...der bericht zum abend!
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
wieder einmal stehe ich, leicht zitternd, vor etlichen neugierigen augenpaaren.
der chef des cafes kündigt mich an.
ein sympathischer kerl, viele worte macht er nicht.
aber das notwendigste sagt er doch.
nach mistelbach hats mich diesmal verschlagen.
in das bekannteste cafe vor ort, das nicht nur kaffee- und eisaufnahmestätte, sondern auch berühmt für seine kulturellen veranstaltungen ist.
etliche promis haben vor mir schon hier gelesen.
und jetzt steh ich da.
in fußstapfen, die mir um vieles zu groß sind.
und stammle mich durch meine einleitung.
sch***e - ich sollte mir angewöhnen, endlich deutlicher zu schreiben!
was heißt das, bitte?
keine ahnung - ich improvisier einfach!
bring irgendwie die einleitung hinter mich.
lall!
dann gehts los - erste geschichte.
bitte warten - donna und betti.
meine liebste einleitung.
harmlos (ach ja, genau! "harmlos" war das wort, das ich vorhin nicht lesen konnte!

), nett und eindeutig.
der tag hat ja schon phantastisch begonnen:
zuerst, gegen mittag, noch ein termin.
muss ich unbedingt machen - der zahlt so gut, den kann ich nicht sausen lassen.
außerdem klingt er ur nett am telefon...
na, wurscht.
unterwegs ins büro, ein anruf von meinem menetscher.
"wir stehen im kurier!"
na super - willst mich nervös machen?
brauchst net - bin ich eh!
nach dem termin nach hause.
müd bin ich a bissal, die füß tun ma weh und der kopf auch.
über die reichsbrücke glüh ich, dann will ich runter auf die donauufer.
die sonne scheint, es ist ein wunderschöner herbsttag.
oooops, die kurven da runter zur donauufer zaaht si!
ordentlich reinlegen, lenkrad festklammern, gas geben...
tsssssswusch!
da zischt was über armaturenbrett und raus aus dem fenster.
klatsch!
was zum...?
ich schau in den rückspiegel.
ja scheiß - meine brille!
hab die sonnenbrille im etui auf dem armaturenbrett abgelegt und irgendwie hat sie die fliehkraft genutzt und wollte abhauen.
ist ihr gelungen! zumindest bis zur straße.
da liegt sie jetzt.
und ein nachkommender autofahrer verfehlt sie nur knapp.
ich zieh auf den pannenstreifen, alarmblinkanlage an und hüpf raus.
aufs gelbe verhüterli anziehen vergess ich jetzt mal.
die situation ist auch so entwürdigend genug!
ich hoppel also so schnell es meine laufwarzen erlauben, zurück und krall mir meine brille.
so - hab sie!
wieder zruckschurln, eini ins auto und...
nix und.
eine kolonne kommt den berg herunter, durch die kurve und auf mich zu!
ich duck mich in meinem kleinen blauen auto und hoff nur, dass keiner von denen farbenblind ist und ein kleines blaues übersieht.
hüüülfe!
einer nach dem anderen zischt vorbei, und ich komm von meinem halblegalen platzerl da auf dem pannenstreifen net weg!
ganz wurscht is ma des nicht, aber letzlich geht es vorbei.
ein nachzügler noch, dann ist wieder ruh.
und ich kann gemütlich meinen weg fortsetzen.
wobei - gemütlich?
guter scherz!
ich hab noch genau eine stunde zeit, bevor wir losfahren müssen!
irgendwie schaff ichs: nach hause, in die wanne und mit family auf den weg machen.
dankenswerterweise behält meine persönliche betreuerin

bussal

den überblick und passt auf, dass alles mitfährt, das wir brauchen: bücher, mikro, verstärker, visitkarteln, ...
unterwegs - wir überlegen gerade, wie wir den sicheren stau auf der brünnerstraße umgehen können, hat die gute lorelay eine zündende idee:
"da vorne, vor uns, da fahren zwei mit einer
MI-nummerntafel! häng ma uns an!"
gesagt - getan.
die beiden fahren wie die teufeln, und ich ebenso hintennach.
der family wird schlecht, mir selber am meisten.
aber wir bleiben dran!
ulrichskirchen...
...der erste biegt in eine kleine seitengasse ein.
also - dem fahrma net nach - oder?
felix feixt.
was?
WAS?
ääähm - hast du bedacht, dass wolkersdorf und umgebung ebenfalls
MI haben?

na, hab ich net!
aber wurscht - einen hamma ja noch, vielleicht bringt uns der...
eine ortschaft weiter, der zweite
MI fährt in eine garage.
also, wenn mich nicht alles täuscht, ist mistelbach nicht in einer garage!
ist es nicht.
weiter.
wir haben ja ungefähr eine ahnung, wo wir hinsollen.
und in die richtung halten wir uns.
schüchterne zwischenfrage von mir:
"soll ich das navy...?"
"nein!", im chor.
na dann nicht! und das alles nur, weil es uns das letzte mal um circa 60 km danebengeleitet hat!
tsts!
schließlich finden wir unser ziel, mit hilfe unseres scharfen verstandes und einem klitzekleinen bissl glück.
"alle plätze sind schon vorreserviert, im hauptraum!", informiert uns der chef des hauses.
jössas!
meine nervosität steigt.
als dann noch einer was von "presse" murmelt, ist es ganz und gar geschehen um mich.
die professionalität leidet gewaltig, der leidensdruck steigt.
schön langsam füllt sich das lokal.
irgendwie scheinen alle zu wissen, dass ich das bin, die...
ich werde öfter gemustert als der klavierspieler, der tapfer gegen ein leicht verstimmtes instrument anspielt.
hie und da ein bekanntes gesicht, gottseidank!
fast alle getreuen sind da - die muss ich nachher extra kurz loben, besonders die mama und ihren begleiter, meinen zum inventar gehörenden kameramann.
ja - und dann ist es soweit, hier steh ich jetzt also, mitten in der ersten geschichte.
in der reihe vor mir ein freundliches gesicht, mein schutzengel, eine frau, die mich durch die ganze lesung "tragen" wird, mit ihrer aufmerksamkeit und ihrem lachen.
der ganze tisch strahlt so eine unvoreingenommene offenheit aus, dass mir ganz leicht ums herz wird - obwohl mich mein soundsystem etwas im stich lässt.
ist einfach zu klein für den langen raum, aber wer denkt an sowas?
eine frau ingenieur sicher nicht!
in der pause: "bitte ein bissl lauter!"
uff!
i schrei ja eh schon!
wir drehen an den mikroknöpfen herum, aber mehr gibts net her, das ding!
und meine stimme schon gar nicht...
ein nettes paar aus wien kommt auf mich zu, wollen ein buch.
na gerne!
sogar mit widmung, wenns wär!
wir plaudern ein bissl, dann gehts weiter.
zweiter teil.
aus organisatorischen gründen kürzen wir den zweiten teil - meine stimme wird schon etwas ...rauh und rauchig.
und das ohne tschick!
aber für den erlesenen nebel aus zigaretten- und ziagrrenrauch sorgen eh die anderen.
röchel!
ich plag mich ein bissl mit der zweiten hälfte - höchste konzentration.
hab ja schon lang nimmer gelesen.
und das publikum ist anders als anderswo.
die lachen zwar, aber mehr so... nach innen.
und anschauen tuns mich auch nicht!
die schauen eher in die luft und nur wenn du ganz genau hinschaust, siehst, dass sie beben, die schultern zucken und die mundwinkel nach oben gehen.
und dann ist es vorbei.
ich taumle zu den meinen, lass mich auf die bank fallen.
geschafft!
hochzufrieden bin ich nicht, aber es hätte schlechter laufen können.
die leut rundherum zerstreuen sich langsam, am nebentisch bricht offenbar ein kleines liebesdrama aus, wir trinken noch eine runde.
irgendwann gegen zwölf dann der aufbruch.
verabschieden bei den paar restbeständen der lesung, shakehands mit der charmanten dame des hauses.
"good bye" zum lokalchef.
bis bald!
spätestens zur eissaison sieht man sich wieder!
und dann - nach hause, im kleinen blauen, ins bett fallen und schlafen wie eine große...