Zum Gedenkjahr: Was passierte vor 1938?

Hast recht, das kommt daher weil ich Heimwehr und Schutzbund immer verwechsle!

:mauer:

Da sei Dir zur Vereinfachung gesagt, dass die regimefreundliche Heimwehr von der Bevölkerung als "Hahnenschwanzler" oder noch schlichter als die "warmen Brüder" bezeichnet wurden :cool:
 
Aber die Zeiten damals waren einfach andere. Denke mal solche Geschehnisse wären heute nicht mehr möglich.
Da wäre ich mir nicht ganz so sicher - erinnere dich zB an die Besetzung der Hainburger Au, dort sind schon Polizisten aufmarschiert, die für den Schusswaffengebrauch ausgerüstet waren - sprich Gewehre.- Und das Militär war auch aschon angerückt und in Bereitschaft. Wir sind heute zum Glück nihct mehr so verzweifelt, wie es die Menschen damals waren, und deshalb sind wir nicht mehr bereit, uns so zu engagieren. Aber ich bin zum Beispiel sicher, dass man die Vorbehalte gegen den Islam und seiner Anhänger zu so einem Konflikt aufbauen kann.

denn es sind immer die heissporne gewesen die letzendlich leid und unheil über die menschen und das land brachten
Es waren eher die berechnenden Populisten, die die Geister riefen, die sie nicht mehr loswurden. Der Aufstieg Hitlers war nur möglich, weil es im Hintergrund Förderer seiner Karriere gab.

Die Methode, das rechte Lager in die Regierungsverantwortung einzubinden, hat mit Sicherheit das ihre dazu beigetragen, den Kärntner Wunderknaben zu entzaubern, jedenfalls mehr, als das die absolute Ausgrenzung durch die SPÖ zu erreichen vermochte.
Ja, das ist leider eine bittere Erkenntnis, der man nicht widersprechen kann und man landet bei der Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt.
 
Zum Thema "Österreich war auch Täter":
Bereits die Alliierten haben bei ihren großen Konferenzen (Jalta, Potsdam,...) festgestellt daß Östereich eines der ersten Opfer von Hitlers Aggressionspolitik war. Warum 1938 keiner der großen Weltstaaten gegen den Anschluß protestiert hat ist klarerweise eine mögliche Folge der Anschlußfreudigkeit der österreichischen Bevölkerung.

Klarerweise haben viele Österreicher dann an Verbrechen mitgewirkt. Daß die Masse der KZ-Wächter Österreicher waren ist sicher falsch. Wenn man bedenkt daß es 1,2 Millionen SS-Angehörige gab, die alle entweder in der Waffen-SS und auch in der Allgemeinen SS Dienst getan haben glaube ich nicht daß von 250.000 Personen (sprich die Allgemeine SS) die Masse Österreicher waren.Das hieße ja daß jeder 2. Österreicher in deutschen Diensten den Rock der Mordbüttel angehabt haben müßten.
Und meine Großväter waren alle nicht bei der SS- Und die ganzen Familienangehörigen die gedient haben auch nicht.
Und ich habe bis jetzt nur einen (!) Angehörigen der Waffen-SS kennengelernt, und der war am Balkan als Soldat.

Und ich denke nicht daß die Österreicher gnadenloser und brutaler als andere Völker sind und verhältnismässig mehr Verbrechen begangen haben als andere.


So, da werd ich wohl antworten müssen.

Zum Thema Österreich als Täter. Die Festlegung, dass Österreich als Opfer betrachtet wird war POLITISCH/STRATEGISCH! Den Allierten war klar, dass man nach den 2.WK ein geteiltes deutsches Volk braucht, daher hat man die "Österreicher" auch in Kriegsgefangenschaft anders behandelt. Wie heißt es so schön Divide et impera. Teil und herrsche. Wie gesagt, die Sieger schreiben die Geschichtsbücher. Deswegen muss jetzt ein Volk in zwei Ländern leben. Bitte nicht falsch verstehen :)!:)- bin eh froh darüber!

Und zum KZ-Personal. Alle expliziten Vernichtungslager waren fest in österreichischer Hand. Und der Großteil der SS war nicht im KZ beschäftigt. Das natürlich die SS zu einem Großteil aus Nicht-Österreichern bestand ist klar :roll::!:. l
 
ich finde es interessant, daß bei diesen themen, die doch schon sehr lange zurückliegen sogar im neuen millenium noch so die emotionen hochgehen.
die paar opfer die noch leben sollen ordentlich entschädigt werden (wurden sie meiner meinung nach auch) und die damaligen täter sind nicht mehr am leben und wenn doch sabbernde, demente greise, die kann man getrost auch in ruhe lassen da sie ohnehin bald vor ihrem richter stehen werden.
 
Meine Meinung ist daß unsere politischen Parteien es langsam schaffen das Thema 1934 in der historischen Versenkung verschwinden zu lassen.

Die Zeiten wo "Schwarze" nicht mit "Roten" gesprochen haben sind zum Glück vorbei!

Ja, das Thema kommt derzeit richtig hoch. Ich finde es wirklich spannend und wichtig - und blicke auch mit einem gewissen Stolz auf die Summe der abgebildeten Meinungen und statements!

...die Zeiten wo "Rote" und "Schwarze" nimmer miteinander reden... haben wir möglicherweise wieder einmal... (und wenn ich so auf die veröffentlichten statements schau, wird mir manchmal ziemlich kühl..)

Zum Thema "Österreich war auch Täter":
Bereits die Alliierten haben bei ihren großen Konferenzen (Jalta, Potsdam,...) festgestellt daß Östereich eines der ersten Opfer von Hitlers Aggressionspolitik war. Warum 1938 keiner der großen Weltstaaten gegen den Anschluß protestiert hat ist klarerweise eine mögliche Folge der Anschlußfreudigkeit der österreichischen Bevölkerung. Und warum war diese so groß? Weil ihr bereits 1918 eingeredet wurde daß ein kleies Restösterreich nicht lebensfähig sei. bereits 1918 wurde für einen Anschluß an Deutschland plädiert, auch von den Sozialisten. Hat sich dann schnell geändert, und untersagt wurde das auch von den Siegermächten des 1. Weltkrieges!

Klarerweise haben viele Österreicher dann an Verbrechen mitgewirkt. Daß die Masse der KZ-Wächter Österreicher waren ist sicher falsch. Wenn man bedenkt daß es 1,2 Millionen SS-Angehörige gab, die alle entweder in der Waffen-SS und auch in der Allgemeinen SS Dienst getan haben glaube ich nicht daß von 250.000 Personen (sprich die Allgemeine SS) die Masse Österreicher waren.Das hieße ja daß jeder 2. Österreicher in deutschen Diensten den Rock der Mordbüttel angehabt haben müßten.
Und meine Großväter waren alle nicht bei der SS- Und die ganzen Familienangehörigen die gedient haben auch nicht.
Und ich habe bis jetzt nur einen (!) Angehörigen der Waffen-SS kennengelernt, und der war am Balkan als Soldat.

Stellt sich mir nur die interessante Frage: Wieviele Östrreicher/Ostmärker waren Parteimitglied??

Man sollte aus der Geschichte lernen (was Österreich sicher getan hat) und ihre schlechten Dinge nie vergessen.
Östeereich ist aus dieser Zeit sicher als gefestigter, geeinteres und selbstbewußteres Land mit einer ebensolchen Bevölkerung hervorgegangen. Und darum müssen wir uns nicht selbst mit Schmutz bewerfen und ewig duckmäusern.

Da sind, meine ich, ein paar wichtige Aussagen enthalten - ja, wir können diese Zeiten und Geschehnisse reflektieren und diskutieren. Und wir waren erfreulicherweise nicht selbst involviert (ich komm aus einer Schutzbund- und Widerstandsfamilie.... aber das ist einfach eine erfreuliche Tatsache in der Vergangenheit)

Und wie beobachtet werden konnte - hat Österreich und viele Österreicherinnen und Österreicher viel gelernt. Keine Frage. Nur mit dem Anwenden auf die Gegenwart im Bemühen um eine gute Zukunft ist es vielleicht nicht immer ganz so geglückt...:hmm: ... aber das 'Anwenden' von Gelerntem gehört ja auch geübt...

Und brain's statement bringt endlich ein ganz wichtiges Detail - ab dem Tag des Anschlusses hat Österreich als Staat aufgehört zu exisitieren! Es waren Ostmärker, die in die Maschinerie0 des Dritten Reichs eingegliedert worden sind - viele freiwillig, viele widerwillig...

Österreich konnte eigentlich keine Täternation sein. Denn Österreich gab es nicht - und Gott sei Dank hat zumindest Mexiko damals beim Völkerbund offiziell protestiert.

Jedoch - und da kommen wir dem Start wieder näher - hat einund dasselbe Regime zuerst das Militär gegen die Schutzbündler aufmarschieren und schießen lassen, und standrechtliche Exekutionen angeordnet und danach ausdrücklich den Schießbefehl gegen die invadierenden deutschen Truppen NICHT erteilt.
Und der Unterschied? Tja - die Bilddokumente vom Einmarsch in Österreich verglichen mit jenen des Einmarsches in die Tschechoslowakische Republik.... :cry: (wie unlängst in der Tagespresse zu lesen war, hat es trotzdem Todesopfer auf deutscher Seite gegeben - Verkehrsunfälle, weil sie mit der Linksfahrordnung nicht zu Rande kamen....)

Aber in den Herzen vieler Menschen blieb Österreich bestehen - und wie wir sehen konnten - mit den ersten Stunden der Befreiung haben sie (alle) für das Wiedererstehen Österreichs gewirkt und gekämpft.

...ach ja - und dann gab es ja immer wieder Menschen, die mitunter eher unfreiwillig zum Erarbeiten und Diskutieren des Geschichtsbildes mitgewirkt haben. Einer davon war auch bei der Waffen SS und später österreichischer Bundespräsident.

...und die Ambivalenz aus der Zwischenkriegszeit und der Zeit der nationalsozialistischen deutschen Annexion hat sich, und da beginnt sich das Bild zu trüben, in vielen Jahren und weiten Bereichen der ". Republik fortgesetzt und bestätigt. Öffnung und Aufbruch haben leider erst sehr spät, fast zu spät eingesetzt.

... und als kleinen Abschluss für diesmal: "Österreich ist das Land, das die Welt glauben machte Hitler sei Deutscher und Beethoven Österreicher" (sicher nicht ganz korrekt, aber sinngemäß; Billy Wilder)
 
... und als kleinen Abschluss für diesmal: "Österreich ist das Land, das die Welt glauben machte Hitler sei Deutscher und Beethoven Österreicher" (sicher nicht ganz korrekt, aber sinngemäß; Billy Wilder)

Sinngemäß ist das korrekt und genau dieser Satz beschreibt treffend die österreichische Seele.

Ich habe zwar die Gnade der Spätgeborenen erfahren und den Krieg nicht miterlebt, aber in der Mittelschule wurde uns vom Geschichtsprof. immer wieder eingebleut, Österreich sei das erste Opfer der Nazis gewesen. Wir haben ziemlich umfangreich Geschichte gelernt, bei der ägyptischen Geschichte bis in alle Details der jeweiligen Dynastien. In der Oberstufe kam dann die Neuzeit samt der jüngeren Geschichte unseres Landes. Ebenfalls sehr detailliert. Als dann die unseligen Jahre am Programm standen, hörten wir nur (sinngemäß): Der zweite Weltkrieg dauerte von 1939-1945, unser Land war das erste Opfer der Nazis. Danach begann die 2.Republik (die wieder sehr genau unter die Lupe genommen wurde).

Ich hatte in meiner Familie Täter und Opfer. Mein Großvater saß in Mauthausen, weil er bekennender Sozialist war und der Onkel meines Vaters war hoher SS-Offizier in Wien und wurde nach dem Krieg auch wegen seiner Taten zur Verantwortung gezogen.

Ich habe von alldem als Kind natürlich nichts mitbekommen, später wurde ich dann von meinem Großvater und Vater unterrichtet. Zu meinem 16. Geburtstag hat sich dann auf mein naives Betreiben der Onkel meines Vaters bei meinem Großvater dafür entschuldigt, was ihm während des Naziregimes angetan worden ist. In der Maturaklasse durfte ich dann (unter einem anderen Geschichtslehrer) sogar ein Referat über diese Begegnung halten.

Es ist nie zu spät, Fehler einzugestehen!
 
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