Tja, du kannst dann die Problematik nicht nachvollziehen. "Sich aufregen" ist eine Verharmlosung. Man fühlt sich bzw. seine Sorgen nicht ernst genommen. Da geht es doch um mehr als nur die Ärgernis über jemanden, der auf die Brüste einer Frau starrt.
Stimmt, ich kann die Problematik nicht nachvollziehen. Ich habe ja schon geschrieben, dass das Verhalten des Arztes unprofessionell war. Aber eben aus meiner Sicht kein sexueller Übergriff. Das ist so wie wenn mir im Gasthaus das Schnitzel nicht schmeckt. Ich sag' das entweder dem Kellner oder ich komm' nicht mehr, oder beides. Aber ich werfe dem Restaurant nicht vor, eine Lebensmittelvergiftung geplant zu haben.
Wie schon erwähnt, wennst als Frau nur ein Wort sagst wie "meine Augen sind hier oben, Herr Doktor", dann ist er der Blamierte. Oder Du gehst halt nicht mehr hin, wenn Du Dich unprofessionell oder überhaupt schlecht behandelt fühlst. Drum fand ich die Reaktion des überweisenden Arztes im von
@Mitglied #539268 geschilderten Fall völlig daneben.
Von einem Feuerwehrmann hat man auch zu erwarten, dass er nicht von einem Feuer panisch davor rennt. Ja, er ist auch nur ein Mensch und kann/darf natürlich auch Angst haben, aber er ist ausgebildet bei dieser Gefahr anders als ein Durchschnittsbürger zu reagieren. Genauso wie ein Arzt die Fähigkeit haben sollte, sich auf das Wohlbefinden und Sorgen des Patienten zu konzentrieren und sich nicht von z.B. Brüsten derart ablenken zu lassen.
FALLS man aber so unprofessionell ist, dann ist es umso wichtiger solch ein Verhalten auch als (sexuelle) Belästigung zu betiteln. Stell dir dann vor wer sich "über alles gleich aufregen" wird
Würdest du dem Arzt dann auch den gleichen Rat geben, dass es um den Patienten eh nur um einen Menschen handelt und der Arzt sich eben nicht gleich über alles aufregen sollte? Wohl kaum.
Du kannst gerne mit noch mehr Gleichnissen kommen, wirst mich aber nicht davon überzeugen können, dass dieses zweifellos unprofessionelle Verhalten des Arztes sexuelle Belästigung ist. Bei sexueller Belästigung muss aus meiner Sicht etwas Aktives und Absichtliches dabei sein, ein bewusster Eingriff in die Persönlichkeitssphäre. Das ist bei einem Blick oder auch Starren mE nicht gegeben.
Nein, sind wir nicht. Ob mir jetzt z.B. die Bauarbeiter nachpfeifen, wenn ich an einer Baustelle vorbeilaufe ist etwas anderes als wenn das gleiche Verhalten vorhanden ist, wenn wir in der gleichen Firma arbeiten bzw. in irgendeiner geschäftlichen Beziehung zueinander stehen.
Ja, ist sicher ein Unterschied. Aber wo ist die Grenze? Darf ein Kollege zu einer Kollegin, ein Chef zu seiner Mitarbeiterin auch nicht mehr sagen "Mei, heut' sind's aber wieder fesch"? Ich bin dafür, professionell miteinander umzugehen, aber eben nicht steril. Wir sind immer noch Menschen, keine Maschinen.
Quizfrage: sind Frauen denn immer dabei, wenn sich Sexisten idiotisch aufführen?
Nein, aber doch meistens. Ein Burgenländerwitz macht dem Erzähler und dem Auditorium ja auch umso mehr Spaß, wenn einer wie ich dabei ist
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Das Problem ist auch hier nicht nur ein harmloser Witz oder "lustiger" Kommentar. Wenn man (in diesem Fall) als Mann die abwertenden Witze nicht lustig oder in Ordnung findet, aber schweigt - dann vermittelt man den anderen in dieser Gruppe das Gefühl ihre Ansichten zu teilen, dass an einem diskriminierenden Verhalten nichts falsch ist. Diese Grundhaltung zieht doch weitere, bedeutendere Kreise.
Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Wer sexistische Witze erzählt, hat ja deswegen nicht mangelnden Respekt vor dem anderen Geschlecht. Nicht wenige, die gerne Burgenländerwitze erzählen, schätzen unseren Wein und/oder machen bei uns Urlaub. Und im Fall von sexistischen Männerwitzen darf ich anmerken, dass sehr viele davon einen wahren Kern haben
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Ich habe nie gegen irgend jemanden Anzeige erstattet, auch selten bzw. erst recht spät überhaupt was gesagt. Zur Wehr gesetzt dagegen schon, zur Anzeige wg. Körperverletzung gegen mich kam es nie. Auch eine Auswirkung der weiter oben beschriebenen strukturellen Gewalt: von einer Frau zu Boden geschlagen zu werden verträgt das männliche Selbstbild nicht.
Ja, sicher. Ich würde außerdem sagen, dass eine Watsch'n nach einem unmotivierten Griff an den Arsch g'sund ist. Wer halbwegs zu denken fähig ist, erkennt, dass er zu weit gegangen ist - und sinnt nicht auch noch nach Vergeltung.
Was das Nachpfeifen angeht: ist mir als Jugendliche und junge Frau öfter passiert. Hat mir Angst gemacht.
So ängstlich wirkst Du auf mich nicht. Aber es ist ja bekannt, dass Angst ist oft irrational ist.
Heut denk ich: das war sicher nicht als "Flirtversuch" zu werten, wenn eine Horde Bauarbeiter einer vorbeigehenden jungen Frau im Chor nachpfeift. Die haben sich gegenseitig angegeilt, sich beweisen wollen, was für tolle Hechte sie sind. Sie wollten für ihre Kumpels sexy wirken, nicht für die Frauen, die sich davon behandelt fühlten wie 'ne Wand im Pissoir.
Das ist, sorry, eine sehr humorlose Sichtweise. Ich kann mich noch an einen Beitrag weiter vorne erinnern, wo eine mit Pfiffen bedachte Frau sich umgedreht und den Arbeitern am Gerüst den Mittelfinger gezeigt hat. Am Ende hatten offenbar alle ihren Spaß.
Und mir wär's ziemlich gleichgültig, ob du vor mir Respekt hättest.
Das erschüttert mich jetzt in meinen Grundfesten
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ch kenne bessere sexistische Frauenwitze als sexistische Männerwitze
Na dann passt's eh
Mir scheint, daß vielen überhaupt nicht klar ist, daß Anbaggern, Gucken, blöde Sprüche reißen oder auch Flirten als belästigend empfunden werden kann, das aber nicht i.S. von strafrechtlich relevante Belästigung. Ausnahmen gibt's (Beispiel: wiederholte sexistische Sprüche von männlichen Kollegen im Beisein von Frauen. Könnte u.U. je nach Situation als Mobbing gesehen und entsprechend geahndet werden).
Ja, und das mit Recht. Da steckt dann schon eine gewisse Absicht dahinter.
Wenn ich irgendwo angebaggert würde (die Zeiten sind gottlob vorbei), dann kann ich je nach Temperament geschmeichelt, genervt, abwertend (ja, das tun Frauen ziemlich oft, besonders viel Respekt ist auf beiden Seiten nicht vorhanden) oder schnippisch reagieren. Kein schöner Umgang miteinander.
Dieser Umgang gehört aber zur menschlichen Gesellschaft dazu. Warum baggert der Mann die Frau an? Weil er hofft, auf die geschätzt eine von zehn zu treffen, die sich geschmeichelt fühlt. Dass die anderen neun abwertend, genervt oder schnippisch reagieren, damit muss wiederum er leben. Es ist nicht alles lieb und nett, was einem tagtäglich begegnet. Es gibt immer wieder Ärgernisse verschiedenster Art, mit denen wir umgehen müssen. Wer "Gucken", "Nachpfeifen" oder "sexistische Witze reißen" in die gleiche Kategorie stellt wie "Busengrabschen", tut dem Themenfeld der sexuellen Belästigung nichts Gutes, finde ich.