Mit der Wohnung ist das so eine Sache, weil ja in Wien zum Beispiel die Wohnungsprostitution verboten ist. Das wird ohnehin schon von vielen sogenannten Hobbyprostituierten umgangen, und man sollte das von Seiten der Kunden nicht noch fördern.
Das ist aber eine vollkommen professionelle Einstellung, welche sehr bewusst nicht aus den Augen verliert, dass hier eine Dienstleistung angeboten wird. Dass man sich darüber aufregen kann, zeigt doch eigentlich nur, dass man sich von einer Prostituierten Dinge erwartet, welche im gewerblichen Bereich einfach nicht vorgesehen sind.
Abgesehen davon, dass es unsinnig ist, in einem Atemzug zu verlangen, dass man das Thema Geld verdrängen aber nicht außer Acht lassen soll ...
Trotzdem teile ich die Ansicht von tom040, dass sehr viele Kunden oder potentielle Kunden die ungute Angewohnheit haben, Preise zu drücken, wo es nur geht. Für die Prostitution gilt wie für jedes ausgeübte Gewerbe, dass eine ansprechende Leistung eben auch ihren Preis hat. Um das oft strapazierte Beispiel mit dem Friseur zu bemühen - dort wird auch niemand auf die Idee kommen, um den Preis zu feilschen. Es gibt fixe Tarife, welche entweder bezahlt werden, oder man kann zu einem anderen Friseur gehen. Warum sollten Prostituierte das anders handhaben?
Das ist das eine. Das andere ist:
Warum ein einleitendes Gespräch bei einem Getränk eine Preisfrage sein soll, ist auch nicht nachvollziehbar. Eine kluge Prostituierte wird auch in ihrem eigenen Interesse möglichst viel über die Vorlieben des Kunden erfahren wollen, gerade dann, wenn sie ihn als Stammkunden gewinnen will. Gerade bei Prostituierten, welche nicht eben zu Schleuderpreisen anbieten, würde ich solche Gespräche vorher wie auch nachher nicht nur beim Erstbesuch als selbstverständlich ansehen. Wenn man ohnehin in einem Gewerbe arbeitet, welches überdurchschnittle Einkünfte bringt, dann kann eine Viertelstunde für Kaffee und Plaudern einfach keine Preisfrage sein. Das fällt unter Pflege der Geschäftsbeziehung.
Ich möchte aber noch etwas Grundsätzliches beitragen, betreffend den Umgang zwischen Prostituierten und Freiern. Ich denke nämlich, dass der Großteil der Probleme und Unstimmigkeiten, welche da zu verspüren sind, nicht den Prostituierten sondern den Freiern anzulasten sind. Und zwar deshalb den Freiern, weil sie nicht das richtige Verständnis von und für Prostitution haben.
Da gibt es die eine Fraktion (siehe Straßenstrich und AO-Helden), welche Prostituierte ganz offensichtlich nur als ein Stück Fleisch sehen, welches zu ihrer Befriedigung dienen soll, und welche sich über Prostituierte vollkommen respektlos und oftmals schon verächtlich äußern. Gut, die kann man relativ schnell vergessen, obwohl gerade sie es sind, denen es zu verdanken ist, dass viele Prostituierte nicht gerade eine gute Meinung von den Freiern haben.
Die andere Fraktion sind jene, welche vor sich selbst einfach nicht zugeben wollen, dass sie eine sexuelle Dienstleistung in Anspruch nehmen, und die dann an Prostituierte Forderungen stellen, welche weit über die Dienstleistung hinaus gehen.
Wenn jemand in Prostituierten einen Ersatz für eine Partnerin sucht oder erwartet, dann wäre er bei einer Therapie besser aufgehoben. Es ist zwar für den Einzelnen sicher bedauerlich, wenn er aus welchen Gründen immer keinen "Girlfriend" hat, aber deswegen von einer Prostituierten GFS zu verlangen, oder CIM, oder Zungenküsse (bei weitem das Intimste, was zwei Menschen verbindet), und davon noch abhängig zu machen, ob die Leistung einer Prostituierten positiv bewertet werden kann, das ist in meinen Augen das Allerletzte. Da vergisst man offenbar sehr leicht, dass auch Prostituierte den Anspruch und das Recht auf eine Intimsphäre haben, welche sie nur mit ihrem eigenen Partner teilen und mit sonst niemand.
Respekt vor Prostituierten beginnt in meinen Augen damit, dass man sie als Menschen und als Dienstleisterin akzeptiert. Und das bedeutet nun einmal, dass sie sich für Sex zur Verfügung stellen, es bedeutet aber nicht, dass sie - auch nicht auf Zeit - eine wirkliche Geliebte sind, welche für jeden Freier quasi verpflichtet sind, an die Grenzen ihrer emotionalen Möglichkeiten zu gehen.
Wenn man das nicht akzeptieren kann, dann ist der ganze Respekt, welchen man den Prostituierten angeblich entgegenbringt, nichts wert.