Das mit dem Sparen ist halt so eine Sache. Jedem (Spar)Guthaben, sprich Forderung steht eine entsprechende Verbindlichkeit, also Schuld gegenüber. Insbesondere im gesamtwirtschaftlichen Kontext gäbe es ohne Schulden keine Ersparnis bzw. Geldvermögen. In unserem heutigen Geldsystem sind Schulden eine systemimmanent Notwendigkeit. Ohne sie gäbe es weder Fortschritt noch Wohlstand noch wirtschaftliches Wachstum.
Die Denkschule der sparsamen Hausfrau als Paradigma einer soliden Haushaltsführung ist im deutschsprachigen Kontinentaleuropa derart zur Glaubensfrage hochstilisiert, dass ein und dieselbe ökonomische Aktion, von der einen Seite aus betrachtet, als moralisch wertvoll und von der anderen Seite aus gesehen als moralisch verwerflich wahrgenommen wird. Das Denken ist so sehr auf den durch Sparen ermöglichten Vermögensaufbau der einzelnen Wirtschaftseinheit ausgerichtet, dass die Bedeutung der Interaktion mit den anderen Wirtschaftseinheiten als Schuldner nicht wahrgenommen wird. Aus dieser scheinbaren moralischen Überlegenheit heraus, wird dabei völlig vergessen, dass jede einzelne Wirtschaftseinheit, die einen Einnahmeüberschuss erwirtschaftet, darauf angewiesen ist, dass sich eine andere Wirtschaftseinheit verschuldet.
Aus Sicht der einzelnen Wirtschaftseinheit ist es sicher rational, stets darauf zu achten, dass alle Ausgaben mit entsprechenden Einnahmen gedeckt sind bzw. dass ein Einnahmeüberschuss erzielt wird, um Rücklagen für schlechte Zeiten zu bilden oder für größere Ausgaben anzusparen. Dies gilt insbesondere für private Haushalte, da diese im Regelfall nicht in jenem Ausmaß wie beispielsweise Unternehmen über Investitionen eine Rendite erwirtschaften können.
Dieser für die einzelne Wirtschaftseinheit gültige Partialsatz lässt sich aber nicht auf alle Wirtschaftseinheiten umlegen.