Wir haben den freien Willen etwas zu tun und wir tun es auch.
Man muss unterscheiden zwischen Handlungsfreiheit und Willensfreiheit. Wir können tun, was wir wollen, wenn uns nicht äußere Hindernisse davon abhalten.
Aber können wir entscheiden, was wir wollen? Können wir etwas bestimmtes wollen wollen? Wie kommen wir zu unseren Entscheidungen? Entweder unser Geist/Gehirn folgt bestimmten Gesetzen (Denkgesetze/neuronale Prozesse), sodass ein bestimmter Input (Wahrnehmungen, Wissen, etc.) zu einem bestimmten Output führt, oder es gibt in unserem Denken Zufallselemente, sodass unsere Entscheidungen zu einem gewissen Grad zufällig sind. Ein
freier Wille wäre irgendetwas Drittes jenseits von Determiniertheit und Zufall. Wie kann man sich das Vorstellen?
Wenn man den freien Willen gänzlich ausschließt, was ja angeblich die ernst zu nehmenden Neurologen tun sollen, dann müsste man aber tatsächlich hinterfragen, ob das nicht auch bei Verbrechern ein unbedingter Milderungsgrund sein muss. Wäre zumindest konsequent.
Es gibt Gehirnforscher, die einen freien Willen ausschließen. Viele, deren Forschungsergebnisse eigentlich gegen einen freien Willen sprechen, halten aber an der Annahme eines freien Willens fest, ohne das wissenschaftlich begründen zu können. (z. B. Deecke, Libet) Was die Forschung auf dem Gebiet betrifft, kann man einmal nach
Libet googlen. (Ferner nach Wolf Roth und Gerhard Singer) Aber das Problem des
freien Willens stellt sich auch ohne Gehirnforschung, wie oben beschrieben.
Freier Wille bei Wikipedia mit Verweisen auf weitere Texte zum Thema.
Was das Strafrecht betrifft: Tatsächlich wird das schuldorientierte Strafrecht durch die Diskussion um den freien Willen in Frage gestellt. Denn wo kein freier Wille, da auch keine Schuld. Man kann den Strafvollzug aber auch unabhängig von der Schuldfrage als Erziehungsinstrument oder als Therapie sehen. Eine solche Denkrichtung gibt es ja unter Rechtstheoretikern.
Man kann den freien Willen aber auch als eine gesellschaftlich notwendige Fiktion sehen.
Hätten wir keinen freien Willen, würde es auch keine Verbrechen geben
Da wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Weil wir von einem freien Willen ausgehen, beurteilen wir Handeln moralisch und nennen gesellschaftlich abgelehntes Handeln "Verbrechen". Tiere dagegen kennen keine Moral. (Ob sich zum Beispiel bei Primaten so etwas wie moralische Einsichten gibt, darüber könnte man streiten.) Daher gilt das gleiche egoistische Verhalten, wie es Menschen zeigen, bei Tieren nicht als Verbrechen.
Dafür haben die auch keinen freien Willen.
Woher willst Du das wissen? Wir können in Tiere nicht hineinsehen. Vielleicht erleben sich Tiere ebenso als frei wollend wie wir. Vielleicht glaubt sogar ein Fahrscheinautomat, er gebe uns Fahrscheine aus seinem freien Willen.