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Naja, bezogen auf den Anlassfall ist es nicht unbedingt zeitgemäß.Dieses Gesetz ist ein Diskussionspunkt, nämlich
- ist es noch zeitgemäß?
Allerdings darf man nicht außer Acht lassen, dass das Verbotsgesetz seinerzeit, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, ein sehr wichtiges politisches Instrument des wieder erstandenen Österreich war.
Zum einen wurden NSDAP, SA und SS, die ja allesamt damals noch präsent waren, damit ein für alle Mal verboten, ebenso eine Neugründung derselben. Ein Handeln gegen diese Verbote wurde unter Strafe gestellt. Ebenso wurde unter Strafe gestellt, die Verbrechen der NS-Zeit gut zu heißen oder auch nur zu verharmlosen.
Ich würde davon ausgehen, dass das Zustandekommen dieses Gesetzes wohl auch der geistigen Haltung der damals verantwortlichen Parteien entsprochen hat, wenngleich es nicht auszuschließen ist, dass die Verabschiedung in Hinblick auf eine deutlichere Abgrenzung von NS-Deutschland spürbar erleichtert und beschleunigt wurde.
Prinzipiell ja, allerdings gilt es zu bedenken, dass die Meinungsfreiheit an sich ja ohnehin überall dort eingeschränkt ist, wo sie gültige Gesetze bricht. Es ist also auch im Falle des Verbotsgesetzes legitim, wenn die Freiheit der Meinung Grenzen unterworfen ist.- ist Meinungsfreiheit nicht höher einzuschätzen?
Das wird halt schwer möglich sein. Zum einen beschränkt sich das Gesetz ja auf das Verbot von NS-Organisationen und deren Fortführung bzw. Wiederbelebung. Zum anderen aber - ich sag's nochmals - ist ja das Verbotsgesetz auch als eine politische Abgrenzung zu einer düsteren Vergangenheit zu verstehen, an welcher Österreich ja nicht gänzlich unbeteiligt war.- wenns ein Verbotsgesetz gibt, soll man nicht die Gräuel des Kommunismus oder des Islam einbeziehen?
Es wäre also schwierig, in Österreich ein Verbot kommunistischer Organisationen oder islamistischer Terroristen zu erlassen, weil es dafür keine Grundlage gibt.
Außerdem haben wir ja erfahren, dass die eigentliche Aufregung über die NS-Verbrechen ja offenbar nicht der Zahl der Opfer gilt, sondern der Methode, mittels welcher jene ihr Leben verloren haben. Somit sind die Genossen der Stalin-Zeit fein aus dem Schneider.
Ich denke schon, dass sie es könnte. Und im Gegensatz zu Dir bin ich auch der Meinung, dass die Demokratie in Österreich bei weitem nicht so rudimentär ist, wie Du das darstellst. Sie hat sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte entwickelt, langsam zwar, aber doch. Man kann sie auch nicht mit der direkten Demokratie der Schweiz vergleichen, wo natürlich ein stärkeres Mitspracherecht der wählenden Bürger besteht.- kann eine gesunde Demokratie nicht auch ohne so ein Gesetz leben?
Ich weise aber noch einmal darauf hin, dass das Verbotsgesetz eine verbindliche Erklärung des offiziellen Österreich ist, alles im Rahmen der Gesetzgebung mögliche zu tun, um ein Wiederaufleben des Nationalsozialismus zu unterbinden. Deshalb sollte meiner Meinung nach auch nicht daran gerüttelt werden.
Wenn noch eine persönliche Bemerkung erlaubt ist, weil Du einen Hinweis auf den Schulunterricht gebracht hast. Bei mir hat es sich so ergeben, dass der Geschichtsunterricht so abgelaufen ist, dass wir eine Stunde mit dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich beendet haben, und die nächste Stunde mit dem Staatsvertrag begonnen.
Ich darf Dir aber sagen, dass ich das nicht als Versäumnis empfunden habe. Das Gefühl, dass diese verschwiegenen Jahre doch sehr interessant gewesen sein müssen, wenn man sie so zu verbergen trachtet, hat bei mir - und nicht nur bei mir, wie ich aus meinem damaligen Freundeskreis weiß - dazu geführt, dass ich mich besonders eindringlich mit dieser Zeit beschäftigt habe, und auf diese Art wohl mehr an Wissen und Erkenntnissen zusammen getragen habe, als das im Schulunterricht überhaupt nur möglich gewesen wäre. Und was ich als besonders positiv empfinde: ich konnte mir aus verschiedensten Quellen selbst ein Bild formen, eine eigene, unbeeinflusste Meinung bilden.
Und die scheint mir einigermaßen gefestigt zu sein, jedenfalls würde ich im Traum nicht auf die Idee kommen, die Opfer des Mörders Hitler anders zu bewerten als die Opfer des Mörders Stalin, nur weil diese in Sibirien erfroren sind, statt in Ausschwitz vergast zu werden.
Das überlasse ich lieber jenen, welche nichts lieber tun, als sich für andere zu schämen .....