NEWS: Ausgabe Nr.20 - 16. Mai 2007 - Seite 54/55/56/57 Teil 1:
Puffs und Patronen Nach der Sauna Affäre hagelt es in der Wiener Polizei weiterhin Klagen und Anzeigen.
Und wieder hat ein neues Kapitel im Wiener Polizeiskandal begonnen:
Noch zwei ranghohe Polizisten stehen seit kurzem unter Verdacht, zu enge
Kontakte ins Rotlichtmilieu gepflogen zu haben: der seit August suspendierte Roland Horngacher ist nun wegen mehrerer Delikte Angeklagt; und in der sogenannten Sauna Affäre, die Horngachers größten Feind, Ex Kripo Chef Ernst Geiger, einst den Job kostete, sind mittlerweile eindeutige Freisprüche erfolgt.
Auch Politiker waren unter Verdacht. Mehr noch: beim betreffenden Prozess vergangene Woche
betonte Richter Johannes Jilke in der Urteilsbegründung sogar, dass im Goldentime - jenem Club, in dem Geigers Freund Wolfgang Bogner bis Frühjahr vorigen Jahres als Chef fungiert hatte
offenkundig deutlich bessere Zustände geherrscht hätten als in den meisten anderen Wiener Rotlichtetablissements.
Denn niemals wurde dort eine Frau zur Prostitution gezwungen, die Damen konnten ihre Kunden selbst auswählen, den Preis für ihre Liebestdienste in Eigenregie bestimmen - und ihren Lohn zur Gänze behalten.
Trotzdem haben Kriminalbeamte der KD1 Wolfgang Bogner samt Gefolge im April 2007 verhaftet, sie der Zuhälterei, des Menschenhandels, der Mitgliedschaft in einer schwer kriminellen Organisation beschuldigt. Nicht nur ihn und seine Mitarbeiter: Sogar der frühere Innenminister Karl Schlögl ( Bogners Exschwager und gut befreundet mit Geiger) und ÖVP Nationalratsabgeordneter Erwin Rasinger wurden von der Kripo schlimmer Verwicklungen in die Sauna Affäre verdächtigt. Bloß weil die beiden Politiker bei völlig belanglosen Telephongesprächen mit Bogner und Geiger belauscht wurden.
200.000 Euro Ermittlungskosten. Monatelang ist also gegen den Goldentime Betreiber auf Hochtouren ermittelt worden, 1.800 Telephonate abgehört, Dutzende Observationen durchgeführt, Zehntausende Überstunden getätigt mindestens 200.000 Euro Steuergeld haben die irrwitzigen Erhebungen, die letztlich kein einziges strafrelevantes Ergebnis brachten gekostet.
Die berechtigte Frage daher: Warum stilisierten KD1 Fahnder einen völlig unbescholtenen Geschäftsmann, dessen Betrieb dazu auch noch als total unauffällig und sauber galt, zum Megaverbrecher?
Unser Klient, so Bogners Anwälte, ist zum Bauernopfer einer Intrige von Blau- Rotlicht geworden. Fest steht: Wolfgang Bogner war mit ernst Geiger befreundet. Und der galt wiederum als der gräßte berufliche Kontrahent Horngachers. Und weiters ist Bogner mit dem 2003 gegründeten Goldentime , einem äuserst Gewinnbringendem Konzept einer völlig neuen Art von Bordellbetrieb,
für die Rotlichtszene ein gefährlicher Konkurrent gewesen.
Roland Horngacher hatte also Probleme mit Ernst Geiger, und diverse Puff Bosse mit Wolfgang Bogner. So der Stand Ende 2005.
Der Beginn des Polizeikrieges. Und die Folgen dieser Tatsachen?
Fakt ist: Ex KD1 Leiter Roland Frühwirth, einer der engsten Vertrauten Horngachers (
in einer E-Mail hatte er seinem Chef einmal Treue, rot weiss rot bis in den Tot geschworen ) und außerdem Erfinder der berühmtberüchtigen Sperrlisten (
Dutzende Gürtellokale waren dadurch über einen langen Zeitraum hinweg von polizeilichen Kontrollen verschont und zahlten Schutzgeld in den berüchtigten Nokia Club von Richard Steiner), gab Anfang 2006 die groß angelegte Erhebung gegen Wolfgang Bogner in Auftrag. Und später auch gegen Ernst Geiger. Beide Männer wurden letztendlich beruflich und gesellschaftlich vernichtet. Razzien im Goldentime fanden auch schon mal unter Anwesenheit von (Frühwirth und Horngacher nachstehenden) Medien statt, selbst als Bogner schließlich in Handschellen aus seinem Betrieb geführt wurde, waren Journalisten und Fotografen vor Ort. Und noch bevor Ernst Geiger von Polizeipräsident Stiedl oder dem BIA erfuhr, dass gegen ihn ein Verfahren im Laufen war, konnte er in einer Tageszeitung von seinen angeblichen Verwicklungen in die Sauna Affäre lesen.
Was aber waren die Vorwürfe gegen den Hofrat?
Er habe, so die KD1, einen Razziatermin an Bogner verraten. Die Beweise dafür: ein im März 2006 von Frühwirths Observanten beobachtetes Treffen der beiden Freunde in einem Cafe in der Wiener Innenstadt, bei dem Geiger Bogner irgendetwas zum anschauen gab und dann wieder in seine Sackotasche steckte. Und ein anschließendes Telefonat des Goldentime Chefs mit seinem Anwalt, in welchem darüber geredet wurde, dass vermutlich , wie bereits in den Wochen zuvor , auch künftig viele Razzien in de Etablissement zu erwarten seien.
In Verhören hatte Bogner und Geiger ausgesagt, dass niemals ein Kontrolltermin verraten worden sei, dass es sich bei dem gezeigten Irgendetwas um private Fotos gehandelt habe. Beide gaben zu , über die zahlreichen Razzien im Goldentime gesprochen zu haben, Auf die Frage Bogners, ob das alles bald ein Ende haben würde, habe Geiger wahrscheinlich nicht geantwortet.