Der Schauplatz war primär einmal die Nordsee, die deutsche Flotte hatte kaum Chancen da rauszukommen, solange die Home Fleet präsent war. Die gedachte Entscheidung - zu der es nie kam - hätte daher hier fallen müssen.
In diesem Zusammenhang ist auch die "siegreiche" Schlacht im Skagerrak zu sehen, wäre es zu dem Zusammentreffen nicht zufällig vor der dänischen Küste, sondern mitten in der Nordsee gekommen, hätte die Bilanz für die Hochseeflotte wesentlich schlechter ausgesehen.
Das halte ich für eine sehr profunde Einschätzung, und man kann das auch auf die heutigen Situationen übertragen... England war eine ECHTE Seemacht, weil es die dafür notwendigen geographischen Bedingungen hatte: freie Küsten, rundherum, unbehelligt von feindlich gesinnten Mächten. Die Deutschen hatten das nicht, sie waren, wie du sagst, in der Nordsee eingesperrt. Obwohl sie sich eigentlich glänzend in der Skagerrak-Schlacht schlugen, nützte das Ergebnis gar nix... die Engländer zogen ihren Blockadering weiter hinaus in den Atlantik, wohin ihnen die Deutschen nicht folgen konnten. Und von ihren günstig gelegenen Stützpunkten in Scapa Flow und Firth-of-Forth kontrollierten sie weiter alles, was nötig war.
Und auf eine ziemlich ähnliche Art kontrolliert die USA China, eigentlich egal, wieveil Flugzeugträger China baut. Der Schlüssel zur Machtstellung in der Region sind die Stützpunkte VOR der chinesischen Küste, Taiwan, Korea, Japan, div. Inseln. Mich würde es auch nicht überraschen, wenn hinter der ganzen Senkaku-Frage nicht auch ein hintergründiges Urgieren der USA in Japan stünde...
Ein Flugzeugträger eignet sich aber bestens dazu, aufmüpfige Dritte Welt Staaten unter Druck zu setzen. Haben die Amerikaner jahrzehntelang demonstriert.
Wenns wirklich einmal ernsthaft zu krachen anfängt, hat jedes Dickschiff ein Ablaufdatum.
Auch das halte ich für eine richtige Einschätzung, wir leben in der Ära der "asymmetrischen Kriege". Die USA sind eigentlich die einzigen, die ihre Flotte "gewinnbringend" einsetzt. Durch ihr weltumspannendes Netz von Stützpunkten kontrollieren sie die Adern des Welthandels. Sie können jederzeit Druck ausüben, Regimes stürzen, die örtliche Politik (und daher auch die Wirtschaft) beeinflussen. Man sagt, daß die große Zeit der Koalitions- und Territorialkriege vorbei ist, was ich tw. auch denke (oder zumindest hoffe). Außerdem wurde ja schon vorher hier erwähnt, dass China von seinem Charakter her auch nicht so tickt. Ich denke auch nicht, dass China zu Eroberungstouren in die Weltmeere aufbrechen will, wie Kaiser Wilhelm das wollte.
Was ich aber schon für ein reales Szenario halte: es wird irgendwann (bald) mit den Rohstoffen eng werden, der Wettlauf hat schon begonnen, in Afrika, z.B. USA und China sind natürlich in der Pole Position und werden in den nächsten Jahrzehnten wohl immer verbissener um Einfluß kämpfen. Und da ist die Flotte und der Militärapparat ein wichtiger Trumpf. Das könnte in China schon Begehrlichkeiten erwecken, mit dem Ziel aufzurüsten, dort bei den Rohstoffquellen den Amerikanern paroli zu bieten. Eben auch dann und wann mit einem Trägerverband irgendwo aufzutauchen, um eine Regierung zu stürzen, und dann eben Zink, Lithium, Kupfer oder weiß Gott was billiger zu bekommen.
Und genau dazu halte ich das vom TE erwähnte aktuelle Geplänkel zw. China und Japan als ein Vorspiel. Zuerst müssen die Chinesen nämlich diesen Zwinger um sie herum beseitigen, erst dann können sie in die Weite der Meere hinaus agieren. Und das erinnert mich wiederum an die erwähnte Zeit vor dem 1.Weltkrieg, wo auch ein beinharter Kampf um die Absatzmärkte zw. England und Deutschland im Gange war.
.... Im letzten Krieg mußte man noch Flugzeuge mit Piloten hinschicken, heut schauts anders aus.
Das ist auch ein wichtiges Detail, nämlich dass sich die Rüstung in langen Friedensphasen an den Erfahrungen des letzten Krieges orientiert (no na?). Was dazu führt, dass wenn der Krieg dann kommt, die Waffen vielleicht veraltet und gar nicht mehr sinnvoll sind. Und letztlich ist die Rüstungsphase in Friedenszeiten auch eher von den Bedürfnissen der WAFFENINDUSTRIE und nicht der Staaten gelenkt. Wobei das Prestigedenken der Regierungen (und zum Teil der Bevölkerungen) ausgenützt wird. Ich halte den Rüstungswettlauf zw. China und Japan für hochgradig dumm, beide könnten das Geld für etwas Besseres benützen. Japan ist wiederum vom harmonischen Handel mit China mehr abhängig als von diesen dämlichen Inseln, egal wieviel Rohstoffe dort sein mögen. Gerade Japan ist der Beweis, wie glänzend man ohne Rohstoffe jahrzehntelang zur wirtschaftlichen Supermacht aufsteigen kann. Es geht da eher um Prestige, man streitet, man kauft Waffen und häuft sie an, und je größer die beiden Haufen werden, desto eher die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann kracht. Und angenommen, der GAU eines konventionellen Krieges zw. China und Japan träte ein, dann würde sich vielleicht zeigen, dass das Waffensystem Flugzeugträger vielleicht inzwischen obsolet ist. Es hat seit 1944 keine Trägerschlachten mehr gegeben, das sind bald 70 Jahre. In Wirklichkeit würde es eine Reihe von riesigen Überraschungen geben, und am Ende würde man vielleicht ganz anders Krieg führen, und die Dickschiffe blieben alle im Hafen...
... so wie es z.B. mit den teuer gekauften österreichischen Dreadnougts der "Viribus Unitis"-Klasse im ersten Weltkrieg war, über welche der Historiker Paul Kennedy (aus - von britischer Sicht voll verständlichen Sicht etwas von oben herab
) geschrieben hat, es wären reine Prestigeobjekte gewesen...