Schön langsam beginnen sich in diesem Thread die Geister oder vielmehr gewisse Philosophien zu scheiden.
Ich versuche möglichst neutral und vor allem spezifisch zur Frage des TE Stellung zu nehmen.
Meistens wird in Fotoforen allgemein gefragt, "Was soll ich mir kaufen?" Hier hat
@Mitglied #506400 spezifisch ergänzt, für welchen Einsatzzweck. Das ist die Grundvoraussetzung, um auch Tips abzugeben. Es geht um Portrait und vor allem Fotografie bei schlechten Lichtverhältnissen.
Worauf man genau bei dieser Anforderung achten sollte, möchte ich mit einem Vergleich deutlich machen.
Genannt wurden in diesem Thread bereits die Nikon D7500 (Markteinführung 2017), die Sony A6000 (2014) und ich möchte noch die Sony A7S (2014) als Vergleichskamera dazu nehmen. Die Erstauflage dieser Kamera - inzwischen gibt es die Mark III - bekommt man derzeit gebraucht ab 600,- €, daher hab ich sie als erschwinglich dazu genommen. Die A6000 verwende ich selbst als Zweitkamera und die D7500 nehme ich dazu, weil die D7200 hatte ich einmal für ein paar Tests ausgeliehen und ich war technisch von ihr begeistert. Allerdings tu ich mir mit der Menüführung schwer. Das ist bei Sony vs. Nikon Benutzern scheinbar generell so. Auch im hier bereits erwähnten gwegener.de Blog, schreibt er als Nikonfotograf, dass er bei einem Test mit einer Sony extrem zufrieden war, nur mit der Menüführung hat er sich gequält.
Doch jetzt ins Eingemachte.
Hier ein Vergleichschart (SNR18%) von dxomark.com zu den Sensormessdaten der erwähnten Kameras. Dabei geht es um den sogenannten Signal-Rausch-Abstand, also das Bildrauschen das bei wenig Licht extrem zunimmt. Dabei wird die Lichtenergie gemessen, welche der Sensor tatsächlich umzusetzen vermag.
Die Beiden APS-C Kameras schneiden nahezu gleich ab, die mit dem FF-Sensor natürlich entsprechend besser, weil er nicht nur im Format größer ist, sondern bei der A7S auch noch 12 Megapixel anstatt 24 hat, wie die beiden kleineren Sensoren. Somit viel mehr Licht pro Pixel weil diese deutlich größer sind.
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Ein hier nicht so gewichtiger Punkt, auf den ich beim Lesen von Testberichte achte, ist die reale Lichtempfindlichkeit des Sensors. Die Berichte schreiben immer vom Rauschverhalten einer Kamera bei beispielsweise ISO 3200 oder ISO 6400. Mich interessiert dann immer, welchen ISO-Wert der Sensor dann wirklich hat und auch dafür sehe ich gerne auf dxomark.
Was bedeutet das nun hier im Detail?
Stellt man bei der Nikon D7500 (linkes Chart) ISO 6400 ein, nimmt sie mit einer im Labor gemessenen Empfindlichkeit von ca. 4420 auf und die Ausbeute der Lichtenergie am Sensor fällt mir 25,2 dB aus. Bei der Sony A6000 (rechtes Chart) kann man sagen, es ist "umgekehrt". Der ISO-Wert liegt bei ca. 5180 und der SNR bei 24.4 dB. In der Praxis bedeutet das recht wenig Unterschied, nur dass die Nikon in der Programmautomatik in der selben Situation bei gleicher Blende eine etwas längere Belichtungszeit wählen wird bzw. bei gleichen Einstellwerten von Blende und Belichtungszeit ein etwas dunkleres Bild aufnimmt. Dafür hat es etwas weniger Bildrauschen als das selbe Foto der Sony.
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Nun zur A7S:
ISO 5400 und 28.4 dB bei eingestellten ISO 6400. Das ist in der realen Lichtempfindlichkeit des Sensors schon ein gutes Stück mehr.
Und 3 dB Signalunterschied bedeutet (da die dB-Scala eine logarithmische ist) die A6000 würde in der selben Aufnahmesituation mit den selben manuellen Einstellungen ein deutlich dunkleres Bild mit doppelt soviel Pixelrauschen aufnehmen.
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Was nun genau den Vergleich in der Alltagspraxis betrifft, habe ich wie erwähnt selbst die A6000 im Einsatz. Allerdings mit einem sogenannten Speed Booster. Das ist ein Adapter mit einer Linsengruppe von 4 Gläsern (man kann sagen eine Art "Zwischenobjektiv") welcher an einer APS-C Systemkamera die optischen Eigenschaften zu einer mit Vollformatsensor etwas ausgleichen soll. Damit bekomme ich doppelt so viel Licht auf den Sensor, weil ich nur Objektive verwende kann welche einen Vollformatsensor ausleuchten. Dieses große Bild projiziert der Speedbooster dann auf den kleineren Sensor und damit bekomme ich pro Sensorpixel die doppelte Energiedichte an Licht. Nachteil ist, dass der Autofokus sich damit sehr schwer tut, langsam ist und teilweise gar nicht scharf stellen kann. Dafür kann ich unter den selben Bedingungen ein Foto mit ISO 3200 aufnehmen, wo ich bei der A7S 6400 wählen müsste. Damit gewinne ich eine ISO-Stufe und bin mit einer gebrauchten Kamera um 200,- € (NP 2014: 799,-) plus Speed Booster (gebraucht 50,-) in etwa bei den Leistungen jener Kamera die heute 600,- gebraucht kostet (NP 2014: 2.499,-). Nur muss man damit umgehen können manuell zu fokussieren.
Mit diesem Vergleich von 3 ganz spezifischen Kameramodellen wollte ich nur verdeutlichen, dass es technische Parameter gibt, die hinter irgend welchen Empfehlungen bzw. Beratungen von Verkäufern oder sogar Texten von Testberichten einem interessierten Fotografen tatsächlich darüber Aufschluss geben, wo die Unterschiede liegen. Mein Vergleich bezieht sich konkret auf Fotografie bei schlechten Lichtverhältnissen, worum es bei der Ursprungsfrage dieses Threads ja ging. Und je nachdem worauf es einem beim Fotografieren ankommt, muss man selbst beurteilen, was in welcher Preisklasse die persönliche beste Wahl ist. Wenn man sich da ein wenig interessiert und einliest, kann man technisch extrem viel heraus holen und dabei eine Menge Geld sparen.
Und nach diesem doch etwas tieferen Einblick in die Kamera- bzw. Sensortechnik muss ich mich von der Grundaussage her
@Mitglied #199846 anschließen. Das Objektiv ist es, welches ein Motiv optisch zum Sensor transportiert. Ohne jetzt zu Objektiven spezifisch zu werden, bei Spiegelreflex- oder Systemkameras ist man in der Objektivwahl flexibel und kann sich aussuchen, worauf es einem ankommt. Kameras mit fix verbauter Optik, sollen alles so gut wie möglich können und das ist je nach Aufahmesituation meistens ganz okay, aber nie wirklich optimal.