Insgesamt halte ich die Frage für reine Polemik und unnötig polarisierend. Per se hätte ich aber nichts dagegen Kirchen in Moscheen umzuwandeln, sie fällt ja auch jetzt an eine orthodoxe Glaubensgemeinschaft mit der sich die römisch katholische Kirche weigert in Kommunion zu gehen.
Spannender finde ich da eher diese leicht verdrehten Argumente:
Jedes Land, jeder Erdteil hat seine Glaubensrichtung...warum sollen jetzt Kirchen plötzlich Moscheen werden?....Europa ist ein christlich geprägter Erdteil, auch historisch gewachsen und hat viel zur moralischen Festigung Europas beigetragen....ohne diese christlichen Werte, würde viel unangenehmer alles aussehen, was wir uns derzeit kaum vorstellen können, weil wir uns schon längst daran gewöhnt haben.....wozu schon wieder dieser absurde Hang "das Andere" anzuhimmeln?...nur um etwas zu ändern des Änderns wegen?.....anstatt unsere Werte zu verteidigen, sollen wir diese durch islamische Werte ersetzen?...mich würde interessieren, ob so ein Unsinn in anderen Ländern, nicht christlichen Glaubens, möglich wäre.....natürlich nicht!.....anscheinend hat eine naiven&falsch verstandene Toleranz von einer bestimmten politischen Richtung die Menschen ganz schön einer Gehirnwäsche unterzogen...also um die Frage direkt zu beantworten: anstatt nicht, aber dazu schon, da ja jeder seiner Religion nachgehen darf und soll...aber ANSTATT ist mir zu übertrieben....irgendwo sollten wir in Europa schon darauf achten, daß unsere Werte nicht völlig untergraben werden, denn unter dem Deckmantel einer falsch verstandenen Toleranz läßt sich ja alles dann verwässern, bis nichts mehr übrig bleibt.....bis nur noch "das Andere" übrig bleibt.......irgenwie absurd&masochistisch....an nix glauben, ist auch eine Möglichkeit und nur "das Andere annehmen"...geradeaus zum "Verlieren" prädestiniert!...so eine Sichtweise würde jeden Fundamentalisten ( übrigens auch "Extremisten jedes politischen Couleurs"! ) nur erfreuen....
Du behauptest jedes Land hat seine Religion, und diese Religion bildet mit ihren Werten die Grundlage des Zusammenlebens in dem jeweiligen Land. Das ist falsch und verfassungsfeindlich.
In Österreich gibt es keine Staatsreligion, statt dessen mehrere anerkannte Religionsgemeinschaften sowie Atheist_innen. Es gibt auch Länder mit einer größeren religiösen Inhomogenität als Österreich, zB Frankreich oder die Schweiz, die trotzdem funktionieren. Sogar Albanien ist nicht an seiner religiösen Inhomogenität gescheitert, sondern an den Pyramidenspielen, und die Konflikte zwischen Protestant_innen und Katholik_innen in Nordirland sind auch eher sozialer als religiöser Natur.
Die Werte die das Zusammenleben in Österreich regeln sind liberal-aufgeklärter Natur. Diese Werte wurden im deutschsprachigen Raum gerade gegen den Wiederstand der Kirche durchgesetzt, siehe Bismarcks Kulturkampf. Jetzt geht es noch darum die letzten Privilegien der katholischen Kirche wie das Konkordat und den staatsnahen Religionsunterricht abzuschaffen. Gerade die katholische Kirche hat sich jahrhunderte lang, oft mit Terror und Gewalt, gegen Religionsfreiheit und Toleranz gewehrt.
Gleichzeitig sind die Werte einer Religion nicht absolut fix, auch wenn sie manchmal der breiten Gesellschaft hinterher hinken. Genau wie die katholische Kirche in Dingen wie Sexualmoral und Frauenordination dazu lernen muss, ist das auch beim Islam in manchen Bereichen fällig, zB mehr theologische Toleranz und Aufgabe der Begründung von staatlichen Gesetzen durch die Religion. So gut wie immer werden gesellschaftliche Fortschritte in Richtung Toleranz und Pluralität nicht durch, sondern gegen Religionen, hierzulande ganz speziell der katholischen, erkämpft. Die Basis einer liberalen Republik war und ist genau deswegen nicht die Religion.
Die Religion erfüllt diese Funktion des sozialen Kitts, neben diesen rechtlich theoretischen Aspekten, auch faktisch nicht. Die Kirche hat in Österreich sinkende Mitgliedszahlen, und so gut wie niemand geht regelmäßig in den Gottesdienst. Die Berufung auf die eigene katholische Religion und das christliche Abendland dient hier primär der Bildung einer imaginierten Gemeinschaft gegen "den Islam". Mir fällt es übrigens nicht schwer auch hier xenophobe Ängste auszumachen: Schnitzel gegen Kebap, Kirche gegen Moschee. Das ist eigentlich ein Kampf der mich nicht interessiert.
Meine Meinung hat auch nichts mit einem von dir gewittertem kulturpessimistischen Werteverfall, oder Liebe für "das Fremde" zu tun. Ich bestehe eigentlich sehr stark auf Werte wie Respekt, Teilhabe und Solidarität. Und genau das sind auch die Werte, auf deren Basis ich Kritik sowohl an der katholischen Kirche, als auch an islamischen Gemeinschaften, üben kann.