Kulturaustausch

Mal eine kleine Anekdote zum frühen Wessi-Ossi Kultur(Mentalitäts)austausch.

Kurz nach der Wiedervereinigung waren Verwandte meiner Mutter bei uns zu Besuch und wurden Zeuge einer kleinen Meinungsverschiedenheit, die ich mit einem Nachbarn bezüglich einer Garage hatte.

Daraufhin mein sachsen-anhaltinischer Großcousin 1.294 Grades: "Sowas gibt´s bei uns nicht. Bei uns halten die Nachbarn zusammen und helfen sich gegenseitig."
Ich: "Wart´s mal ab. Lass noch ein wenig Salzlauge die Werra runterfließen und in ein oder zwei Jahren reden wir nochmal über das Thema."

Circa 1 Jahr später berichtete er dann stolz von seinem neuen Gartenpavillon, den er im Schweiße seines Angesichts und inzwischen mit tatenloser Nichtunterstützung seiner Nachbarn allein aufgebaut hatte. Und nicht nur das hatte sich inzwischen geändert.
Nachdem der neue Pavillon stand deutete einer seiner Nachbarn mit dem Finger darauf und sagte "wirste keene Freude dran hob´n."
Mein sachsen-anhaltinischer Großcousin 1.294 Grades: "Warum nicht?"
Sein Nachbar: "Werdsch dir anzünden."

Soviel zur Entwicklung von gönnerhafter Solidarität unter Nachbarn im Osten.
 
Mal eine kleine Anekdote zum frühen Wessi-Ossi Kultur(Mentalitäts)austausch.

Kurz nach der Wiedervereinigung waren Verwandte meiner Mutter bei uns zu Besuch und wurden Zeuge einer kleinen Meinungsverschiedenheit, die ich mit einem Nachbarn bezüglich einer Garage hatte.

Daraufhin mein sachsen-anhaltinischer Großcousin 1.294 Grades: "Sowas gibt´s bei uns nicht. Bei uns halten die Nachbarn zusammen und helfen sich gegenseitig."
Ich: "Wart´s mal ab. Lass noch ein wenig Salzlauge die Werra runterfließen und in ein oder zwei Jahren reden wir nochmal über das Thema."

Circa 1 Jahr später berichtete er dann stolz von seinem neuen Gartenpavillon, den er im Schweiße seines Angesichts und inzwischen mit tatenloser Nichtunterstützung seiner Nachbarn allein aufgebaut hatte. Und nicht nur das hatte sich inzwischen geändert.
Nachdem der neue Pavillon stand deutete einer seiner Nachbarn mit dem Finger darauf und sagte "wirste keene Freude dran hob´n."
Mein sachsen-anhaltinischer Großcousin 1.294 Grades: "Warum nicht?"
Sein Nachbar: "Werdsch dir anzünden."

Soviel zur Entwicklung von gönnerhafter Solidarität unter Nachbarn im Osten.
Leider haben sich die meisten Ossis mittlerweile auch zu Wessis entwickelt 😕
 
Leider haben sich die meisten Ossis mittlerweile auch zu Wessis entwickelt 😕
Leider.
Das "Wettrüsten" hat bereits unmittelbar nach der Wende eingesetzt.
Ich habe damals in meiner Stadt in einem Autohaus gearbeitet und mein Ost-Cousin ist mit einem Nachbarn und dessen Vater 350 Kilometer weit gefahren, um bei uns Autos zu kaufen.
Ein Jahr später kam mein Cousin dann erneut und wollte das selbe Modell, das damals sein Nachbar gekauft hatte. Allerdings sollte die Motorisierung unbedingt eine Nummer größer sein, als die des Nachbarn.
 
Leider.
Das "Wettrüsten" hat bereits unmittelbar nach der Wende eingesetzt.
Ich habe damals in meiner Stadt in einem Autohaus gearbeitet und mein Ost-Cousin ist mit einem Nachbarn und dessen Vater 350 Kilometer weit gefahren, um bei uns Autos zu kaufen.
Ein Jahr später kam mein Cousin dann erneut und wollte das selbe Modell, das damals sein Nachbar gekauft hatte. Allerdings sollte die Motorisierung unbedingt eine Nummer größer sein, als die des Nachbarn.
Zum Glück sind nicht alle so geworden 😊
 
Leider haben sich die meisten Ossis mittlerweile auch zu Wessis entwickelt 😕
Findest? Die meisten? Kann ich nicht sagen.
Mentalitätsmässig ist der Unterschied für mich noch sehr deutlich. Ich mag die unverbindliche Art der Wessis nicht… und die Ossis lassen sich nicht alles gefallen aufgrund ihrer Vergangenheit, sind irgendwie urtümlicher, zugänglicher, authentischer, herzlicher, haben auch eine bessere Allgemeinbildung… also die Älteren…
Ich weiß, das klingt sehr pauschal… ich empfinde es so, wenn ich zwischen Heimat und Westen pendle.
Klar, im Laufe der Jahrzehnte wird sich alles mehr und mehr vermischen und die DDR wird zur Erinnerung verblassen. Noch sind zum Glück viele da und ich bin froh, dass ich die DDR noch erleben und darin groß werden durfte.

Die Nachwendezeit, also die 90er fand ich toll. Es schien alles möglich. Teilweise pure Anarchie.
Da sind echt Dinge abgelaufen, Wahnsinn.

Klar gab‘s Neid. Früher hat Dir alles Geld nichts genützt, weil es ja nichts zu kaufen gab… nach der Wende war das anders.
Und was den Ossis alles verkauft wurde. Da haben sich einige nicht nur goldene Nasen verdient.
 
Sorry ihr Lieben- ich bin 60, war also 26 zur Zeit der Wende.

Ich hatte keine Verwandten im Osten. Aber natürlich, Ende 1989 sind wir "rübergefahren". Das Erste, was war- an unsere Autotür wurde geklopft- hast du mal 10 Mark?
Wir waren Studenten. 10 Mark war für uns viel Geld. Aber wir ernteten Unverständnis, als wir ablehnten und weiterfuhren.

Dann, bei einem Fest- zu dem wir durch einen unserer Gruppe eingeladen wurden- der Satz, den ich danach noch oft hörte- Wir hatten 40 Jahre nichts. Euch ging es gut, Nun sind wir dran.

Der Arztsohn beschwehrte sich, dass seine Eltern im Osten doch nichts verdient hätten- ihr habt als Ärzte viel mehr verdient! Die Frauen, mit denen ich redete und ihnen sagte- Bitte lasst euch nicht eure gut organisierte Kinderbetreuung wegnehmen- Warum? Ich möchte bei meinen Kindern zu Hause bleiben, IHR könnt das ja.

Wieder und wieder- euch ging es gut. Uns nicht. Warum habt ihr uns nicht geholfen? Bis einer meiner Kommilitonen sagte: Jetzt seit ihr die Wessis- also helft den Polen. Da war Ruhe.
Wir waren in einem Studentenwohnheim untergebracht. Auf unsere Frage- sie zahlten 10 Euro den Monat. Wir haben gesagt, was wir im Studentenwohnheim zahlen. Man hat uns nicht geglaubt. Auf unsere Frage- warum denn das Heisswasser Tag und Nacht nicht abgedreht wurde- das Wasser lief- wurde uns gesagt- warum? wir haben doch Fernwärme.

Bitte nicht falsch verstehen. Aber ich denke, die Anfänge waren von beiden Seiten nicht so leicht, Wir kamen einfach aus völlig unterschiedlichen Weltbildern.

Dafür denke ich, haben wir doch einges erreicht.
 
Findest? Die meisten? Kann ich nicht sagen.
Mentalitätsmässig ist der Unterschied für mich noch sehr deutlich. Ich mag die unverbindliche Art der Wessis nicht… und die Ossis lassen sich nicht alles gefallen aufgrund ihrer Vergangenheit, sind irgendwie urtümlicher, zugänglicher, authentischer, herzlicher, haben auch eine bessere Allgemeinbildung… also die Älteren…
Ich weiß, das klingt sehr pauschal… ich empfinde es so, wenn ich zwischen Heimat und Westen pendle.
Klar, im Laufe der Jahrzehnte wird sich alles mehr und mehr vermischen und die DDR wird zur Erinnerung verblassen. Noch sind zum Glück viele da und ich bin froh, dass ich die DDR noch erleben und darin groß werden durfte.

Die Nachwendezeit, also die 90er fand ich toll. Es schien alles möglich. Teilweise pure Anarchie.
Da sind echt Dinge abgelaufen, Wahnsinn.

Klar gab‘s Neid. Früher hat Dir alles Geld nichts genützt, weil es ja nichts zu kaufen gab… nach der Wende war das anders.
Und was den Ossis alles verkauft wurde. Da haben sich einige nicht nur goldene Nasen verdient.
Ja die 90er waren phantastisch und ich bin froh in der Zeit meine Jugend verbracht zu haben. Es war wirklich fast wie Anarchie, Freiheit pur.
Die Bildung war meiner Meinung nach im Osten die bessere. Es war natürlich nicht alles super, aber auch nicht alles schlecht(er). Ich bin froh, dass ich so aufwachsen konnte.
 
Sorry ihr Lieben- ich bin 60, war also 26 zur Zeit der Wende.

Ich hatte keine Verwandten im Osten. Aber natürlich, Ende 1989 sind wir "rübergefahren". Das Erste, was war- an unsere Autotür wurde geklopft- hast du mal 10 Mark?
Wir waren Studenten. 10 Mark war für uns viel Geld. Aber wir ernteten Unverständnis, als wir ablehnten und weiterfuhren.

Dann, bei einem Fest- zu dem wir durch einen unserer Gruppe eingeladen wurden- der Satz, den ich danach noch oft hörte- Wir hatten 40 Jahre nichts. Euch ging es gut, Nun sind wir dran.

Der Arztsohn beschwehrte sich, dass seine Eltern im Osten doch nichts verdient hätten- ihr habt als Ärzte viel mehr verdient! Die Frauen, mit denen ich redete und ihnen sagte- Bitte lasst euch nicht eure gut organisierte Kinderbetreuung wegnehmen- Warum? Ich möchte bei meinen Kindern zu Hause bleiben, IHR könnt das ja.

Wieder und wieder- euch ging es gut. Uns nicht. Warum habt ihr uns nicht geholfen? Bis einer meiner Kommilitonen sagte: Jetzt seit ihr die Wessis- also helft den Polen. Da war Ruhe.
Wir waren in einem Studentenwohnheim untergebracht. Auf unsere Frage- sie zahlten 10 Euro den Monat. Wir haben gesagt, was wir im Studentenwohnheim zahlen. Man hat uns nicht geglaubt. Auf unsere Frage- warum denn das Heisswasser Tag und Nacht nicht abgedreht wurde- das Wasser lief- wurde uns gesagt- warum? wir haben doch Fernwärme.
Das waren hoffentlich eher die Ausnahmen.
Bitte nicht falsch verstehen. Aber ich denke, die Anfänge waren von beiden Seiten nicht so leicht, Wir kamen einfach aus völlig unterschiedlichen Weltbildern.
Das denke ich auch.
Dafür denke ich, haben wir doch einges erreicht.
In gewisser Weise sicher., manches wurde besser, manches schlechter.
 
Ich kann mit diesem ganzen Wessi/Ossi Gerede einfach nichts anfangen. Das ist jetzt über 30 Jahre her. Ich hab aber kein Verständnis, wenn sich jemand die DDR zurück wünscht. Ich war 1991 mit unserm Sportverein im Osten und wir waren privat bei Spielern der anderen Mannschaft untergebracht. Der, bei dem ich untergebracht war, hat mir erzählt, dass er nicht studieren durfte, weil sein Vater wohl nicht sehr linientreu war. Wünscht man sich solche Zeiten wirklich zurück? Natürlich wird man immer Dinge finden, die vll auch ganz gut waren. Ich glaub auch, dass durchaus der Zusammenhalt größer war, denn in schlechten Zeiten rücken die Menschen zusammen. Das sich das ändert, sobald es den Leuten besser geht, ist für mich völlig klar, die Menschen sind alle gleich... Wobei man das auch nicht schwarz/weiß sehen darf. Bei uns auf dem Dorf ist das schon noch so, dass man sich gegenseitig hilft, auch im Westen. Aber für mich war der Zusammenbruch der DDR eine der besten Sachen, die ich miterleben durfte. Ein Staat der seine eigenen Bürger unterdrückt und keien abweichenden Meinungen zulässt, ist durch nichts zu rechtfertigen. Von dem her hab ich für irgendwelche Ostalgiker wenig Verständnis....

@Mitglied #565215 Ich denke, du siehst das ja eh alles recht differenziert, aber ich hoffe, du stimmst mir zu, dass es alles in allem nicht besser wäre. wenn die DDR weiter existiert hätte... schon allein beziehungstechnisch ^^
 
@
Sorry ihr Lieben- ich bin 60, war also 26 zur Zeit der Wende.
Wieso sorry? ;)
Ich hatte keine Verwandten im Osten. Aber natürlich, Ende 1989 sind wir "rübergefahren". Das Erste, was war- an unsere Autotür wurde geklopft- hast du mal 10 Mark?
Wir waren Studenten. 10 Mark war für uns viel Geld. Aber wir ernteten Unverständnis, als wir ablehnten und weiterfuhren.

Dann, bei einem Fest- zu dem wir durch einen unserer Gruppe eingeladen wurden- der Satz, den ich danach noch oft hörte- Wir hatten 40 Jahre nichts. Euch ging es gut, Nun sind wir dran.

Der Arztsohn beschwehrte sich, dass seine Eltern im Osten doch nichts verdient hätten- ihr habt als Ärzte viel mehr verdient! Die Frauen, mit denen ich redete und ihnen sagte- Bitte lasst euch nicht eure gut organisierte Kinderbetreuung wegnehmen- Warum? Ich möchte bei meinen Kindern zu Hause bleiben, IHR könnt das ja.

Wieder und wieder- euch ging es gut. Uns nicht. Warum habt ihr uns nicht geholfen? Bis einer meiner Kommilitonen sagte: Jetzt seit ihr die Wessis- also helft den Polen. Da war Ruhe.
Wir waren in einem Studentenwohnheim untergebracht. Auf unsere Frage- sie zahlten 10 Euro den Monat. Wir haben gesagt, was wir im Studentenwohnheim zahlen. Man hat uns nicht geglaubt. Auf unsere Frage- warum denn das Heisswasser Tag und Nacht nicht abgedreht wurde- das Wasser lief- wurde uns gesagt- warum? wir haben doch Fernwärme.

Bitte nicht falsch verstehen. Aber ich denke, die Anfänge waren von beiden Seiten nicht so leicht, Wir kamen einfach aus völlig unterschiedlichen Weltbildern.
Ich verstehe das überhaupt nicht falsch. Es war für beide Seiten nicht leicht und eine Riesenherausforderung. Ich kenne auch viele Wessis, die sauer waren, den maroden Osten nun mitfinanzieren zu müssen.
Nicht wenige Ossis haben den Westen auch als reiches Paradies gesehen, der nun dran ist mit zahlen.
Die von Dir genannten Beispiele sind natürlich nicht toll. :(
Habe ich persönlich so auch nicht erlebt, bin aber auch nicht im Westen ansässig gewesen. Ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, mich da so aufzuführen.

Der Verdienst war in der DDR wirklich mau, egal was Du warst. Aber dafür waren Grundnahrungsmittel, Miete etc unterirdisch billig (für unser großes Haus zahlten wir 120 Mark Miete). Das konnte nicht auf Dauer gut gehen.

Die 60er waren noch anders, freier, bunter, die 70er teilweise auch noch, aber dann ging es stetig bergab, in den 80ern gabs wirklich nichts mehr. Die Städte waren komplett marode. Alles verfiel… Innenstädte abgerissen, furchtbar.
Du musstest überall wen kennen um etwas zu bekommen: gute Bücher, Orangen, Bananen etc
Die Kinderbetreuung… stimmt… man konnte sein Kind schon mit 3 Monaten in der Krippe abgeben (und auch in der Folge ständig in staatlicher Obhut lassen von morgens bis abends inkl politischer Infiltration). Fand und finde ich viiiiel zu früh. Mir hat das geschadet. Ich hätte viel mehr Bindung und Liebe von meinen Eltern gebraucht, hätte gern mehr Urvertrauen bekommen.
Die Politik wurde immer schlimmer, ewig die gleichen Parolen, passiert ist nichts. Du solltest brav sein, keine freien Gedanken äußern, sonst warst Du gleich auf der Liste. Wer nicht uneingeschränkt für den Osten war, war dagegen (und damit westlich und staatsfeindlich). Studieren durften die wenigsten. Kenne ich genug Beispiele. Auch mein Mann durfte nicht Kunst studieren, weil er keine sozialistischen Bilder malte und politisch etwas kritisch war.
Dafür denke ich, haben wir doch einges erreicht.
Haben wir. Und es war auch von mir nicht böse gemeint.
 
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