Puuh, ich war einige Wochen nicht anwesend und stelle nun fest, dass der Kelch an mir vorbeiging. Zugegeben, alles hab ich jetzt nicht gelesen, aber doch immerhin bis zur 4. Seite und ab da scheint es ohnehin zu 'ner quasi-privaten Debatte zu arten. Also kann es jetzt sein, dass es zu Redundanzen kommt, dass ich wiederhole - man siehe mir das bitte nach.
Grundsätzlich kann ich Lady Katarina in vielem beipflichten, die einzelnen Zustimmungen spare ich mir jetzt, braucht eh keiner. Ich unterschreibe nicht alles, aber das wär auch kurios.
Erstmal, ich weiss nicht, ob das stimmt. Hab mich nur gerade gefragt, ob man sowas (in der Psychologie, Soziologie, Sexualwissenschaften, etc.) noch nie empirisch untersucht hat. Gibt es dazu echte keine Studien? Nicht, dass sie uns notwendigerweise so maßlos klüger machten, oder, dass Studien in solchen Fragen überhaupt Abhilfe schaffen können, aber interessant wäre es dennoch. Ansonsten habe ich mir diese Frage, um ehrlich zu sein, noch nie gestellt. Sie stellt sich für mich eigentlich nicht. Solange _ich_ meinen Partner finde, bin ich da etwas egoistisch, aber auch ehrlich und sage, es kümmert mich nur sehr begrenzt, wie viele oder wie wenige seelenverwandte Schwestern ich habe. Ich weiß, was mir gefällt, was mich reizt und wie das bei anderen ist, sei deren Sache.
Allerdings meine ich, dass man hierbei - nach wie vor - eines nicht vergessen sollte. Und zwar, dass es ja wohl so ist - nach wie vor - und generell, dass es Männer stets etwas einfacher haben, zu solchen Neigungen zu stehen und ihnen Ausruck zu verleihen. Und sei's auch nur im Internet. Das betrifft allem Anschein nach das gesamte sexuelle Spektrum, also nicht nur BDSM-relevantes, sondern auch sämtliche Fetische, wie auch viel verbreitere Vorlieben. Natürlich kommt es hier letztlich immer auf den konkreten Menschen an, aber in der Tendenz behaupte ich, verspüren immer noch weitaus mehr Frauen Skrupel, sich in solchen Angelegenheiten offen zu äußern - und daran sind nicht immer sie selbst "Schuld". Hinzu kommt in diesem Fall noch dieser Aspekt einer gewissen Widernatürlichkeit. Der Umstand weiblicher Dominanz an sich, der, wenigstens in unseren Breiten, nunmal nicht gerade als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Um's vorsichtig zu formulieren. Klar, ein männlicher Sub sieht sich mit einem ganz ähnlichen Problem konfrontiert, doch eben dies relativiert sich durch das, was ich zuvor anmerkte. Es ist doch so, bei Männern dieser Couleur wird es allgemein und gerne damit abgetan, dass es sich - natüüüürlich - um Herren handelt, die beruflich (oder ansonsten privat) in eher autoritären Positionen zu finden sind. Und die auf diese Weise nach Kompensation trachten. Ich persönlich halte diese Theorie für absoluten Schwachsinn - nichtsdestotrotz ist sie (unter Normalos) immer noch vorherrschend und hiermit sind viele Männer schonmal "entschuldigt".
Aber was ist mit dominanten Frauen?
Man sieht es ja, leider auch im Eröffnungspost dieses Threads: Wir sind dann eben gekränkte Misandristinnen oder uns fehlt jedes Selbstvertrauen.
So kann man es sich natürlich leicht machen...
Traditionell wird von Frauen in einem sozialen Kontext nunmal etwas grundlegend Anderes erwartet. Und, was die Bereitschaft zur Offenheit betrifft: Ich selbst halte mich für vergleichsweise selbstbewusst (im Sinne von Selbstvertrauen), obschon ich sicher nicht davor strotze. Aber auch ich bin absolut keine, die nun allzu großzügig mit ihren absonderlichen Neigungen herumprahlen müsste, wollte. Im Internet mag das beizeiten etwas anders sein, aber davon spreche ich nicht. Ansonsten gucke ich schon sehr genau, wem ich mich "erkläre" und wem nicht. Und, interessanterweise fällt es mir meist wesentlich schwerer gegenüber Männern. Will sagen, wenn ich mit einer neueren Freundin meinetwegen zum ersten Mal über sexuelle Vorlieben und dergleichen quatsche, wäre ich eher beim Thema BDSM, als das bei einem Mann der Fall wäre - und letzteres umso weniger, wenn ich nicht davon ausgehen kann/brauch, dass dieser nun zufälligerweise devot unterwegs ist...
Auf der anderen Seite ist eines schon auffallend. Gut, der Opener hier hat sich zwar wortwörtlich an die Herrenwelt gerichtet, aber die Damen nicht grundsätzlich von der Debatte ausgeschlossen und seht euch nur mal an, wie das Geschlechterverhältnis AUCH hier in diesem Thread ausfällt. Für mein Empfinden hat das schon einen gewissen Aussagewert. Richtig, ich habe gelesen, was hier einige über dieses Verhältnis im Internet überhaupt denken - Männer sind eher anzutreffen, als Frauen - unterschreibe das jedoch ausdrücklich nicht. Mir sind die Statistiken zwar bekannt, aber ich studiere Mathematik und vertraue auf Statistiken nur in ganz bestimmten Fällen.
In diesem nicht. Hier urteile ich lieber gemäß dem, was ich in meinem Freundeskreis erlebe, und es tut mir ja leid, aber ich kann absolut nicht erkennen, dass die Herren in diesen Tagen das Internet tendenziell stärker nutzen würden, als die Damen. Ohne Zweifel _war_ es mal so, aber heute liegen die Unterschiede m.E. viel eher darin, _wofür_ konkret das Internet genutzt wird, was man dort tut. Was das betrifft, gibt es definitiv Differenzen zwischen den Geschlechtern. Aber auch nur tendenziell.
Ich hab ein Problem mit dem Topic an sich. Weil ich ernsthaft bezweifle, auch, was meinen eigenen "Fall" angeht, dass es so etwas, wie eine dominante/devote
Veranlagung überhaupt gibt. Stattdessen gehe ich davon aus, dass es sich hier um etwas handelt, das sich - wenn auch sehr früh, möglw. - entwickelt, einstellt, in Folge unterschiedlichster Faktoren. Ich sehe hier gewisse Parallelen zur Homosexualität, jedenfalls, was meine Interpration dessen betrifft.
Es gibt (fast) keine echt veranlagten dominanten Frauen, die ihre Dominanz wirklich aus Leidenschaft ausleben. Traurig, aber wahr.
Selbst wenn dem so sein sollte, bedeutet das für mich noch lange nicht, dass es "natürliche" Gründe sind, die (obligatorisch) dazu führen. Sondern viel wahrscheinlicher erscheint es mir, als sozio-historisches Resultat und hier liegt die Verantwortung, wenn überhaupt gegeben, dann wohl eher auf Seiten der Männerwelt. Das ist jetzt allerdings schlichte Meinung, Gefühl, es würde mir schwer fallen, das zu beweisen.
1) Die Frau ist eine gewerbliche Domina, verlangt also Geld und dafür "spielt" sie die dominante Frau, von echter leidenschaftlicher Dominanz keine Spur.
Hey, es gibt nicht nur gewerbliche Dominas, die reine Schauspielerinnen sind. Genau so ist Schauspiel an sich ja fester Bestandteil einer jeden Auslebung von BDSM. Aber ich hab dich schon verstanden.
2) sie ist männerfeindlich und männerverachtend (vielleicht weil sie schon oft von Männern verletzt und enttäuscht wurde) und versucht jetzt, sich mittels Domina-Schiene an der Männerwelt zu rächen, indem sie Männer dominieren will, in Wirklichkeit steckt aber nur Männerhass dahinter, aber keine echte Dominanz.
Das erinnert mich jetzt an den Film "Audition". Und auch sonst schmeckt es für mich viel eher nach einem Motiv für Film oder Buch. Deine These überzeugt mich schon deshalb nicht, weil es wenig Sinn zu ergeben scheint, sich an jemandem zu rächen, mit Mitteln, die eben dieser ja gerade - mehr oder weniger ausgeprochen - fordert. Für Aktionen blinder Vergeltung eignet sich diese ganze Sphäre irgendwie denkbar schlecht - BDSM, genau wie Sex, ist doch immer vor allem eine reziproke Angelgenheit.
3) sie ist optisch ziemlich unattraktiv und kriegt daher im "normalen" Leben keinen Mann ab. Darum probiert sie es in der SM-Szene und macht einen auf dominant, in der Hoffnung hier eher einen Mann abzukriegen, weil es nur sehr wenige dominante Frauen gibt, aber viel mehr devote Männer. Die Chance, für eine unattraktive Frau in der SM-Szene einen Mann abzubekommen ist also höher als in der Vanilla-Welt.
Mal angenommen es wäre so, setzte es auf Seiten der Frau aber auch ein entsprechendes Selbstvertrauen voraus. Behaupte ich jetzt mal. Nun könnte ich dir entgegenhalten, dass genau dies, bei (meinetwegen) eher unattraktiven Frauen, eher selten in Übermaßen vorhanden sein dürfte. Andererseits, ist es vorhanden, stelle ich ernsthaft in Frage, dass eine herkömmliche Frau, die äußerlich vergleichsweise wenig attraktiv sein mag, auf so etwas wie BDSM ausweichen müsste. Blödsinn. Sie traute sich, ganz normale Männer anzusprechen - und wenn es mit denen nichts wird, hallo? Gibt es nicht auch sowas, wie wenig(er) attaktive Herren? Ich glaube wohl schon...
4) sie hat kein oder nur wenig selbstbewusstsein und versucht ihr ego bzw. selbstbewusstsein zu pushen, indem sie sich dominant verhält, sich einen sklaven hält, denn dann kann sie sich gut fühlen, stolz auf sich sein und damit prahlen, dass sie einen Mann als sklave hat.
Den Punkt, mit Verlaub, halt' ich für ausgemachten Blödsinn. Eher schon halte ich es für denkbar, dass sich eine Dame, wie du sie hier charakterisierst, und aus genau dem Grund, auf der "Subseite" wiederfindet. Aber darüber könnte man wahrscheinlich wunderbar streiten.
So. Ein langer Beitrag, aber wenn es, eurer Meinung nach, schon (zu) wenig FemDoms gibt, so lasst sie wenigstens zu Wort kommen. Nun muss ich aber wirklich los. *hetz*