Das Gericht sagt lediglich, dass der Fall verjährt, und die Autorenschaft daher juristisch irrelevant ist.
Die Doktorandin forscht aktuell über Salten. Ich gehe also davon aus, dass es der derzeitige Stand der Forschung ist. Sie bezieht sich dabei, wie schon erwähnt, auf sehr parallele Schriftstücke aus dem Nachlass.
Wie Du vollkommen richtig festgestellt hast, schildert das Buch sehr gut, wie ein Bohemien dieser Zeit auch Unterschicht und Kindheit in der Unterschicht vorgestellt hat. Es zeigt auch ein Frauenbild, das sehr ähnlich bei Schnitzler zu sehen ist (z.B. "Fräulein Else"), aber weit unverblümter. Ich sehe den Autor selbst insbesondere in den Kunden dieser "Dirne", und im Umgang mit ihr.
Dass die Clique, zu der Salten gehört hat (und falls er tatsächlich nicht der Autor war, der Autor), einen sehr lockeren Umgang mit Sexualmoral hatte, dass sie sich bedient haben, wo es ging, ist ein unbestrittenes Faktum. Man muss sich natürlich vorstellen, dass der Unterschied bei den finanziellen Mitteln zwischen Armen und dem intellektuellen Mittelstand damals enorm war. Das ist mit heutigen Zuständen absolut nicht vergleichbar. "Jeder" konnte sich ein Dienstmädchen leisten, auch einen Hausburschen. Und irgendwelchen Frauen aus den Slums ein Angebot zu machen, das sie unmöglich ablehnen konnten, natürlich auch. Der Eintrittspreis zu mancher Abendveranstaltungen überschritt deutlich das Monatseinkommen einer Arbeiterfamilie. Der "Wert" dieser Menschen war im Vergleich marginal, man konnte sie verwenden, wie man wollte. Also, Umbringen vielleicht eher nicht, das hätte Ärger gegeben (De Sade hatte solche Phantasien), aber sich eine Frau (oder ein Mädchen) nehmen, wenn man sie wollte, war nicht wirklich ein Problem. Und wenn schon, dann hat's der Papa irgendwie gerichtet. Ein bisschen Kleingeld, und das Problem war aus der Welt. Zumal sie eh selber schuld war, weil sie ...