Plagiat und Charakter

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Gast

(Gelöschter Account)
Nachdem Karl Theodor zu Guttenberg wegen Plagiatsvorwürfe zurücktreten musste, scheint es nun den nächsten zu erwischen: Dr. Hahn, ehemaliger Wissenschaftsminister und nunmehr EU-Kommissar gerät nun ebenfalls in den Verdacht, dass er seine Doktorarbeit abgeschrieben hat.
Die Uni Wien lässt nun seine Dissertation überprüfen.

Manche Politiker sind vielbeschäftigte Menschen. Die Dissertationen werden oft so "nebenbei" verfasst. Da ist es mir schon einleuchtend, dass man da nicht allzu genau wissenschaftlich arbeiten will und der Versuchung unterliegt einfach abzuschreiben.

Nur sind Politiker oft halt dann auch Ämterkumulierer. Wenn manche ihre vielen Ämter mit derselben Sorgfalt ausüben mit der sie ihre Dissertationen geschreiben haben, na dann Gute Nacht.

Allerdings muss man nicht vielbeschäftigter Politiker sein, um der Versuchung zu erliegen ein Plagiat zu verfassen. Es soll eine enorme Dunkelziffer an Plagiaten geben: Diplomarbeiten, Dissertationen und...und... und...

Was meint ihr ? Plagiat: entschuldbare Fehlleistung oder zu ahndender Akt der Kriminalität ? Kann man von der Tatsache, dass jemand ein Plagiat verfasst hat, Rückschlüsse auf seinen gesamten Charakter ziehen ? Sprich: Muss jemand, der ein Plagiat geschrieben hat, von all seinen politischen Ämtern zurücktreten ?
 
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Nein, ich bin dafür ihnen auch noch den Bundesverdienstorden zukommen zu lassen.
 
Naja,da stellt sich für mich die Frage,wo fängt ein Plagiat an?
Ich denke mal das in fast jeder Abschlussarbeit ein Zitierfehler gefunden werden kann,wenn man nur danach sucht.Die Arbeit schreibt man ja meist am Ende des Studiums und hat da ja noch nicht die große Erfahrung mit Wissenschaftlichen arbeiten.Ich weiß jetzt jedoch nicht um welches Ausmaß es sich im Fall Guttenberg handelt.Ist der Großteil der Arbeit fragwürdig und es wurde getäuscht,ist es ja was anderes als wenn mal ein oder zwei Stellen falsch zitiert wurden.

Was mich jetzt ein wenig stört,ist die "Verfolgung" von irgendwelchen Führungspersonen.Jeden Tag gibt es nun Meldungen wie "die Arbeit von Herrn Dr. XY und Dr. soundso wird nun überprüft".Z.B die Arbeit com Grasser.Bin sicher auch kein Fan von ihm!!Ich denke mal, in seiner Arbeit wird man sicher was finden was nicht passt,wenn man lang genug sucht.Ob das dann der Ausschlaggebende Punkt ist,naja.Aber was nicht zu vergessen ist,dass jede Überprüfung auch Geld kostet.Und das nicht zuwenig!!Aber für manche Politiker natürlich günstig wenn man so jemanden "wegräumen" kann,der einem nicht passt.
 
kein_plan: laut Berichten hat zu Guttenberg bewusst getäuscht - zu erkennen daran, dass er die Satzstellung geändert hat, Gliedsätze wegliess usw.

Generell würd ich sagen, dass es nicht unbedingt eins zu eins Rückschlüsse auf den Charakter zulässt, aber schon auf Arbeits- und generelle Moral - ich würde nicht auf die Idee kommen, die Arbeit eines Anderen als die meine auszugeben und wenn es doch mal vorkommen würde, könnte ich nicht ruhigen Gewissens die "Belohnung" dafür in Empfang nehmen.
Ich kann mich daran erinnern, dass ich im Gymnasium mal in Physik - dieses Fach lag mir nie - geschummelt hab und eine Eins bekommen hab. Ich wurde zwar mit Lob überhäuft und alle waren stolz auf mich, aber ich hab es genau zwei Tage ausgehalten, dann hab ich gestanden, dass ich gespickt hab. Dank meiner Ehrlichkeit durfte ich den Test wiederholen und hab eine Drei bekommen, auf die ich wesentlich stolzer war.

Generell beginnen diese Sachen schon in der Schule - da wird geschummelt, was das Zeug hält, Referate werden aus dem Internet gezogen usw.
 
Gesetz bleibt Gesetz, Betrug bleibt Betrug!

Geh du mal hin und verschaff dir ungesetzlich irgendeinen Vorteil, mal schauen wie weit du als Leidernein-Promi damit kommst!

Z.B die Arbeit vom Grasser

Jetzt mal ehrlich, wen wundert es noch, dass es selbst da Ungereimtheiten gibt?

A Grätzn bleibt eben auch a Grätzn!


Es ist so, das ein akademischer Titel eben auch (berechtigterweise) Vorteile bringt im Leben, sei es an Vertrauen, Kreditwürdigkeit oder in der Berufswahl!

Also soll auch jeder der sich seinen Titel zu unrecht ergaunert hat, schleunigst von der Bildfläche verschwinden!
 
@kein_plan:
Zum Guttenberg:
Alter Stand vom 01.03.2011: Auf 324 der 393 Seiten der Dissertation wurden bisher plagiierte Stellen gefunden. Dies entspricht 82.44%. Es sind nun 891 Plagiatfragmente aus über 120 verschiedenen Quellen mit zusammen 8.061 von insgesamt 16.325 Zeilen der Arbeit dokumentiert.
Quelle: GuttenPlag
Alle Plagiatsstellen sind noch nicht verifiziert, aber hier gehts eindeutig um mehr als ein, zwei vergessene Quellenangaben.. ;)

Ich denk mir.. selber schuld. Wer abschreiben will und ein Risiko eingehen damit, okay. Find ich nicht gut, is aber nicht meine Sache. Nur - wenn ich in der Öffentlichkeit stehe oder eine Position in der Öffentlichkeit anstrebe, MUSS ich damit rechnen, dass irgendwer nach meinen Leichen im Keller sucht. Zum Beispiel war Guttenberg seit 2002 im Bundestag, hat die Arbeit 2006 eingereicht.. daher sehe ich das Plagiat nicht als "Jugendsünde" oä.

Die "Verfolgung" von Führungspersonen wundert mich nicht im geringsten. Klar, Politiker haben meist Feinde, die ihnen schaden wollen. Und ein Plagiat wär natürlich ein gefundenes Fressen.

Ob jemand von seinem Amt zurücktreten muss.. keine Ahnung und keine wirkliche Meinung ;)
Kommt wohl aufs Amt an, auf die Leistung, die der entsprechende Politiker bringt. Und imho auch sehr darauf, ob das ein vorsätzliches Plagiat war oder "nur" ein, zwei Quellenangaben vergessen wurden. Wenn die Arbeit Jaaaahre vor der politischen Karriere geschrieben wurde, ist das auch was anderes als mittendrin.
 
Die Arbeit schreibt man ja meist am Ende des Studiums und hat da ja noch nicht die große Erfahrung mit Wissenschaftlichen arbeiten.

mit verlaub - wie man richtig zitiert... das lernst aber schon a bissi sehr viel früher...
 
kein_plan: laut Berichten hat zu Guttenberg bewusst getäuscht - zu erkennen daran, dass er die Satzstellung geändert hat, Gliedsätze wegliess usw.

Das ist dann natürlich was ganz anderes und das verurteile ich natürlich auch.

Jetzt mal ehrlich, wen wundert es noch, dass es selbst da Ungereimtheiten gibt?

Da bist jetzt aber ein wenig voreilig,oder?Was ich weiß wird ja nur mal geprüft!Ist ja auch nicht der Punkt.Ich meine halt nur,vor dem Fall Guttenberg wäre keiner auf die Idee gekommen die Arbeit zu prüfen.Jetzt wittert man natürlich die Chance wieder etwas aufzudecken was seine Glaubwürdigkeit in Frage stellt.Habe aber gelesen dass eine genaues Gutachten seiner Arbeit zwischen 20.000 und 30.000 Euro kosten würde?Gezahlt wohl vom Steuerzahler.Und was würds bringen?Ganz egal was bei der Grassergeschichte rauskommt,der wird immer mit einem recht milden Urteil aussteigen!!Und das hängt jetzt nicht davon ab ob er einen Titel hat oder nicht.Aber natürlich hätte er die heutige Position ohne Titel auch nicht erreicht.
 
Dr. Hahn, ehemaliger Wissenschaftsminister und nunmehr EU-Kommissar gerät nun ebenfalls in den Verdacht, dass er seine Doktorarbeit abgeschrieben hat.
Die Uni Wien lässt nun seine Dissertation überprüfen.

Es wurde bereits einmal geprüft und der Vorwurf hat sich damals nicht bestätigt. Wie du schreibst, wird geprüft, aber zum zweiten Mal. In diesem Fall muss also bis zur endgültigen Klärung die Unschuldsvermutung gelten.
 
Grad in der Politik ist ein "guter Ruf" wichtig, ergo ist ein Rücktritt, wenn so ein Fall auffliegt, richtig.
In Österreich sind aber die Kleber, die die Politiker an den Sesseln festpicken besonders stark.

Was mich aber - ohne vom politischen Skandal ablenken zu wollen - sehr empört ist, daß anscheinend Doktor- und Diplomarbeit nur sehr schlecht kontrolliert werden. Das spricht mit Sicherheit nicht für die Wissenschaft. Egal, ob in Deutschland, Österreich oder wo auch immer!
 
Es wurde bereits einmal geprüft und der Vorwurf hat sich damals nicht bestätigt.
Ja es wurde bereits mal geprüft, von der Uni Zürich. Die Vorwürfe gegen Hahn sind ja nicht neu. Schon 2007 gab es Verdachtsmomente auf Grund derer die Prüfung wohl stattfand.
Mir ist von damals noch ein Satz eines Vertreters der Uni Wien in Ohren der sinngemäß meinte, nur bei sehr großer Böswilligkeit lasse sich die Arbeit von Hahn als Plagiat bezeichnen. Was, bitte, soll denn das nun heißen !?!

Wann denn deiner Erfahrung nach?
Im ersten Semester, meiner Erfahrung nach. :mrgreen:
Sicher aber im ersten Studienabschnitt.
 
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Kommt wohl aufs Amt an, auf die Leistung, die der entsprechende Politiker bringt. Und imho auch sehr darauf, ob das ein vorsätzliches Plagiat war oder "nur" ein, zwei Quellenangaben vergessen wurden. Wenn die Arbeit Jaaaahre vor der politischen Karriere geschrieben wurde, ist das auch was anderes als mittendrin.

Genau das meinte ich ja eigentlich.Wenn der Guttenberg erst 2006 die Arbeit abgegeben hat ,ist die Sachlage natürlich etwas anderes.ich bezog mich da je eher auf Arbeiten direkt nach der Studienzeit.Und nicht nur Politiker haben Titel.Ärzte ja auch.Wenn ich heute zu einem Chirurgen geh,der den Job seit 20 Jahren gewissenhaft und toll macht,is mir eigentlich wurscht ob er in der Studienzeit ein Schlendrian war der halt auf die schnelle seine Arbeit verfasst hat und dadurch halt ein paar Fehler drin hat.Werd dann auch nicht sagen " von ihnen lass ich mich nicht operieren,da sie den Titel nicht rechtens erworben haben".
 
Also in meinem Studium sicher net;)

In meinem auch erst ansatzweise im dritten, im sechsten aber dann schon sicher. Und bis zur Doktorarbeit sollte man eigentlich mehr als eine Seminararbeit oä verfasst haben, bei der man richtig zitiert.. ;)
 
Was mich aber - ohne vom politischen Skandal ablenken zu wollen - sehr empört ist, daß anscheinend Doktor- und Diplomarbeit nur sehr schlecht kontrolliert werden. Das spricht mit Sicherheit nicht für die Wissenschaft.
In der Regel besteht ein Naheverhältnis zwischen Doktorvater und Doktorand. Näher als zwischen Student und Vortragenden.
Ich überlege auch weiterzumachen und muss da auch überlegen bei wem ich das mache und natürlich würde ich als Doktorvater jene Person auswählen mit der ich gut kann. Und während der Diss Zeit wird das Verhältnis wohl noch intensiver. Schlimm dann für den Doktorvater, wenn man so gelinkt wird. Man geht ja nicht davon aus, dass man so extrem übers Ohr gehauen wird!
 
Es wurde bereits einmal geprüft und der Vorwurf hat sich damals nicht bestätigt. Wie du schreibst, wird geprüft, aber zum zweiten Mal. In diesem Fall muss also bis zur endgültigen Klärung die Unschuldsvermutung gelten.


Das Problem an seiner Arbeit war glaube ich, dass er eine etwas eigentümlich Art des Zitierens angewendet hat, die er aber auch über die ganze Arbeit durchgezogen hat und die vom Prüfer akzeptiert wurde. Auch an @petseit: es gibt eben vielfältige Möglichkeiten zu zitieren und es muss nicht alles zwischen Anführungszeichen stehen. Das verleitet den oberflächlichen Palgiatsjärger oft dazu, vorschnell "Plagiat" zu schreien.
 
Wenn ich heute zu einem Chirurgen geh,der den Job seit 20 Jahren gewissenhaft und toll macht,is mir eigentlich wurscht ob er in der Studienzeit ein Schlendrian war der halt auf die schnelle seine Arbeit verfasst hat und dadurch halt ein paar Fehler drin hat.
Ich schätze, dass der überhaupt keine Dissertation geschrieben hat. Das mussten Mediziner imho damals nicht.
Außerdem kommt es bei einem Chirurgen darauf an, ob er gut operiert und nicht darauf ob er gut zitieren kann. Allerdings, wenn er beim Operieren so schlampig ist wie beim Zitieren - dann Gute Nacht. :mrgreen:

So schauts auch beim Guttenberg aus: wenn der als Jurist so schlampig gewesen wäre wie beim Zitieren - dann hätte er es als Jurist nicht weit gebracht.

Was mich beim Guttenberg speziell wundert, ist, dass er kein Volljurist ist - er hat nur das erste Staatsexamen nicht jedoch das zweite - und trotzdem ein Doktorat verfassen kann.
 
Und während der Diss Zeit wird das Verhältnis wohl noch intensiver. Schlimm dann für den Doktorvater, wenn man so gelinkt wird. Man geht ja nicht davon aus, dass man so extrem übers Ohr gehauen wird!

Das ist schon klar!
Die Arbeiten müßten aber strenger von unabhängiger Seite kontrolliert werden.
 
nur bei sehr großer Böswilligkeit lasse sich die Arbeit von Hahn als Plagiat bezeichnen.

Das war offensichtlich auf den selbsternannten Plagiatsjäger Weber gemünzt, der sich anscheinend nicht die Mühe machte, die Arbeit Hahns zu lesen und zu verstehen. Sonst hätte er in der Lage sein müssen, die Art der angewandten Zitierregeln auch zu durchschauen. Wenn man noch unterstellt, dass Weber Hahn nicht uneigennützig bloß stellen wollte, kann man das schon "böswillig" bezeichnen!
 
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