Ausländerhetze mit sozialem Anstrich: Niessl schiebt ersten Flüchtling persönlich ab
Die rot-blaue Regierung im Burgenland hat diese Woche ihre Arbeit aufgenommen. SPÖ-Landeshauptmann Niessl erklärt, er werde die ausländerfeindliche Politik der FPÖ zwar dulden, aber human gestalten. Als symbolische Geste und Zeichen von Bürgernähe hat Niessl heute morgen den ersten Asylwerber unter Rot-Blau zu Hause besucht, um ihn höchstpersönlich abzuschieben.
7:00 Uhr – Frauenkirchen: Die Tagespresse holt Landeshauptmann Niessl zu Hause ab, von wo wir ihn heute zu einem Asylheim in Oberwart begleiten werden. Dort will Niessl den 23-jährigen Syrer Nader M. persönlich abholen, nach Schwechat fahren und sogar bis nach Syrien mit ihm fliegen. Als Niessl sein Garagentor öffnet und uns in seinen Dienstwagen bittet, wirkt er unfrisiert und ungepflegt. „Ich entschuldige mich“, sagt Niessl. „Ich kann mich gerade selbst nicht in den Spiegel schauen.“
Das Schicksal der Flüchtlinge sei zwar tragisch, aber das Burgenland kann niemanden mehr aufnehmen, da es mit seinen 290.000 Einwohnern jetzt schon aus allen Nähten platzt, erzählt Niessl, während wir durch die menschenleere Landschaft fahren, in der man kilometerweit nur Weinberge sehen kann.
8:42 Uhr – Oberwart: Hans Niessl klopft an der Tür des Asylheimes. Als der Syrer Nader M. öffnet, drückt Niessl ihm einen Blumenstrauß mit roten SPÖ-Nelken und eine Flasche Uhudler in die Hand. In schlechtem und gebrochenem Deutsch stellt Niessl sich vor: „Hallo! Ich Hansi! Ich dich heute abschieben tun! Du mitkommen dalli dalli!“ Als Tränen über die Wangen von Nader kullern, wird auch der Landeshauptmann rührselig: „Schauts, wie er sich freut über die Geschenke. Das ist eben unsere typische österreichische Gastfreundschaft“, stöhnt Niessl, während er Nader ins Auto zerrt.
9:37 Uhr – Gols: Wir fahren nicht direkt zum Flughafen. Niessl will Nader noch einen letzten schönen Tag im Burgenland bereiten. Nach einer Tour durch die Weinberge warten am Hauptplatz bereits Fotografen des Bezirksblatts. Niessl legt den Arm um Nader, lächelt in die Kamera. „Schade, dass du nicht mehr hier bist, wenn die Zeitung erscheint“, erklärt der Landeshauptmann. „Ich würde dir die Zeitung ja gerne in deine Heimat nachschicken. Aber du wirst wahrscheinlich dauernd verfolgt und musst ständig deine Adresse ändern, da sparen wir uns das Porto lieber gleich.“
13:51 Uhr – Neusiedlersee: „Der Flug wird sicher stressig, da hab ich mir gedacht, wir gehen noch ein wenig plantschen“, lacht Niessl und besteigt ein Ruderboot, in dem bereits der örtliche Bürgermeister, der Feuerwehrhauptmann und der SPÖ-Fotograf sitzen. Als Nader ebenfalls aufsteigen will, entschuldigt sich Niessl staatsmännisch: „Tut mir leid, aber das Boot ist voll.“
19:30 Uhr – Stegersbach: Bei einem Heurigen und romantischem Sonnenuntergang nimmt Niessl mit Nader dessen letztes Abendmahl ein. Nader wird nervös und erzählt, dass ihm zu Hause die Verfolgung droht. „Schau, wenn ich dich nicht abschiebe, dann schreiben die Zeitungen böse über mich, die Presse verfolgt mich auch. Wir sind da quasi Leidensgenossen“, erklärt Niessl und legt den Arm um Nader. „Aber weißt du was, der nächste Spritzer geht auf mich!”
21:43 Uhr – Flughafen Schwechat: Mehrere FPÖ-Politiker stehen bereits mit Ausländer-Raus-Schildern Spalier und applaudieren Niessl, als er dem weinenden Nader die Handschellen anlegt. Auch FPÖ-Mann Gudenus ist angereist. Er ist sichtlich gerührt von Niessls Menschlichkeit und ringt immer noch um Worte, als er an der Flughafenbar über den Burgenländischen FPÖ-Chef Tschürtz spricht, der mit Niessl gemeinsam regieren wird
Als Niessl gemeinsam mit Nader den Flieger besteigt, wird er noch einmal ernst. „Natürlich weiß ich, dass es da unten bei den Hottentotten oder wo immer wir da jetzt auch hinfliegen, gefährlich ist, ich bin ja nicht naiv. Aber ich werde aufpassen, und Herrn Nader bloß schnell aussteigen lassen und dann sofort wieder zurück fliegen.“
Vom Flugzeug aus sieht Niessl noch auf ein paar Dutzend Demonstranten, die gegen die Rot-Blaue Regierung demonstrieren. Seine Meinung? „Das sind nur die üblichen Krawallmacher“, schüttelt Niessl den Kopf. „Wahrscheinlich irgendwelche Sozis.“