Ist man ein besserer Mensch, wenn man immer ehrlich ist?

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Gast

(Gelöschter Account)
Zu dieser Diskussion kam es im Thread "Gibt es noch glückliche Beziehungen?"

Findet ihr es gut und sinnvoll immer und überall schonungslos ehrlich zu sein?
Muss man sich manchmal zwischen höflich und ehrlich entscheiden?

Ist man unbedingt ein besserer Mensch, wenn man ehrlich ist, durch seine Art aber Menschen vor den Kopf stößt?

Für mich ist es schon ein Unterschied wen man anlügt. Ob es nun mehr oder weniger Fremde sind oder Freunde.
Und in welcher Situation es geschieht.... will ich mir damit einen Vorteil verschaffen oder will ich jemanden nicht kränken?

Das klassische Bespiel:

Eine eher unsichere Freundin kommt zu dir und sagt: "Findest du eigentlich, dass ich hübsch bin?".
Angenommen man findet sie ganz und gar nicht hübsch, aber sehr nett.
Tja.
Sicher kann man da diplomatisch sein und sagen: "Naja, ich habe einen anderen Typ Frau..." aber ist das dann ganz ehrlich?

In dem anderen Thread habe ich das Beispiel mit Vertretern von Hilfsorganisationen gebracht. Die können mitunter schon lästig und dreist werden. Vorallem weil sie ein freundliches "Nein, das interessiert mich nicht" so nicht stehen lassen.
Dann kommt meistens: "Wie kann dich das Leid der Tiere nicht interessieren?"
"Ich habe zu wenig Geld" lassen sie auch nicht gelten.
Man hat also - wenn man nicht diskutieren will - fast nur mehr die Möglichkeit sehr barsch zu sein. Oder eben zu lügen.
Ich habe raus gefunden, dass die Sache sofort vom Tisch ist, wenn ich sage, ich bin nur Tourist.

Ist gelogen, ja. Ist das automatisch schlimm? Ich versuche Menschen so zu behandeln, wie ich behandelt werden will. Natürlich schaffe ich es nicht immer, das ist eine andere Geschichte.

Aber wäre ich so ein Vertreter wäre mir eine freundliche Lüge lieber, als jemand der sofort unfreundlich ist. Ich hätte ein besseres Gefühl.
Und wenn nun plötzlich alle die ich anspreche Touristen sind oder noch keine 18 (trotz grauer Haare) sagt das für mich genauso viel aus wie wenn alle sagen, sie haben kein Interesse.

Das Problem dabei ist: Jeder will anders behandelt werden. Natürlich gibt es Menschen, denen Ehrlichkeit immer lieber ist, auch wenn sie weh tut.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Tja, Baby, die Gratwanderung zwischen gesundem Egoismus , Arschloch und Wéh ist sehr anspruchsvoll.
 
Findet ihr es gut und sinnvoll immer und überall schonungslos ehrlich zu sein?
Muss man sich manchmal zwischen höflich und ehrlich entscheiden?


Schonungslos: nicht immer. Immer ehrlich: wenn möglich, gibt natürlich Ausnahmen (Bsp. Ironie, manchmal könnte ich eine falsche Annahme korrigieren und tu's nicht). Entscheidung zwischen Ehrlichkeit und Höflichkeit: kann vorkommen, erlebe ich allerdings ziemlich selten.


Ist man unbedingt ein besserer Mensch, wenn man ehrlich ist, durch seine Art aber Menschen vor den Kopf stößt?

Nein, für mich spielt auch eine Rolle, mit welcher Motivation jemand ehrlich ist. Dient diese "Ehrlichkeit" als Waffe oder als Vorwand, andere bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu kränken, hat das mit "besserer Mensch" herzlich wenig zu tun.


Eine eher unsichere Freundin kommt zu dir und sagt: "Findest du eigentlich, dass ich hübsch bin?".
Angenommen man findet sie ganz und gar nicht hübsch, aber sehr nett.
Tja.
Sicher kann man da diplomatisch sein und sagen: "Naja, ich habe einen anderen Typ Frau..." aber ist das dann ganz ehrlich?


Ich würde ehrlich antworten und ich glaube, daß das auch ohne Kränkung geht. Wenn ich sie nicht hübsch finde, würde ich beispielsweise antworten: "Nein, du würdest mir besser gefallen, wenn..." oder auch, daß ich "hübsch" generell nicht als Maßstrab für Attraktivität sehe. Natürlich könnte eine solche Antwort auch kränkend ankommen, in der Regel wird man so etwas allerdings eh von Leuten gefragt, die einen kennen, sie stellen diese Frage also mit dem Wunsch nach ehrlicher Antwort. Denen dann "Dooooch, du bist hüüüüüüüüüpsch!" vorzulügen fände ich gemeiner, als ehrlich zu sein.


In dem anderen Thread habe ich das Beispiel mit Vertretern von Hilfsorganisationen gebracht. Die können mitunter schon lästig und dreist werden. Vorallem weil sie ein freundliches "Nein, das interessiert mich nicht" so nicht stehen lassen.
Dann kommt meistens: "Wie kann dich das Leid der Tiere nicht interessieren?"

Ich antworte meist: "Darüber diskutiere ich nicht" und geh weiter. Selten, daß dann noch insistiert wird, mag aber an meinem "bösen Blick" liegen.



Das Problem dabei ist: Jeder will anders behandelt werden. Natürlich gibt es Menschen, denen Ehrlichkeit immer lieber ist, auch wenn sie weh tut.

"Es allen Menschen Recht getan ist eine Kunst, die niemand kann". :lehrer: :mrgreen:

Ich neige dazu, mich zu oft / zu sehr auf die Bedürfnisse anderer einzulassen, aber ich lerne immer besser, in erster Linie auf meine eigenen Befindlichkeiten zu achten. Ein Problem sehe ich höchstens dann, wenn ich das Wohl anderer über mein eigenes stelle, und das passiert mir mittlerweile nicht mehr oft.
 
Muss man sich manchmal zwischen höflich und ehrlich entscheiden?

Im Berufsleben wird die Mischung aus beiden eher der Standard sein - du bist deiner Firma verpflichtet.


Sicher kann man da diplomatisch sein und sagen: "Naja, ich habe einen anderen Typ Frau..." aber ist das dann ganz ehrlich?

Finde ich als gute Lösung - das mit dem Typ ist ja die Wahrheit und der Faktor Nett passt auch. Über Haare, Stil, .... kann ja dann *kleinweise* gesprochen werden ...
 
Ich antworte meist: "Darüber diskutiere ich nicht" und geh weiter. Selten, daß dann noch insistiert wird, mag aber an meinem "bösen Blick" liegen.

Würde bei mir nicht funktionieren, glaube ich. Dazu muss man wirklich den passenden Blick haben, ein bestimmtes Auftreten.
Kann man vielleicht lernen. ;)


Im Berufsleben wird die Mischung aus beiden eher der Standard sein - du bist deiner Firma verpflichtet.

Guter Punkt.
Wenn man nun wirklich immer ehrlich sein will, kann man manche viele Berufe gar nicht machen.
Gibt genug Firmen, die ihren Mitarbeitern vorgeben bei bestimmten Dingen gegenüber Kunden zu schwindeln.
 
Ehrlichkeit ist besser als Taktgefühl, aber man könnte es taktvoll mitteilen, falls so viel Taktgefühl vorhanden.
 
Es gibt da ein schönes Sprichwort zum Thema Wahrheit:

Die Wahrheit kann verletzend sein darum ist es oft besser zu schweigen


Ich selber komme aus dem Verkauf und habe schon als Lehrling gelernt das es oft besser ist entweder die Wahrheit zu verdrehen und zu biegen oder gar nichts zu sagen. Nach diesem Motto lebe ich heute noch. Wenn ich immer sagen würde was ich mir denke und damit dem gegenüber die Wahrheit ins Gesicht sagen würde dann wäre ich höchstwahrscheinlich schon lange erschlagen worden.


lg
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
immer grad heraus, direkt ins gesicht gesagt, kommt zwar ned immer gut, egal :mrgreen:
 
"Ist mein Schwanz zu klein?"-"Keinesfalls...solange du ihn beim Pinkeln zwischen zwei
Fingern halten kannst." Ehrlich genug?
Du bist doch das größte Arschloch, das mir jemals untergekommen ist. Beleidigend?

ICH bin - außer bei der Steuererklärung - meist ehrlich. Wer's ned verkiefelt, soll mi ned fragen oder a Aussage provozieren.

Liebenswürdig, mit Augenzwinkern und breitem Grinsen kann man den Menschen sehr wohl die ungeschminkte Wahrheit zumuten. Wie immer und überall macht der Ton die Musik. Um ehrlich zu bleiben, muss man ja deshalb niemandem mit dem Arsch ins Gesicht fahren.
 
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