Der Fairneß halber möcht ich aber schon darauf hinweisen, daß jemand, der sich in einer ausweglosen Situation sieht, auch aggressiv rüberkommen kann und darf.
Was mich in solchen Diskussionen immer wieder so anstinkt ist der Umstand, daß wir in unsere ach so degenerierten Zeiten gelernt haben, zunächst unsere Gesellschaft für unser Wohlergehen verantwortlich zu machen.
@Tom: dieses Argument, daß halt nicht jeder genug Ellenbogen hätte, sich zur Wehr zu setzen, wurde mir oft um die Ohren geschlagen, und ich fand's unfair, weil ich selbst auch erst lernen mußte, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und mir die Hilfen zu suchen, die ich brauchte. Von alleine kommt nix durch's Fenster geflogen.
Wir sind nicht wehrlos auf die Welt gekommen, oft genug hilft einfach eine Richtungsänderung in der Art, die Dinge zu betrachten. Jemand, der glaubt, er sei ungerecht behandelt, weil-weil-weil, der kommt oft nicht auf die Idee, daß vieles von dem, was er aufgedrückt kriegt, auch mit Entscheidungen zu tun hat, die er selbst getroffen hat.
@Sabrina, ich will dir sicher nicht reinreden, wie du dein Leben zu gestalten oder zu empfinden hast. Fakt ist: du hast einen behinderten Sohn. Fakt ist: du hast dich entschieden, ihn zu Hause bei dir zu betreuen. Fakt ist: irgendwann wirst du dazu nicht mehr in der Lage sein, spätestens dann wenn du selbst pflegebedürftig wirst oder stirbst. Fakt ist: er wird irgendwann ohne deine Hilfe leben müssen. Fakt ist: du denkst, du würdest ihn im Stich lassen, wenn du dafür sorgst, daß er in eine entsprechende Einrichtung kommt. Fakt ist: jeder, der Kinder hat, sorgt i.d.R. dafür, daß die Kinder irgendwann ein Leben ohne ihn führen können - das ist der Lauf der Dinge.
Will sagen: DU hast ganz erheblich dazu beigetragen, daß du jetzt in dieser schwierigen Lage steckst. Das schreibe ich nicht als Vorwurf, sondern mit dem Gedanken, daß du wie jeder andere auch richtungweisende Entscheidungen getroffen hast, die sich auf dein Leben auswirken.
Und darauf - NUR darauf - bezieht sich meine Kritik: jetzt voller Wut Gründe und Ungerechtigkeiten überall zu sehen, aber keine Rückschlüsse auf deine eigenen Entscheidungen zuzulassen, finde ich verkehrt. Nicht für uns, hier wird ja nur diskutiert und Ansichten sind nun mal unterschiedlich. Aber für dich selbst. Je öfter du schreibst, du würdest nicht jammern, umso hilfloser wirkst du auf mich. Das ist schade.