Wenn du dazu den richtigen Weg findest, bekommst den Nobelpreis
Wie schon mal bei einer anderen Gelegenheit geäußert, sollte man sich einmal intensiv bei allen Kulturen umsehen, wo die Thematik besser funktioniert, wobei die Kriterien und Bewertung an sich schon eine Herausforderung sein wird, weil "wir" da nicht so einfach aus unserer Haut herauskönnen. Das ist auch ein Henne-Ei-Problem und ein zu erwartender Pendeleffekt gleichzeitig:
Angenommen - rein hypothetisch + idealisiert - wir schaffen eine unverkrampfte Gesellschaft, wo möglichst geschlossen die nächste Generation insofern ideal erzogen und an die Sache herangeführt wird, dann hätte man einen Generationenbruch, wo die beiden Seiten nur mehr bedingt miteinander sprechen und Erfahrungen austauschen können.
Bislang erlebten Jugendliche es eben so, daß Eltern entweder recht offen damit umgingen - und wenn sie damit überfordert waren, in eine persönliche Gegenreaktion und Prüderie wechselten.
Umgekehrt haben wir entsprechend verklemmte Eltern, die das entweder fast 1:1 weitergeben und auf ein Wunder von außen hoffen, oder aber die jugendlichen Rebellen damit erst recht wecken - nicht nur, wenn jene auf offen erzogene Altersgenossen treffen.
---> 3 dieser 4 Fälle sind dann kaum in der Lage, mit ihren Eltern unverkrampft über das Thema zu reden.
Dazwischen gibt es aber zwangsläufig eine breite Palette von Zwischentönen, in der Intensität oder im zeitlichen Ablauf, und damit den Auswirkungen.
Was macht im realen Fall die Konversation mit Eltern so schwierig? Weil da eine latente persönliche Offenbarung als Damoklesschwert drüber schwebt: Natürlich müssen Mama + Papa Sex gehabt haben ... aber wer will das schon in punktuellen Details hören, wie die beiden da tick(t)en?!? Oh! Sohn/Tochter sind unleugbar geschlechtsreif geworden (Erkenntnis spätestens bei der Bettwäsche) - aber wenn ich jetzt ein Gespräch anfange, würde ich womöglich bei den Fragen was raushören, was ich gar nicht hören will!
Das ist so eine Art beidseitige
"Schrödingers Sexualität":
"Wenn ich die Schachtel nicht öffne = das Thema nicht anschneide, ist auch nichts davon real passiert"
Vorfahren und Nachfahren sind in der persönlichen Wahrnehmung als sexuelle Wesen dann einfach ausgeblendet und das Gehirn verwehrt sich jeder Vorstellung, Fantasie und Überlegung, und der Gefahr, mit einem Gespräch Öl in dieses Feuer zu gießen.
Über die letzten (sagen wir mal) 150 Jahre, wo man in Europa von ausreichend modernem, urbanen Leben dann auch aufkommender Psychologie + zugehöriger empirischer Beobachtung sprechen kann, hatten wir durchaus schon einige ordentliche Schwenks, zwischen progressiver, offener gelebter (Un)moral (
FKK in der Zwischenkriegszeit, Hippietum und aufkommen der Pille, die stufenweise Explosion von Pornographiekonsum im Mainstream beginnend mit VHS und zuletzt Internet, bis hin zu Will&Grace sowie letztlich SATC, die auch die letzten ehemaligen rote-Ohren-Themen und (wie es Enissa Amani nennt
Ohhh-Witze, über die die Mittelschicht Anfang der 70er kaum hinwegsehen konnte, aber verschämt-verlogen die Nase rümpfte, saloonfähig machten) und Anflügen leichten Neo-Biedermeiers.
Und was ist passiert? Die Gen Z, oder was immer grade in die Volljährigkeit kurvt, badet sich in einer Bandbreite von Trans-Hype, "I define as ..."-Lächerlichkeiten, Pr0n-Sucht/Erwartungshaltung/selbsterzeugtem Leistungsdruck + unter dem Hinweis-Bombardment, daß dort weder die reale Lust noch durchschnittliche Körper abgebildet werden, demgegenüber dann noch Abtreibungsgegnerschaften, No-Fap- und Neo-Jungfrau-bis zur Hochzeitsnacht-Bewegungen.
Schlußfolgerung? Vielleicht, daß die zunehmende Verwirrung über das nominell natürlichste Thema der Welt in der westlichen Kultur zum Programm wird ... aber auch nochmal zur Frage umgeschwenkt: Ist das nur im "Westen" zu beobachten/wie gestaltet sich all das in den USA, wie im Vergleich im kulturell gerade noch verwandten Südamerika, und auf der anderen Seite: in China, Indien, Japan, Südostasien, ....
Stolpert man über ein chaotisches Aufschaukeln von Ansätzen, oder sind gewisse Bewegungen einfach nur extrem in der öffentlichen Wahrnehmung vertreten und/oder von den Medien hochgespielt, obwohl sie in ihrer Anzahl wenige bis vernachlässigbar sind?
Was sagen Ärzte/Hebammen, Psychologen, Lehrer/Erzieher und Soziologen aus ihrer praktischen Beobachtung dazu?!?
An welcher Stelle kann man diesen Knoten für möglichst viele Vertreter ihrer Generation praktisch auflösen?