Hobbyhuren und unliebsame Polizeikontakte

Vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wurde festgestellt, dass es unzulässig ist, eine Frau in einem Polizeiakt als Prostituierte zu bezeichnen, obwohl sie nie wegen illegaler Prostitution verurteilt wurde;
Und warum nicht? Muss man etwas illegal gemacht haben bevor man so bezeichnet wird? Das ist ihr BERUF gewesen. Was soll man sonst unter "Beruf" in den Akten verzeichnen? Hausfrau?
 
nur mal so aus aus reiner Neugierde welche Menschenrechte wurden verletzt

Zunächst eine Nebenbemerkung; auf deiner Liste fehlen die kollektiven Rechte (z.B. Recht auf eine gesunde Umwelt in der Verfassung Argentiniens, Artikel 41).

Was den konkreten Fall betrifft: Im Verfahren zur Datenlöschung vor dem Verfassungsgerichtshof ging es vor allem um die Verletzung des Grundrechts auf Datenschutz (Achtung des Privatlebens) durch die unterlassene Vernichtung von Akten, was vom Gerichtshof im Prinzip anerkannt wurde. In anderen Verfahren zum selben Anlassfall geht es z.B. um das Polizeihandeln (Folterverbot: erniedrigende Behandlung zum Zweck der Informationsgewinnung) oder die Prostitutionsgesetze an sich (Diskriminierung gegen Frauen).

Und warum nicht? Muss man etwas illegal gemacht haben bevor man so bezeichnet wird? Das ist ihr BERUF gewesen. Was soll man sonst unter "Beruf" in den Akten verzeichnen? Hausfrau?

Beim zitierten Fall Khelili gg. Schweiz vom 18.10.2011 war die Berufsbezeichnung Prostituierte falsch; die Polizei hatte bloß einen Verdacht auf illegale Prostitution: Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung wäre es aber nur dann gerechtfertigt gewesen, Khelili in Polizeiakten gegen ihren Willen als Prostituierte zu bezeichnen, wenn sie wegen illegaler Prostitution verurteilt worden wäre, nicht aber auf Verdacht. In der elektronischen Datenbank wurde die Berufsbezeichnung ohnehin schon vorher korrigiert (Schneiderin), nicht aber in den Polizeiakten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die folgende Pressemeldung passt zum Thema dieses Threads: Amnesty International will dafür kämpfen, Prostitution nicht mehr zu kriminalisieren. Prostituierte seien einem „ständigen Risiko der Diskriminierung, Gewalt und des Missbrauchs“ ausgesetzt. Der Beschluss bezieht sich nur auf einvernehmlichen Sex zwischen Erwachsenen; Sex mit Minderjährigen, Zwangsprostitution und Frauenhandel sollen weiter bekämpft werden. Kritiker halten dagegen, dass „Freiwilligkeit“ in der Prostitution generell hinterfragt werden müsse; es handele sich immer um Ausbeutung.

Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/welt/4798298/Amnesty-und-der-Kampf-fur-legale-Prostitution
 
Kritiker halten dagegen, dass „Freiwilligkeit“ in der Prostitution generell hinterfragt werden müsse; es handele sich immer um Ausbeutung.

Für mich ist dieses Argument schwachsinnig. Demnach wäre eine jede Erwerbsarbeit mit Zwangsarbeit gleichzusetzen.

Was meinst du dazu? :hmm:
 
Es handelt sich eher nicht um ein Argument, sondern um eine ideologische These, die typisch für den sogenannten sex-negativen Feminismus ist (Alice Schwarzer in Deutschland). Die These geht noch weiter und behauptet, dass jeder Erwachsene, der irgendwie von der Prostitution profitiert ein krimineller Ausbeuter sei. Wenn z.B. die Kinder einer Sexarbeiterin studieren, gelten sie als Zuhälter. Bedauerlich ist, dass auch der Gesetzgeber zunehmend von solchen ideologien beeinflusst wird (vgl. Diskussion in Deutschland zum Prostituierten-Schutzgesetz)
 
Da finden sich dann ultra - radikale Feministinnen mit verzopften Betschwestern im selben Boot.


:roll:

Es gibt zwei feministische Richtungen: eine ist pro Prostitution und kämpft Hand- in Hand mit Amnesty International, und die andere (meines Gefühls nachs älter und weniger werdende Richtung) ist eben die No-Porno und No-Prostitution Richtung rund um Alice Schwarzer.

Ich finde lange schon, dass Sexwork raus kommen sollte aus dem Graubereich, solange der Staat Auflagen macht und Steuern kassiert, soll er nicht so deppad tun. Aber problematisch sehe ich dennoch das Thema, dass den Menschenhändlnern das Leben dadurch wieder erleichtert wird. Siehe Deutschland. Hast du, liebe Lysisca, eine Idee, wie man beiden Themenbereichen, die recht wenig miteinander zu tun haben, dennoch oft Hand in Hand vorkommen, gerecht werden könnte?
 
:roll:

Es gibt zwei feministische Richtungen: eine ist pro Prostitution und kämpft Hand- in Hand mit Amnesty International, und die andere (meines Gefühls nachs älter und weniger werdende Richtung) ist eben die No-Porno und No-Prostitution Richtung rund um Alice Schwarzer.

Ich finde lange schon, dass Sexwork raus kommen sollte aus dem Graubereich, solange der Staat Auflagen macht und Steuern kassiert, soll er nicht so deppad tun. Aber problematisch sehe ich dennoch das Thema, dass den Menschenhändlnern das Leben dadurch wieder erleichtert wird. Siehe Deutschland. Hast du, liebe Lysisca, eine Idee, wie man beiden Themenbereichen, die recht wenig miteinander zu tun haben, dennoch oft Hand in Hand vorkommen, gerecht werden könnte?

Bin zwar nicht Lysisca, mein Standpunkt dazu ist aber so: Hurerei hat es immer gegeben und wird es immer geben. Sie ist sozial wichtig, da sie ganzen Familien Einkommen bringt und was noch wichtiger ist, den Druck sexuell unbefriedigter Männer aufnimmt. Überall dort, wo Bordelle und SW verboten sind, ist die Vergewaltigungsrate sehr hoch. Das wird in den nächsten Jahren ein Problem werden, ein Grossteil der Illegalen in Österreich ist jung, männlich, kein Wunder, dass sogar Pfarrer den Einsatz von SW für diese Leute fordern.
 
Aber problematisch sehe ich dennoch das Thema, dass den Menschenhändlnern das Leben dadurch wieder erleichtert wird. Siehe Deutschland.

Tatsächlich wird Menschenhändlern/Ausbeutern das Leben erschwert, wenn der Staat die Menschenrechte von Sexarbeiterinnen endlich anerkennt. Denn logischerweise kann es nur den Ausbeutern helfen, wenn sich Sexarbeiterinnen selbst wegen illegaler Prostitution belasten müssen (z.B. in Vorarlberg), wenn sie die Hilfe der Polizei gegen Ausbeuter in Anspruch nehmen wollen.

Die These, wonach Menschenhändlern in Deutschland das Leben erleichtert wird, wird so nicht durch Fakten/wissenschaftliche Studien unterstützt.
 
Tatsächlich wird Menschenhändlern/Ausbeutern das Leben erschwert, wenn der Staat die Menschenrechte von Sexarbeiterinnen endlich anerkennt. Denn logischerweise kann es nur den Ausbeutern helfen, wenn sich Sexarbeiterinnen selbst wegen illegaler Prostitution belasten müssen (z.B. in Vorarlberg), wenn sie die Hilfe der Polizei gegen Ausbeuter in Anspruch nehmen wollen.

Die These, wonach Menschenhändlern in Deutschland das Leben erleichtert wird, wird so nicht durch Fakten/wissenschaftliche Studien unterstützt.


Mein Eindruck ist schon lange, dass ihr SW eine Art Kastenwesen betreibt. Oben die besser bezahlten, intelligenteren und gebildeten Mädels, die sicher nicht durch Menschenhändler eingefangen und zur Hurerei gezwungen wurden. Ganz unten die genötigten Ostblockhuren, die für Dumpingpreise das Praterfickfleisch abgeben. Im normalen Arbeitsleben ist es ähnlich: je weniger gezahlt wird, desto mehr werden Arbeitnehmerinnen ausgebeutet. Eigentlich müsste der Staat einen Mindestlohn für SW festsetzen und für geregelte Krankenversicherung und Pensionskassen sorgen.
 
Glaubst, der macht beim Thema Asyl stopp und zu anderen Themen zeigt er eine zeigbare Haltung? ...
 
Eine aktuelle Nachricht mit Bezug zum Thread:

Der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen hat diese Woche mit der österreichischen Regierung einen Dialog zur Menschenrechtssituation in Österreich geführt und dabei zitierten die UNO Experten auch aus dem Bericht des Sexworker Forums an die UNO. Seitens der UNO wurden Bedenken gegen die gesetzlichen Benachteiligungen von Prostituierten geäussert, z.B. Ausschluss vom Erbrecht unter ABGB. Die Regierungsdelegation konnte dies nur bestätigen.

Quellen:
Pressemitteilung der UNO

Schattenbericht des Sexworker Forums
 
Es wird Zeit, daß die unsachlichen rechtlichen Benachteiligungen, wie beim Erbrecht und bei der Verweigerung der freien Arztwahl, aufgehoben werden.
 
Zurück
Oben