Was uns heute bewegt ...

Mitglied #75495

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Heute vor 80 Jahren ...

11. April 1945


US-Truppen befreien das KZ Buchenwald, in dem sich bereits Widerstandsgruppen gebildet hatten.
Außerdem erobern die Amerikaner Hannover, Gelsenkirchen, Bochum und Essen.
In Moskau unterzeichnet der jugoslawische Ministerpräsident, Marschall Josip Broz Tito, und der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw M. Molotow einen Freundschafts- und Beistandspakt.
In Wien toben weiter schwere Kämpfe zwischen der sowjetischen "Roten Armee" und der deutschen Wehrmacht.
So etwa entlang des Donaukanals und rund um das Messegelände.
Der Wurstelprater steht in Flammen.
Auch in der übrigen Stadt gibt es viele Brände, vor allem durch den Artilleriebeschuss von beiden Seiten.
Die Brände werden nicht gelöscht.
Es gibt keine Feuerwehr.
Der Naschmarkt wird an diesem Tag völlig ausgeplündert.
Es gibt zahlreiche Verletzte, als die Plünderer aneinandergeraten.
Es gibt aber auch keine Polizei und keine Rettung.
In den Straßen liegen viele Pferdekadaver, vor allem von Pferden der Roten Armee.
Zivilisten holten sich das Fleisch von den Kadavern.
Am Abend beginnt der Stephansdom zu brennen.
Aus dem Dach schlagen sichtbar Flammen und Rauch.
Der 500 Jahre alte Dachstuhl aus Lärchenbalken brennt lichterloh.
Das Feuer wütet noch zwei Tage weiter, bis die Dachkonstruktion einstürzt und mitsamt Teilen des Gewölbes in das Mittelschiff kracht.
 
15. April 1945

Sowjetische Truppen bereiten den Angriff auf Berlin vor.
Das zwischen Hamburg und Hannover gelegene Konsentrationslager Bergen-Belsen wird von den britischen Truppen befreit.
Sie finden etwa 38.000 Häftlinge im Hauptlager vor und weitere 15.000 im nahe gelegenen Ausweichlager.
Tausende von Leichen liegen auf dem gesamten Lagergelände.

In Österreich besetzen sowjetische Truppen St. Pölten.
Unmittelbar vorher wurden 13 Österreicher, unter ihnen Gräfin und Graf Trauttmannsdorff sowie der stellvertretende Polizeichef der Stadt, von den Nazis standrechtlich verurteilt und erschossen.
Sie hatten versucht, die zu 40% zerstörte Stadt kampflos der sowjetischen Armee zu übergeben.

Im niederösterreichischen Gloggnitz schreibt der sozialdemokratische Politiker Karl Renner einen Brief an Josef Stalin, in dem er sich anbietet, an die Spitze einer provisorischen Regierung Österreichs zu treten.
Stalin hatte nach ihm suchen lassen.
Er kennt Renner aus frühen Tagen und glaubt mit ihm leichtes Spiel zu haben.

Im halbzerstörten Direktionsgebäude des Westbahnhofs gründen an diesem Tag sozialdemokratische, christliche und kommunistische Gewerkschafter den Österreichischen Gewerkschaftsbund.
Zum Präsidenten wird Johann Böhm gewählt.
Noch am gleichen Tag anerkennt die sowjetische Kommandantur den ÖGB.
 
Also wenn mich jetzt einer nach dem kürzesten Weg zum Bahnhof fragt, sag ich : also hier hinten führt eine Abkürzung lang, aber die wurde im 2.WK angelegt. Und weil wir den ja nicht einfach hinter uns lassen können, gehen sie doch bitte den offiziellen Weg, der ist zwar 500 Meter länger aber dafür geschichtlich in Ordnung. 😅😅😅
 
16. April 1945

An diesem Tag beginnen die sowjetischen Truppen an der Oder und der Neiße ihren Großangriff auf das spätere Ostdeutschland.
Für die Offensive stehen 2,5 Millionen Soldaten bereit.
Sie verfügen über 6.200 Panzer und über 8.000 Kampfflugzeuge.
Ihnen stehen eine Million deutsche Soldaten mit 1.500 Panzern und 3.300 Flugzeugen gegenüber.
Primäres Ziel der Sowjets ist die "Reichshauptstadt" Berlin.

In Wien wird an diesem Tag im Rathaus über die Bildung einer Stadtregierung verhandelt.
ÖVP und KPÖ anerkennen die SPÖ als führende Kraft.
Volkspartei, Kommunisten und die Sozialdemokraten sind damals die einzigen Parteien.
In der SPÖ einigt man sich nach langen Diskussionen auf Theodor Körner als Bürgermeister.

Theodor Körner ist nicht ganz unumstritten.
Er ist erst 1924 der Partei beigetreten.
Mit der Basis, wie man heute sagen würde, ist er nicht wirklich gut vernetzt.
Er stammt aus niederem Adel und war in der Monarchie General.
In den 30er Jahren warnte er deutsche Militärs vor einem Krieg gegen die Sowjetunion.
Ein solcher sei nicht zu gewinnen.

Die sowjetischen Besatzer anerkennen Körner, der Russisch spricht, als Bürgermeister umgehend.
Nach dem Tod Karl Renners 1950 nominierte ihn die SPÖ dann als Kanditaten für die Budespräsidentenwahl.
Körner gewann.
Damit war Körner der erste vom Volk gewählte Bundespräsident Österreichs.
 
alter schinken, bald ein jahrhundert her, spannend und uninteressant wie der 30jährige krieg oder die türkenbelagerungen - gähn! die welt und vor allem österreich haben ganz andere probleme.

ausserdem artet der thread eh raschest in eine politdiskussion aus und wird abgedreht.
 
frage einen Deutschen zur Geschichte, er kommt nicht weiter als zum 2. WK, schön im Schuldkult drinnen bleiben, ah ja: der Gewinner schreibt die Geschichte, damit wäre alles offensichtlich, würde man meinen...

@Mitglied #75495: interessant wäre, wenn du mal was zu den Opfern der Rheinwiesenlager posten könntest, das wird offiziell gerne "vergessen"
 
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17. April 1945

Eine gewaltige amerikanische Bomberstreitmacht mit eintausend B-17- und B-24 Bombern und über 700 Begleitjägern greift Sachsen und Nordböhmen an.
Ihre Mission: Eisenbahnziele des Feindes zu zerstören und den Resten der deutschen Luftwaffe einen vernichtenden Schlag zu versetzen.
Dresden ist wieder einmal das Hauptziel.
Den schwersten Angriff mit 25.000 Toten hatte die Stadt am 13. Februar erlebt.
Am 17. April erobern amerikanische Bodenkampftruppen Magdeburg und Nürnberg.

Im Wiener Schottenstift wird die österreichische Volkspartei (ÖVP) gegründet.
Leopold Kunschak wird Parteivorsitzender, gibt das Amt jedoch einige Tage später an Leopold Figl (1902-1965) ab.
Der Niederösterreicher Figl hatte seine Karriere im Bauernbund begonnen.
Spaäter wurde er Funktionär im Ständestaat.
Die Nazi-Zeit verbringt Figl in den Konzentrationslagern Dachau und Mauthausen.
Nur knapp ergeht er der Hinrichtung.
Figl ist 1945 Mitbegründer der ÖVP.
Nach den ersten Nationalratswahlen wird er am 20. Dezember 1945 von Karl Renner, der am gleichen Tag zum Bundespräsidenten gewählt wird, zum ersten Bundeskanzler der II. Republik ernannt.
Legendär ist seine Weihnachtsansprache via Radio am 24. Dezeber 1945.
"Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben.
Wir haben nichts.
Ich kann Euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!"
 
18. April 1945

In der Ostsee ereignet sich eine der größten Schiffskatastrophen der Geschichte.
Anfang 1945 flüchten mehr als 2 Millionen Menschen über dieses Meer in den Westen.
Die rote Armee versucht so viele Schiffe wie möglich zu versenken.
Zu ihnen gehört kurz vor Kriegsende die "Goya".
Die nimmt am 18. April 1945 bei der damals ostpreußischenHalbinsel Hela rund 7.000 Soldaten, Verwundete und Zivilisten auf.
Um 19 Uhr setzt sich der Frachter in Bewegung.
Fast alle Menschen an Bord kommen ums Leben.

Am selben Tag bombadieren 1.000 britische Flugzeuge die deutsche Nordseeinsel Helgoland.
Als die Überlebenden ihre Zivilschutzbunker verlassen, ist ihre Heimat völlig zerstört - sie müssen sie verlassen.
Die Briten nutzen die unbewohnte Insel fortan sieben Jahre lang als Bombenübungsziel.

Im östlichen Niederösterreich kapitulieren die letzten deutschen Einheiten in Korneuburg und Mistelbach.
Bei den Kämpfen gibt es auch Opfer under der Zivilbevölkerung.
Dutzende Häuser wurden zerstört oder beschädigt.

In Wien versuchen unterdessen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung den kriegsbedingten Blackout zu beenden.
Es gelingt die Wasserversorgung wiederherzustellen, das E-Werk Simmering in Betrieb zu nehmen und mit dem schrittweisen Aufbau der Stromversorgung zu beginnen.
 
19. April 1945

Probagandaminister Joseph Goebbels hält seine letzte Rede.
Er verkündet, "dass der Feind vergeblich gegen unsere Verteidigungslinien anstürmt" und "dass Deutschland in wenigen Jahren wie nie zuvor mit schöneren Städten und reichen Kornfeldern wieder aufblühen wird".
Im Westen schließen die Amerikaner an diesem Tag die Okkupation des Ruhrgebietes ab.
US-Truppen erobern an diesem 19. April auch Leipzig.
Nur am Denkmal, das an die Völkerschlacht von 1813 gegen Napoleon erinnert, leisten 300 deutsche Soldaten, Volkssturmmänner und Hitlerjungen bis in die Abendstunden hartnäckigen Widerstand.

In Wien übergibt die sowjetische Kommandantur die sogenannte Blaimschein-Villa im 13. Bezirk in der Lainzer Straße an Karl Renner als Amtssitz.
Renner soll im Auftrag von Sowjetdiktator Stalin eine provisorische Regierung bilden.
Die Villa trägt ihren Namen nach dem Margarinefabrikanten Carl Blaimschein (1853-1933).
Seine Nachfahren fliehen 1938 aus Wien, erhalten das Gebäude gleich nach Kriegsende jedoch wieder zurück.
1958 wird die Familie die Villa dann an den Iran verkaufen.
In den letzten Kriegstagen jedenfalls verhandeln SPÖ, ÖVP und KPÖ in der Villa über die Bildung einer ersten Regierung.
Die Wiener Bevölkerung hat andere Sorgen wie Vergewaltigungen und Plünderungen.
Immerhin gibt es wieder Wasser und Strom und im Resselpark entsteht ein illegaler Tausch- und Handelsumschlagplatz.
 


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