Aber mal andersrum. Nur weil man "Gott" nicht messen kann schliesst das noch lange nicht aus das es ihn nicht gibt, oder ?
Aber das ist kein guter Grund an ihn zu glauben. Man kann sich unzählige Dinge ausdenken, die man nicht messen kann, die man nicht sieht, nicht hört, nicht riecht etc. An all diese Dinge werden wir im Zweifelsfall eher nicht glauben.
Ich für meinen Teil kann mir einfach nicht vorstellen, das ohne eine "schöpfende Kraft" die hinter allem steckt das "Werkel" unseres bisher bekannten Universums in dieser Präzision entstanden sein kann.
Ob es eine außerweltliche Existenz gibt, die sich alles ausgedacht und erschaffen hat, ist belanglos. Was hat das für eine Relevanz für unser Leben? Wen interessiert das?
Bei Religionen geht es um etwas anderes. Nämlich darum, dass der Mensch in einer besonderen Beziehung zu seinem Schöpfer steht und dass es da eine Art Kommunikation gibt zum Beispiel über Propheten und Offenbarungen und dass dieser Schöpfer bestimmte Erwartung an den Menschen hat. Und das ist bei Licht besehen doch eine etwas weit hergeholte Annahme.
Und das Uhrmacherargument ist natürlich Quatsch.
Du nennst das Universum ein Werkel. Aber inwiefern ist das Universum ein Werkel? Was tut dieses Werkel? Was werkelt denn das Universum? Nichts. Das Universum existiert sinn- und zwecklos vor sich hin.
Du sprichst von Präzision. Aber was im Universum ist präzise? Ich kann die Enfernung des Mondes von der Erde präzise
messen, aber inwiefern kann ich sagen, die Entfernung des Mondes von der Erde
sei präzise?
Alleine so ein komplexes Ding wie es z.B. unser Auge ist soll einfach durch eine Laune der Natur entstanden sein und durch ständige Auslese / Evolution diese Perfektion entwickelt haben?
Inwiefern ist denn das Auge perfekt? Was ist hier der Maßstab für Perfektion? Ein perfektes Auge könnte vielleicht ein größeres Spektrum des Lichtes erkennen und hätte vielleicht einen größeren Brennweitenbereich, sodass wir ohne Mikroskop und Feldstecher auskommen könnten.
Zur Evolution:
Die Evolution des Auges: Eine Lösung für Darwins Dilemma
Evolution ohne einen Schöpfer / Gott (oder wie auch immer man es nennt) darunter stelle ich mir vor, wie wenn ich ein paar Kilo Alteisen in die Landschaft schmeisse und darauf vertraue das daraus im Lauf der Jahrtausende ein Schmiedeeisernes Balkongitter entsteht.
Das ist die Argumentation mit post-hoc-Wahrscheinlichkeiten. Post hoc ist alles extrem unwahrscheinlich. Wenn ich zum Beispiel eine Hand voll Reis auf den Boden werfe und mir nachher überlege, wie wahrscheinlich es ist, dass jedes Reiskorn genau dort liegt, wo es liegt, stelle ich fest, dass ich ein Ereignis produziert habe, dessen Wahrscheinlichkeit gegen null geht. Oder: Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Ziehung bei 6 aus 45 genau die Zahlen 9, 22, 36, 40, 41, 43 gezogen werden, ist geringer als 1 zu 8.000.000. Aber genau diese Zahlen wurden gerade gestern gezogen und wir werden uns nicht darüber wundern, da wir wissen, dass gerade diese Zahlenkombination nicht weniger wahrscheinlich ist, als jede andere.
Ist unser Universum, so wie es ist, weniger wahrscheinlich als irgendein anderes Universum? Angenommen das Universum hätte sich anders entwickelt, es gäbe kein Leben (oder was wir Leben nennen. Wie ist das eigentlich definiert?) und keine Menschen, sondern dafür vielleicht andere sonderbare Phänomene. Wäre dieser Zustand dann weniger unwahrscheinlich als der tatsächliche?
Und wenn ich die Pro's und Kontra's "Gott" vs. "nicht Gott" abwäge kommt mir ersteres wahrscheinlicher vor.
Aber wie wahrscheinlich ist denn Gott? Mir kommt diese Vorstellung eines unerschaffenen, allwissenden, allmächtigen Weltenbastlers nicht sehr wahrscheinlich vor.
Ist die Existenz einer unerschaffenen Welt wirklich unwahrscheinlicher als die Existenz eines unerschaffenen Gottes? Ist es nicht auch ein unglaublicher Zufall, dass es diesen Gott, der uns erschaffen hat, gibt? Wenn ich sage, "Es gibt ein unerschaffenes, ewiges, allwissendes, allmächtiges, allgegenwärtiges Wesen.", wie würdest Du die Apriori-Wahrscheinlichkeit der Existenz so eines Wesens einschätzen? Würdest Du sagen, "Klar. Gut möglich, dass es so ein Wesen gibt. Es gibt ja sonst auch alles mögliche. Warum nicht ein unerschaffenes, ewiges, allwissendes, allmächtiges, allgegenwärtiges Wesen? Das kommt mir gar nicht komisch vor.", oder würdest Du sagen, "Naja, dass es so ein Wesen gibt, das scheint mir schon eher unwahrscheinlich. Da müsste es schon sehr starke Hinweise darauf geben, dass ich an so etwas glauben würde."?
Wenn man einen Gott in sein Weltbild einführt, verschiebt man dann nicht bloß das Unerklärliche, Unvorstellbare, Unglaubliche von der Welt auf etwas außerhalb der Welt?