so. Ich möchte mich mal bei
@Jenny bedanken, dass ich in den Podcast eingeladen wurde und wir uns so nett unterhalten haben
Dann möchte ich mich bei
@Mitglied #548352 bedanken für die lieben Worte, und dass Du sagst, ich sei normal
Ich hab im Zuge des Gesprächs mit Jenny auch angesprochen, dass ich innerhalb der Sexarbeit sicher eine recht privilegierte Position einnehme, weil ich neben deutsch als Muttersprache, einem akademischen Titel und einer Ausbildung, die mir die Selbstständigkeit ungemein erleichtert, auch recht spät und somit vielleicht “gefestigter” und mit einem finanziellen Polster in der Sexarbeit begonnen habe. (Ob es das in den nächsten Podcast schafft, weiß ich nicht (wird ja auch geschnitten). )
Jedoch habe ich im Bordell und auch in meiner Tätigkeit bei der BSÖ so viele Kolleginnen getroffen, die vielleicht nicht mit den selben erleichternden Voraussetzungen begonnen haben, die aber trotzdem nicht gezwungen werden, die das selbstbestimmt und freiwillig machen. Ich hab im Puff natürlich auch mit rumänischen Kolleginnen Kontakt (die oft als Beispiel herangezogen werden, wenn von Ausbeutung etc gesprochen wird), die das meiste ihres Verdienstes nach Hause schicken, weil dort ihr Mann und ihr Kind sind. Da wird das Haus finanziert und das Leben, das halt nicht so rosig ist wie in Österreich. Diese Kolleginnen verdienen auch gutes Geld und ziehen die Sexarbeit z.B. der Pflege oder Gastronomie vor (hab einige Kolleginnen, die aus diesen Branchen in die SA gewechselt haben).
Ich möchte Sexarbeit nicht schönreden für Menschen, die nicht in der Sexarbeit sein wollen. Diesen muss geholfen werden, auszusteigen und Alternativen zu finden.
Die angesprochene Huschke Mau (in einem Vorkommentar) ist nicht repräsentativ für Sexarbeit, sie meint einfach, dass jede Form der Sexarbeit Zwang und Vergewaltigung ist, und das stimmt so eben überhaupt nicht. Sie ist ein Opfer von Zwangsprostitution und das ist schrecklich und ihr muss geholfen werden. Jedoch würde niemand eine (oder sogar mehrere) geschlagene Ehefrau(en) als Beispiel dafür bringen, warum Ehe oder heterosexuelle Partnerschaften verboten werden sollen. Die weit größere Gruppe an Sexarbeiter*innen in AT arbeitet freiwillig.
Wirtschaftliche Zwänge, die dann oft ins Rennen gebracht werden, wenn’s um das Schlechtreden von Sexarbeit geht, haben alle Menschen, sonst wären wir wohl alle permanent auf Urlaub.
Ich wünsche mir einfach, dass Sexarbeit so entstigmatisiert wird, dass alle Kolleginnen selbstbewusst und selbstbestimmt Entscheidungen treffen können, wissen, wo sie bei Bedarf Hilfe bekommen, aber auch wissen, was ihre Rechte sind. Egal ob am Straßenstrich, Laufhaus, Escort oder wo auch immer.
Dass dieser Podcast/mein Leben als Sexarbeiterin nur ein kleines Fragment innerhalb der Sexarbeit darstellt, und ich nicht für die gesamte, sehr heterogene, Gruppe der Sexarbeiter*innen spreche, sollte auch allen klar sein, hoffe ich.