Als Frau ausgehen

Ja und nein, heute oder morgen, vielleicht und vielleicht doch nicht - Ich bin der geborene Zweifel.

Die Frage vor der ich (sicher nicht alleine stehe) ist reine Euthanasie: Ist mein bisheriges Leben etwa krank und allein deshalb nicht lebenswert, weil ich nicht alles leben konnte was ich gerne gelebt hätte? Nur um was zu tun? Bedeutet den Weg zur post-op Transfrau mit aller Konsequenz zu beschreiten, dass einem hinterher alles zufällt? Dass das Leben danach, frei von Mängeln, Verzicht und Fehlern ist?

Ich denke den break evenpoint bis zu dem man die Konsequenzen der Entscheidung im Wortsinne "einen Schnitt zu machen" fällen kann bestimmt das eigene Alter. Wäre ich heute 14, wäre das für mich kein Thema: Denn heute stehen mir alle Wege offen, kann ich Hilfe von unzähligen Seiten erhalten. Die Chirurgie und die Endokrinologie sind heute auf uns vorbereitet. Mit 14 schleppt man noch nicht so viel sozialen "Entscheidungsbalast" mit sich herum. Man ist jung, voller Tatendrang, und das ganze Leben mit all seinen Wendungen und Endungen steht einem noch bevor.

Aber je älter man wird um so mehr nimmt man mit, um so mehr gewinnt man lieb, um so schwerer wird es sich von liebgewonnenem zu trennen. All das landet in der Waagschale "bleib". Das ist bei mir der aktuelle Stand.

Auf der anderen Seite aber wächst das Begehren mit all seinen unerfüllten Wünschen und Träumen. Diese landen in der Waagschale "will ich" und die wird jeden Tag ein bisschen schwerer ...
 
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Solange du dir nicht sicher bist und ständig zweifelt, wird das auch nix. Soll keine Kritik an dir sein. Vielen geht's vermutlich wie dir. Und: Wer sagt das die Op dich zu einer glücklichen Frau macht?
 
Konstruktive Kritik ist gute Kritik und wer mit Kritik nicht umgehen kann sollte hier nichts posten - oder?

Nein, da hast Du Recht. Es gibt für nichts eine Garantie. Ich will ja auch nicht sagen, dass ich das für mich gänzlich ausschliesse.

Aber ich kann erst seit ca 2 Jahren überhaupt darüber sprechen was ich bin und was mir widerfahren ist. Mein alter ego Ditta hat erst seit ca einem Jahr überhaupt einen Namen. Seit etwa einem halben Jahr sind Dittas Kleider nicht mehr in der Alu-Kiste im Keller, sondern hängen im Schrank. Seit ein, zwei Monaten verlässt Ditta wieder die Wohnung.

Will sagen: Da entwickelt sich nicht nur was, da ist eine mir bislang nicht möglich erscheinende Eigendynamik in Ditta, die mich mit offenem Mund daneben stehen sieht, während sie immer mehr fordert und immer mehr zu riskieren bereit ist.

Will sagen: Ja ich zweifle, während Ditta scheinbar unbeirrt ihren Weg geht und keine Konsequenzen fürchtet.

Will sagen: Wie will ich heute sagen das wird nie was, wo ich nicht weis was morgen ist? Was ich aber weis ist das: Seinen Weg geht man am besten und sichersten Schritt für Schritt ...
 
Klein anfangen ist nie verkehrt. Das du erst jetzt vor relativ kurzer Zeit Ditta in dir gefunden hast, muss ja erstmal realisiert werden. Wenn du schon mal als Ditta ausgehst, bist du schon mal gut unterwegs.
 
Ja - sie will ins Licht ... Ich denke das ist der nächste logische Schritt: Raus aus dem Schutz der Nacht. Ich spüre das kommt mit diesen Schritten.

Ein weiteres ist ihr sexuelles Begehren, das wächst ja mit, zu stillen.
 
Nun meine ersten sexuellen Erfahrungen machte ich mit 14 und unfreiwillig. Ich wurde von einem Mann crossdressed "erwischt". Der hat die Situation ausgenutzt, mir gedroht mein Geheimnis zu verraten, mich in der Schule anzuschwärzen, meinen Eltern Bescheid zu sagen, mich bei er Polizei anzuzeigen - das volle Programm. Damit das nicht geschieht hatte ich zu verschiedenen Treffen, ebenfalls crossdressed, zu erscheinen und jedesmal hat er mich vergewaltigt, mich gezwungen seinen Schwanz in den Mund zu nehmen, ... auch hier das volle Programm.

In der Folge habe ich mein Ich unterdrückt - über Jahrzehnte. Seither aber, so meine Psychologin, hänge ich auch in dieser Schleife fest und nahezu alle meine sexuellen Phantasien spiegeln das damals Geschehene.

Seit Ditta ist und ich ihr Raum gebe in mir zu sein, wächst auch der Wunsch, all diese Akte noch einmal zu erleben. Diesmal jedoch, weil Ich - Ditta, das will. Diesmal jedoch wann, wo und wie ich - Ditta das will. Ich, Ditta glaube, dass ich so aus dieser Schleife ausbrechen kann. Dass ich meine sexuelle Selbstbestimmtheit zurückgewinne, wieder die Oberhand gewinne. Das klingt für Aussenstehende vielleicht krank, aber ich glaube darin einen Ausweg zu finden ....
 
Du versuchst nur auf diese Art dein Trauma zu beenden. Du möchtest nun freiwillig das tun, wozu du einst gezwungen wurdest.
 
En femme auszugehen, ob bei Tageslicht oder im Schutze der Dunkelheit machen doch so viele und ist wirklich einfach. Zum Alter, ich bin Mitte Fünfzig und habe Freundinnen die im gleichen Alter die op gemacht haben. Eine Freundin aus Hamburg war Mitte sechzig bei ihrer op, also es ist nie zu spät, außer du glaubst an eine Wiedergeburt.
 
Nicht für alle gleich einfach. Doch prickelnd und mit etwas erster Gehhilfe ein unvergessenes Erlebnis.
Op ist sicher nicht so einfach.
 
@ Frau_Christina
Das ist beeindruckend und zeigt auf, wie stark der Leidensdruck letzendes dann doch die Waagschale "ich will" die andere "bleibe!" aus der Angel hebelt, egal wieviel Gründe dagegen sprechen - "Gib mir einen festen Punkt im All und ich hebe die Welt aus den Angeln" soll schon Archimedes gesagt haben.
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Der fest Punkt ist: Ich/Wir sind was wir sind. Nicht weil wir das irgend wann, irgendwo aufgeschnappt haben oder weil uns die "Lust auf den falschen Pfad verführt" hat. Es ist die reine Erkenntnis und die kommt einem Naturgesetz gleich, heisst: Sie ist jederzeit und überall nachweis- und, viel wichtiger noch, BEWEIS-bar, nicht zu entkräften. Allen Ewiggestrigen, die mir mit Adam und Eva kommen sei gesagt: "Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen."

Letztendlich geht es nicht darum was ich tun oder lassen werde, geht es nicht darum was wird morgen sein - das weist die Zeit. Schade ist immer die verpasst Chance. Schade ist der in mir aufkeimende Neid, nicht schon früher, sehr viel früher den Mut gehabt zu haben mich zu outen.

Zur Ehrenrettung: Ich war auf dem Weg. Ich glaube auch meine Eltern ahnten längst etwas. Und hätte ich statt die traumatischen Dinge erleben zu müssen die aus Scham und Angst für lange Zeit mein Ander-Ich verschüttet haben, jemanden getroffen der es gut mit mir gemeint hätte, wieviel anders wäre mein Leben verlaufen? ....

Über wenn, hätte und wäre zu sinnieren ist vergeudet Tageslicht - es war und bleibt.
 
Ich würde dir empfehlen nach vorne zu blicken und das zu leben oder besser gesagt so zu leben wie du dich fühlst. Aus Erfahrung weiß ich, dass vieles sich erst im Laufe des lebens entwickelt. Oft beginnt das transgendersein als Fetisch und entwickelt sich.
 
@ Gina_Gambrelli

Eine OP ist nicht nur nicht ganz einfach - sie st radikal. Sie ist aber, da bin ich mir sicher, vielfach unumgänglich. Mich plagen von Zeit zu Zeit Phantasien mich zumindest meiner Eier zu entledigen. Da ist der Druck phasenweise immer wieder so stark, dass ich, hätte ich die Mittel zur Hand gehabt die OP selbst durchgeführt hätte. Das ist eine Sache, die wird noch Stunden bei meiner Psychologin in Anspruch nehmen und den Termin kann ich nicht mehr lange vor mir herschieben. Das wird wohl er nächste Schritt ... neben all den anderen die ich auch noch gehe ...
 
Lasst Eure Geschichte hören und inspiriert mich ...

vorweg, ich bin nicht transsexuell und strebe auch keine gaop oder änderung meines personenstandes an; bin rein crossdresser.
im alltag und beruf mann aber in der freizeit - je nach lust und laune - style ich mich einfach so für zuhause, oder wir gehen aus was essen, mit freunden treffen etc..
meine frau hab ich en femme kennengelernt also gab es auch nichts kompliziert zu erklären :) seit bald 10 jahren lebe ich diese seite an mir aus und habe es keine sekunde bereut.
sexuell bin ich wohl eine monogame hetero-lesbe; als mann hetero, als sandra lesbisch :D
 
@ Frau_Christina

Ich glaube, dass der biologische Unterschied zwischen Mann und Frau so gering ist, dass ich Dir widersprechen muss.

Transgender leben ihr Sein vielfach und für andere nicht anders erkennbar als Fetisch aus, weil ihnen zu mehr Konsequenz (wie mir noch) der Mut fehlt. Für diejenigen welche das Crossdressen als Fetisch leben und ihre (für wohl jeden von uns nachvollziehbar) Lust am Unbekannten, Verbotenen, Neuen ausleben kennen wir den Terminus Transvestit.

Lass Dir versichert sein: Transgender zu sein ist kein Fetisch, es ist biologische Varianz, welche, das nur am Rande, die Evolution des Lebens bedingt und das Überleben, Survival of the fittest, überhaupt erst möglich macht. Insofern leben wir in einer spannenden Zeit: Die Varianz wird zunehmend als solche akzeptiert, weil die Erkenntnis (durch Medien, Organisationen und vielen Mutigen Einzelnen bewirkt) wächst, dass Transgender sein nichts mit Begierde oder Lust zu tun hat sondern Lebensform ist und damit eine uneingeschränkte Daseinsberechtigung hat.
 
Ich erlaube mir jetzt mal als nicht betroffener Herteromann meinen Senf dazuzugeben:

...und allein deshalb nicht lebenswert, weil ich nicht alles leben konnte was ich gerne gelebt hätte?

Wessen Leben läuft schon so, daß er/sie leben konnte wie man will?


Bedeutet den Weg zur post-op Transfrau mit aller Konsequenz zu beschreiten, dass einem hinterher alles zufällt? Dass das Leben danach, frei von Mängeln, Verzicht und Fehlern ist?

Sicher nicht, das Leben - egal ob als Mann oder Frau ist voller Zweifel und Fehlern...


Aber je älter man wird um so mehr nimmt man mit, um so mehr gewinnt man lieb, um so schwerer wird es sich von liebgewonnenem zu trennen. All das landet in der Waagschale "bleib". Das ist bei mir der aktuelle Stand.

Soweit ich gelesen habe bist Du in einer Beziehung mit einer Frau und lebst Dein "anderes ich" nur aus wenn Du alleine bist.
Du ALLEINE musst wissen was Dir (und halt in Deinem Fall Deinen Lieben) gut tut oder zumutbar ist... oder was Du aufzugeben bereit bist...

Aber ich finde es toll, daß Du Dir Hilfe bei einer Psychologin suchst... :up:

Wünsche Dir noch alles Gute - egal wie Du Dich entscheidest!!!
 
@ Gina_Gambrelli

Eine OP ist nicht nur nicht ganz einfach - sie st radikal. Sie ist aber, da bin ich mir sicher, vielfach unumgänglich. Mich plagen von Zeit zu Zeit Phantasien mich zumindest meiner Eier zu entledigen. Da ist der Druck phasenweise immer wieder so stark, dass ich, hätte ich die Mittel zur Hand gehabt die OP selbst durchgeführt hätte. Das ist eine Sache, die wird noch Stunden bei meiner Psychologin in Anspruch nehmen und den Termin kann ich nicht mehr lange vor mir herschieben. Das wird wohl er nächste Schritt ... neben all den anderen die ich auch noch gehe ...
Ich weiss nicht, ob Selbstamputationsfantasien nicht zT. eine Methode sind, sich einen Adrenalinschub zu verschaffen?

Sicher ist die Vorstellung toll, unten sowas wie ne Vagina zu haben. Im knappen Bikini die Jungs aufgeilen usw.
Aber das alles kommt zu einem hohen Preis. Eine Transfrau muss ihr Leben lang Medikamente nehmen, sowie die Neovagina speziell pflegen, u.a. innerlich langfristig dehnen (stopfen) damit sie nicht zuwächst.
Viele TS in HRT verlieren so ziemlich ihre Lust auf Sex. Auch starke Gewichtszunahme, wie bei Kastration üblich, ist eine Tendenz.

Für mich ist es das alles nicht wert, und mal ganz ehrlich, mein Schwanz hat mir von allem im Universum, einschliesslich Drogen und Nobelpreisnominierungen, am meisten und die schönsten Hochgefühle verschafft. Und das ganz ohne finanzielle Interessen. Deshalb werde ich meinen besten Freund nicht auf dem Schlachtfeld zurücklassen.

Die GaOp ist was für Leute, die unabhängig von ihrer Libido sehr unglücklich mit ihrer männlichen Physis sind, selbstgefährdend unglücklich, und zwar ohne diesbezügliche Suggestion von TS communities. Tatsächlich traf ich mehrere pre op TS, die nicht mal wixen - nie. So sehr hassen sie ihren Körper.

Ich traf auch einige, die versuchten mich regelrecht mitzureissen. Alles supi und der Orgasmus sei jetzt viel toller... andere wiederum, ehrlicher, warnten mich im Sinne von: du tauschst Lust gegen Vagina.

Für mich gilt, Mann und Frau koexistieren in mir, überlappend und wenn überhaupt, so bilden sie eine evolutionäre Omnigender Einheit, mit der Anmut des Weibes und der Stosskraft eines Hengsts ^^
 
Oh sprecht Ihr mir aus der Seele ...

Omnigender (Fräulein-M):
Das wird mein Wort des Tages - das ich nicht selbst darauf gekommen bin - Danke dafür.

Hinsichtlich des Adrenalinschubs (Fräulein-M) möchte ich aber zunächst widersprechen.
Die autoaggressive Phantasie entsteht bei mir nicht im Akt, oder um irgend eine gerade ausgelebte Phantasie zu puschen. Das schwirrt permanent im Kopf wie der Wunsch sich endlich Ohrlöcher stechen zu lassen (ein Frevel, dass ich das nicht längst schon gemacht habe) oder nach Wegen zu suchen das Brustwachstum zu fördern. Da autoagressive Phantasien aber latent selbstgefährdend sind, werde ich das mit meiner Psychologin besprechen und mit ihrer Hilfe irgendwie kanalisieren oder finalisieren müssen (man kann operativ, die Hoden wieder in ihren ursprünglichen Ort, den Bauchraum zurückverlegen. (Hoden wandern in der Embionalphase aus dem Bauchraum in den Hodensack. Für medizinisch interessierte: Wann wandern die Hoden in den Hodensack?).
Hand an sich zu legen und solch einen Eingriff selbst vornehmen zu wollen ist lebensgefährlich!

Danke an Fräulein-M und Klingone123 auch
dafür, dass ihr meinen aktuellen Standpunkt "ich muss abwägen was ich zu tun bereit bin" teilt. Auch ich halte es so, dass ich versuche zu verstehen. Und ich muss nicht alles wofür ich Verständnis habe auch teilen. Ferner glaube ich von anderen auf andere schliessen zu wollen führt zu fatalen Fehlurteilen, denn Fakt wird sein: Jeder von uns trägt sein eigenes Päckchen und jeder von uns hat sich anderen Herausforderungen zu stellen. Wieviel friedlicher wäre die Welt, wenn wir mehr Verständnis für uns alle aufzubringen im Stande wären ...

An dieser Stelle, bevor wir das Eisen weiter schmieden, auch allen Lesern und Schreibern ein Dank
Denn Ihr gebt mir nicht nur die Möglichket endlich frei zu sprechen - ihr hört mir auch zu - das rührt mich fast zu Tränen - das hatte ich noch nie ....
 
[...] sexuell bin ich wohl eine monogame hetero-lesbe; als mann hetero, als sandra lesbisch :D[/QUOTE]

So was I.
Aber da ist irgend was passiert und das hat mit Ditta zu tun. Auch meine Frau hat mir gesagt, dass sie meine weibliche Seite schon immer kannte und liebte, und mich damit fast vom Hocker gehauen (ich Dummchen, glaubte doch tatsächlich das sein mein Geheimnis ...). Der Sex mit ihr war nicht häufig aber regelmässig, zärtlich, schön, hat Spass gemacht. Seit etwa einem Jahr aber ist da nichts mehr - es ist als hielte mich Ditta davon ab - keine Ahnung.
 
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