtasche durch die Gegend? Haben alle Frauen Röcke oder Kleider an? Oder tragen hohe Stiefel zu kurzen Röcken?
Diese Vorstellung ist ja die Paradevorstellung eines sexistischen Mannes, wie Frau zu sein hat.