Ein paar Worte möchte ich auch dazu loswerden..
Erstmal die Diagnose Borderline. Seit einigen Jahren scheinbar der "Lieblingsstempel" vieler Ärzte, so meine Erfahrung und die aus dem Bekannten-/Freundeskreis. Wenn ich höre, dass einer Freundin nach zwei Sitzungen a 60min die Diagnose Borderline gestellt wird, könnte ich wirklich kotzen. Man nehme Missbrauchserfahrungen in der Kindheit, Selbstverletzung, vielleicht noch ne kleine Essstöung und ein paar zwischenmenschliche Probleme gespickt mit Angst vorm Verlassenwerden - und fertig. So kommt es mir leider oft vor, sogar bei ausgebildeten Psychologen und Psychotherapeuten
Borderline erfordert differentialdiagnostische Abklärung, das ist nicht binnen 2-3 Sitzungen erledigt. Und schon gar nicht mittels eines Online-Selbsttests
Borderline ist eine von den unter Laien bekannteren Störungen, viele haben schonmal davon gehört oder gelesen. Nur WAS, ist die Frage.. Jedoch gibt es viele andere Störungsbilder, die Borderline ähneln. Und Aussagen über zB die Intensität des gezeigten Verhaltens (wann ist ein Diagnosekriterium erfüllt und wann nicht?) sind für einen Laien schwierig, grade, wenn er selbst direkt oder indirekt betroffen ist.
Zum Zusammenhang mit BDSM.. bei Borderline ist das Selbstbild gestört, innere Präferenzen oft unklar. Eben auch häufig sexulle Präferenzen.
Ich muss gestehen, aufgrund meiner persönlichen subjektiven Erfahrungen wäre ich auch geneigt, zu sagen "Fast jeder SMler hat irgendeinen Knacks". Natürlich ist mir bewusst, dass mein Freundeskreis bzw "der Bekannte eines Bekannten eines guten Freundes" nicht repräsentativ für alle BDSMler ist. Keinesfalls
Ich such mir meinen Freundeskreis ja aus, zT, wie Katarina sagte, auch unbewusst.
ist heftigst gelebter sm ein ventil für die destruktive energie?
-und damit ein probates, wenn auch riskantes mittel um symtome zu lindern?
-oder ein suchtverhalten, selbst ausdruck der persönlichkeitsstörung, und geeignet diese noch zu verschlimmern?
Kommt auf die Definition destruktiver Energie an. Ich denke dabei spontan an Selbstverletzung, sich selbst schaden oder weh tun wollen. Das kann auch wieder unterschiedlichste Gründe haben - Aggressionsabbau (Selbsthass oder Wut auf andere...) oder einfach das Bedürfnis, sich selber wieder zu spüren.
Da bin ich ganz klar der Meinung:
NEIN, sowas sollte beim BDSM nicht kompensiert werden!
Wenn ich meine destruktiven Energien loswerden will, hab ich eine ganze Menge Möglichkeiten. Im besten Fall habe ich durch Therapie schon gelernt, wie ich damit umgehen kann, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Im schlechteren Fall stopf ich mich voll und geh kotzen, oder schneid mir die Arme auf. Mein Körper, meine Sache.
Aber mir würde im Leben nicht einfallen, meinen unschuldigen Partner in sowas reinzuziehen. Mag jetzt hart klingen, aber das grenzt für mich an Missbrauch. Ich kann und darf meinen Partner nicht zum Instrument werden lassen, um mir selbst zu schaden - erst recht nicht, wenn er gar nicht weiß, worauf er sich bei dieser Session einlässt. Dafür hab ich überhaupt kein Verständnis.
Beim BDSM wird oft davon gesprochen, was für eine Verantwortung der aktive Part dabei trägt. Na, stimmt ja auch. Der mit dem Rohrstock in der Hand muss immer etwas mehr Acht geben als der, der nur den Arsch hinhält. Aber auch als passiver Part muss man Verantwortung zeigen. Mein Top kann noch so gut und erfahren sein, wenn ich nicht zulassen will, dass er in mich "reinschaun" darf, wird er das nicht können. Da liegts dann an mir, die Notbremse zu ziehen, bevor ich ihn so benutze und er das vielleicht nichtmal erkennt. Wenn mein Partner nicht weiß, worauf er sich einlässt, fände ich das absolut unfair von mir. Ich kann nur von mir sprechen, aber mein Partner hätte defintiv keine Lust, mich zu schlagen, wenn er solche Motive dafür bei mir erkennt.
Und was, wenn ich richtig fies abstürze? Die Gefahr ist in solchen Momenten sicher am ehesten gegeben. Klar, passieren kann sowas leider immer, aber herausfordern muss ichs nicht. Auch meinem Partner zuliebe.
Hier sind imho ja vorwiegend Subs zu Wort gekommen. Wie würdet ihr reagieren, wenn jetzt ein Dom ankommt: "Ja, also wenn ich Stress auf der Arbeit hatte und aggresiv und schlecht gelaunt bin, dann verdresche ich meinen Partner richtig heftig.." Da geht doch hoffentlich bei den meisten wenigstens eine Augenbraue skeptisch nach oben..
Wenn ich hier sowas lese wie "Wenn es mir schlechter geht, will ich viel mehr BDSM, wenns mir gut geht, eher weniger." dann gruselts mich schon ein bisschen.
Ich bin kein unbeschriebenes Blatt, was psychische Erkrankungen bzw Probleme angeht. Aber wenns mir schlecht geht, bin ich froh, einen Partner zu haben, der mich in den Arm nimmt. BDSM ist so ziemlich das letzte, worauf ich dann Lust habe. Ich hätte sogar Angst, solche Spielchen mit meiner Psyche zu betreiben, wenn ich sowieso grade instabil bin. Ich kann BDSM nur dann voll genießen, wenn es mir gut geht. Wenn mir das Spiel Lust MACHT und nicht irgendwelche schlechten Gefühle VERSCHWINDEN lässt, das ist für mich ein dramatischer Unterschied.
Genau so wenig kann ich genießen, wenn ich unter dem Einfluss bewusstseinsverändernder Substanzen stehe. Damit meine ich nicht unbedingt Antidepressiva (wobei es auch da solche gibt), aber ein 'harmloses' Beruhigungsmittel oder die morgendlichen Nachwirkungen einer Schlaftablette reichen für so einen Effekt aus. Auch wenn mein Partner wohl den Großteil der Verantwortung trägt - ich kann ihm diese Verantwortung nur reinen Gewissens aufladen, wenn ich weiß, was ihn erwartet.
just my 2 cent.
liebe Grüße,
missmary