Stellenwert von Latein in der Bildung...

Abgesehen davon, erleichtert die Kenntnis der lateinische Sprache einem das Erlernen moderner romanischen Sprachen. Das ist ein praktischer Vorteil.
Ich hatte vier Jahre Latein, habe es zusätzlich als Wahlfach genommen und hatte immer die guten Noten in diesem Fach.
Viele Jahre später begann ich Italienisch zu lernen und behaupte, dass meine lateinische Vorbildung nicht besonders beschleunigend gewirkt hat.
Übrigens muss ich im Nachhinein gestehen, dass ich damals - obwohl meine Lehrerin von meinen Übersetzungen angetan war - als Schüler die meisten Texte nicht richtig verstand.
 
Wo genau? Hier geht's, zumindest zwischen emkah und mir um die Lehrmethodik und um den Vergleich zu anderen Sprachen. Statussymbolheischen seh ich da nicht. Und wozu sollte ich wohl das Statussymbol "Latein" benötigen........
Bei Euch beiden trifft das mit dem Statussymbol nicht zu, richtig. In anderen Beiträgen habe ich das jedoch herausgelesen, nenne jetzt aber keine Namen, sonst fühlt sich wieder einer beleidigt und das kann ich mir mit meinem Punktestatus momentan nicht leisten ;)
Meine Einschätzung basiert auch nicht nur auf diesem Thread sondern auch auf meiner Erfahrung gerade auch auf der, die ich in AT gemacht habe.
im Großen und Ganzen kann ich Deine Argumentation ebenso nachvollziehen, und genau wie Du habe ich hier nur meine persönliche Meinung zum Thema zum Ausdruck gebracht.
Nur ich selbst finde eben, auch wenn ich, wie Du, Latein als netten Zusatz zur Allgemeinbildung empfinde, das die Sprache an sich heutzutage unnötig ist. Was aber nicht bedeutet, dass ich andere Menschen mit meiner Meinung bekehren möchte.

Wenn du diesen Maßstab anlegst, dürfte an den Schulen ausschließlich Englisch unterrichtet werden (ok - für die Zukunftsorientierten vielleicht auch Chinesisch). Französisch, Italienisch, Spanisch, Deutsch - you Name it, sind wirtschaftlich gesehen ebenso tote Sprachen - Englisch ist in der heutigen Wirtschaftswelt der Schlüssel.
Mein Maßstab bezieht sich aber nicht nur auf die Wirtschaftswelt hier geht es, ich schrieb es auch, um Bildung.
Jede Sprache die von einer ausreichend großen Anzahl von Menschen gesprochen wird, ist wichtig und trägt zur Bildung bei, eben weil sie gesprochen wird.

denn die Sprache der Hocharistokratie und der vornehmen Welt war Französisch.
Um die Aristokratie geht es ebenfalls nicht, ich weiß nicht, wie Du drauf kommst. Ich schrieb "Berufsgruppen". Und da ich selber, auch wenn ich heute nicht in diesem Bereich arbeite, ein Studium für einen dieser Berufe abgeschlossen habe, weiß ich schon wovon ich spreche.
Ich weiß, für wie elitär ich mich im Studium selber gehalten habe und ich weiß wie oft unsere Dozenten uns sogar darauf hingewiesen haben, wie wichtig eine standesgemäße Sprache ist um sich vom "Mandantenvolk" abzuheben....

Es ist eine gesunde Basis - nicht mehr und nicht weniger!
Hab ich nie bestritten, siehe meinen ersten Beitrag zum Thema. Sehe ich nämlich genau so.
Und auf dieser Basis wurde hier zunächst auch noch diskutiert.

wäre Bildung ohne die Möglichkeit zu haben, Latein zu erlernen um eine Facette ärmer.
Absolut. Und auch hier habe ich im Grunde nichts einzuwenden. Wogegen ich aber etwas einzuwenden habe ist der Anschein, den ich hier bei manchen rauslese, dass es ohne Latein eben nicht ginge. Vielleicht ist das auch nur eine Fehlinterpretation von mir, zugegeben.

Im Grunde sind wir da gar nicht so weit auseinander, mit gings in meiner Kritik lediglich um den immer noch aktuellen Versuch aus der Kenntnis der lateinischen Sprache eine bessere Bildung abzuleiten und dagegen verwehre ich mich.
Nebenbei bemerkt, da ich eine Deiner Nachhilfeschülerinnen ja kenne ;) und deshalb auch schon in den aktuellen Lateinbüchern gestöbert habe, habe ich festgestellt, dass an das Thema heute sehr viel moderner herangegangen wird als zu meiner Zeit. Und es hat mir gefallen, dass die Thematik heute nicht mehr so erzkonservativ und elitär behandelt wird wie früher, nur hier lese ich noch genau diese Tendenzen bei einigen Beitragenden heraus und das weckt meinen natürlichen Widerspruchswillen ;)
 
Amüsant. Der Kreis schließt sich.

Ausgangspunkt für diesen Thread war das Zitat: "Wehre(t) den Anfängen". Freund C. unterstellte dem zitierenden user G., durch den Gebrauch des Zitats, eine (unkoschere) rechte Gesinnung (Du weisst gegen wen das Zitat gerichtet war?). Freund S. stellt sich absichtlich dumm und fragt: "Na gegen wen denn?" Aus tiefer Überzeugung, dass sich user G. keiner politischen Unkorrektheit schuldig gemacht hatte, erlaubte ich mir, aus den Tiefen einer humanistischen Erziehung/Ausbildung kramend, auf den Autor des Zitats zu verweisen. Dabei habe ich ausdrücklich nur Freund C. und S. angesprochen. Beide haben mich verstanden.

Im übrigen wird das Zitat, gerade jetzt im Kampf gegen latenten Antisemitismus, gerne strapaziert. Was ich sagen will: Eine umfassende, den Lateinunterricht einschließende, humanistische Bildung versetzt uns in die Lage, die Dinge richtig einzuordnen. Wer nichts weiss, muß alles glauben.

M. E, ist es nicht nur spannend sondern auch ökonomisch, beim Wissenserwerb bei den Wurzeln zu beginnen. In Anbetracht der historischen Bedeutung der römischen Sprache, Philosophie, Rechtskunde und Geschichte für Europa, ist eine tiefere Beschäftigung mit dieser Kultur (und Sprache) systematisch richtig.

Der Zug zur Spezialisierung, wo der Einzelne von immer weniger immer mehr weiss, bis er von nichts alles weiss, sollte erst nach dem Studium erfolgen.
 
Im übrigen wird das Zitat, gerade jetzt im Kampf gegen latenten Antisemitismus, gerne strapaziert. Was ich sagen will: Eine umfassende, den Lateinunterricht einschließende, humanistische Bildung versetzt uns in die Lage, die Dinge richtig einzuordnen. Wer nichts weiss, muß alles glauben.

Jetzt bewegen wir uns aber in Untiefen. Ja, deine Ovid Lektüre ermöglicht es dir "wehret den Anfängen"auf "principiis obsta" zurück zuführen. Das mag historisch richtig sein. Trotzdem wird "wehret den Anfängen" gemein hin als ein antifaschistisches, und nicht als ein antiamatorisches ;-) Zitat gelesen. Historisch-überlieferungsgeschichtlich hast du recht, sprachpragmatisch Freund C.
 
Definitiv - du hast Recht! (Rahm dir das bitte rot ein! ) Nur um eine Sprache einer breiten Masse zu öffnen ist das Erlernen der Grammmatik meist Mittel zum Zweck,.....ob das denn zielführend ist, ist eine andere Geschichte!

Ich rahm es mir ein, und hängs mir übers Bett ;-)

Du würdest also stärker auf Konversation oder freie Übersetzung setzen? Das Problem ist, dass Latein als tote Sprache halt wirklich anders gelehrt wird als lebende. Der ganze konversations Teil fehlt zwangsläufig. Und im Endeffekt wurde noch immer nicht erklärt was Latein vermittelt, was nicht anders vermittelt werden kann. Siehe http://www.erotikforum.at/diskussio...tein-in-der-bildung.535637-seite4#post5099468
 
Jetzt bewegen wir uns aber in Untiefen. Ja, deine Ovid Lektüre ermöglicht es dir "wehret den Anfängen"auf "principiis obsta" zurück zuführen. Das mag historisch richtig sein. Trotzdem wird "wehret den Anfängen" gemein hin als ein antifaschistisches, und nicht als ein antiamatorisches ;-) Zitat gelesen. Historisch-überlieferungsgeschichtlich hast du recht, sprachpragmatisch Freund C.

Jetzt wo Du sagst, kann sein, dass ich den C. falsch verstanden hab. Was aber nichts am grundsätzlichen ändert.

Und zur Frage des Stellenwerts:

Nur ein paar, unsortierte Gedanken: Latein ist eine wesentliche Wurzel unserer Sprache. Die Römische Kultur ist, w.o. ausgeführt, eine wesentliche Wurzel unserer Kultur. Um die Gegenwart zu verstehen, muß man m-E. die Vergangenheit gut kennen. Zum Studium der Quellen ist Latein unumgänglich. Beispiel: ABGB. Beruht auf den Pandekten. Wurde die Archäologie bereits erwähnt? Allgemeinwissen ist kein Ballastwissen. Man weiss nie, wann man es braucht. Man kann einfach mit mehr Menschen über mehr reden. Und für mich besonders wichtig: Ich weiss was ich bekomme wenn ich in Italien, Frankreich oder Spanien in einem Restaurant bestelle. In den genannten Ländern kann ich mich sogar verständlich machen. Last not least ist die lateinische Grammatik sehr hilfreich, um die deutsche oder englische Grammatik zu verstehen und zu lernen. Wenn man einer möglichst allgemeinen Bildung des jungen Menschen (der ja lerntechnisch besonders belastbar ist) anhängt, kommt man an Latein nicht vorbei. Den Luxus, Allgemeinwissen zu erwerben, hat man naturgemäß nur in jungen Jahren. Oder in der Rente. Da bringts dann halt nimmer so viel. Mir scheint, dass sich das berufserforderliche Spezialwissen so schnell ändert, dass nur zeitnaher Erwerb Sinn macht. Das historische Wissen (zu dessen Erwerb Latein sehr wichtig ist) bleibt Dir ein Leben lang.
 
ich hatte auch latein und bin heut froh drüber...
da ich kirchen sehr mag..übersetz ich gern die ganzen inschriften...
vieles lässt sich aus dem lateinischen herleiten...und hilft beim jauch enorm:mrgreen:
i sollt mi moi anmelden...:hmm:
 
Latein ist eine wesentliche Wurzel unserer Sprache. Die Römische Kultur ist, w.o. ausgeführt, eine wesentliche Wurzel unserer Kultur.
Eine der Wurzeln, richtig, aber alles schon lang her, und ich verstehe "unsere Kultur" was auch immer das sein mag, auch so ganz gut.
Diese immer wieder zitierte Kultur ändert sich übrigens ständig, insofern ist es wichtiger auf dem Laufenden zu bleiben als sich an den Wurzeln aufzuhängen.
Zum Studium der Quellen ist Latein unumgänglich. Beispiel: ABGB. Beruht auf den Pandekten.
Sorry, aber das ist heutzutage tatsächlich völlig unnötig. Im Grundstudium (keine Ahnung ob es das in AT auch gibt) gibts nen Pflichtkurs Rechtsgeschichte, der beschäftigt sich genau damit. Und genauso hat man das nach Abschluss des Kurses sofort vergessen, weil es absolut irrelevant für die juristische Ausbildung ist. (Zumindest gilt das in D und auch wenn AT die Schuldrechtsreform nicht mitgemacht hat, glaube ich kaum, dass irgendwer sich auf römisches Recht bezieht.)
Allgemeinwissen ist kein Ballastwissen. Man weiss nie, wann man es braucht.
Klar, hat aber speziell mit Latein nicht viel zu tun und nützt in diesem speziellen Fall auch nur dann, wenn Dein Gegenüber ähnlich "gebildet" ist.
Ich weiss was ich bekomme wenn ich in Italien, Frankreich oder Spanien in einem Restaurant bestelle. In den genannten Ländern kann ich mich sogar verständlich machen.
Geht mir genau so, aber nicht weil ich Latein gelernt habe, sondern Italienisch, Französisch und Spanisch. Kann man das nicht, mag Latein eine kleine Hilfestellung sein, ich habe das bis jetzt noch nie so erfahren. Aber ich weiß, dass das gerne als "Argument" verwendet wird, nur ist mir bis jetzt noch nie jemand untergekommen, wo ich die praktische Anwendung auch erlebt hätte.

Last not least ist die lateinische Grammatik sehr hilfreich, um die deutsche oder englische Grammatik zu verstehen und zu lernen.
Nö, deutsche Grammatik lerne ich bevor ich in der Schule Latein lerne und meistens die Englische auch. Auch das ist ein allgemein nachgeplappertes "Argument" m.E. stimmte das nur dann, wenn Latein die Muttersprache wäre.

Das historische Wissen (zu dessen Erwerb Latein sehr wichtig ist) bleibt Dir ein Leben lang.
Sehe ich nicht so, historisches Wissen kann ich mir jederzeit ohne Lateinkenntnisse in genau der gleichen Qualität aneignen. Dazu muss ich keine Schriftstücke (an die ich ohnehin nicht rankomme) im Original auf Latein lesen können.
Das alles sind mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogene "Argumente" die bei genauerer Prüfung für mich keinerlei Bestand haben. Schön zu lesen, aber weitab von der Realität.
 
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"wehret den Anfängen" gemein hin als ein antifaschistisches, und nicht als ein antiamatorisches ;-) Zitat gelesen. Historisch-überlieferungsgeschichtlich hast du recht, sprachpragmatisch Freund C.

---> Vomito ergo sum.
 
Eine der Wurzeln, richtig, aber alles schon lang her, und ich verstehe "unsere Kultur" was auch immer das sein mag, auch so ganz gut. Diese immer wieder zitierte Kultur ändert sich übrigens ständig, insofern ist es wichtiger auf dem Laufenden zu bleiben als sich an den Wurzeln aufzuhängen.

In Anbetracht Deiner überaus pragmatischen Sicht der Dinge, werden wir uns auf eine Definition des Begriffs "Kultur" sicher nicht einigen können. Mich interessieren Dinge auch bzw gerade dann, wenn sie lang her sind. Wenn man sich in jungen Jahren entsprechendes Wissen angeeignet hat, fällt es einem leicht auf dem Laufenden zu bleiben. Man wird dann auch nicht so leicht überrascht werden können.

Sorry, aber das ist heutzutage tatsächlich völlig unnötig. Im Grundstudium (keine Ahnung ob es das in AT auch gibt) gibts nen Pflichtkurs Rechtsgeschichte, der beschäftigt sich genau damit. Und genauso hat man das nach Abschluss des Kurses sofort vergessen, weil es absolut irrelevant für die juristische Ausbildung ist. (Zumindest gilt das in D und auch wenn AT die Schuldrechtsreform nicht mitgemacht hat, glaube ich kaum, dass irgendwer sich auf römisches Recht bezieht.)

In Österreich (zumindest in der guten alten Zeit) wars so: Nach den ersten beiden Semestern hattest Du Staatsprüfungen im Römischen Recht, im Deutschen Recht und Kirchenrecht abzulegen. Mir hats großen Spass gemacht wissenschaftlich mit Quellen zu arbeiten. Nach Absolvierung der anderen Fächer, also ganz am Ende des Studiums, mußtest Du über eben diese Fächer das Rigorosum ablegen. Ein würdiger Abschluß wie ich meine. Es war wohl der wenig erfreuliche wissenschaftliche Status, der eine schier unglaubliche Zahl von deutschen Professoren ins Exil nach Wien trieb. Römisches und Deutsches Recht waren fest in germanischer Hand. Das historische Grundlagenwissen hat zumindest mir sehr geholfen.

Klar, hat aber speziell mit Latein nicht viel zu tun und nützt in diesem speziellen Fall auch nur dann, wenn Dein Gegenüber ähnlich "gebildet" ist.

Ohne arrogant wirken zu wollen, aber mit denen unterhalte ich mich am liebsten.

Geht mir genau so, aber nicht weil ich Latein gelernt habe, sondern Italienisch, Französisch und Spanisch. Kann man das nicht, mag Latein eine kleine Hilfestellung sein, ich habe das bis jetzt noch nie so erfahren. Aber ich weiß, dass das gerne als "Argument" verwendet wird, nur ist mir bis jetzt noch nie jemand untergekommen, wo ich die praktische Anwendung auch erlebt hätte.

Gratuliere zu Deiner Sprachausbildung. Wie gesagt, das hab ich mir gespart und nur auf Latein gesetzt.


Nö, deutsche Grammatik lerne ich bevor ich in der Schule Latein lerne und meistens die Englische auch. Auch das ist ein allgemein nachgeplappertes "Argument" m.E. stimmte das nur dann, wenn Latein die Muttersprache wäre.

In Österreich wird Deutsch und deutsche Grammatik bis zur Matura gelehrt. Für Englisch gilt bei uns dasselbe.


Sehe ich nicht so, historisches Wissen kann ich mir jederzeit ohne Lateinkenntnisse in genau der gleichen Qualität aneignen. Dazu muss ich keine Schriftstücke (an die ich ohnehin nicht rankomme) im Original auf Latein lesen können.
Das alles sind mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogene "Argumente" die bei genauerer Prüfung für mich keinerlei Bestand haben. Schön zu lesen, aber weitab von der Realität.

Es ist gar nicht so schwer an historische Quellen zu gelangen. Ich wäre Dir, so ich irgendein Interesse Deinerseits erkennen könnte, gerne behilflich. Deine Einschätzung, gleichwertigen Zugang zur Erkenntnis zu erhalten, ist germanisch selbstbewußt. Es läge mir auf der Zunge Deine Argumente als aus dem Finger gesogen zu bezeichnen. Ich unterlasse das aber ebenso, wie eine Einschätzung ihrer Nähe zur Realität. Sie sind (für mich) aber nicht schön zu lesen.
 
Ich finde humanistische Bildung gut, mir fehlt die.

Ich finde allerdings nicht, daß das Raushauen von Zitaten in lateinischer Sprache ein Zeichen für den Erfolg dieser humanistischen Bildung ist, wenn das in einer Umgebung stattfindet, wo man weiß, daß der Großteil der Adressaten kein Latein kann - zeugt für mich von einer Überheblichkeit, die dem, was ich mit humanistischer Bildung/Lebenshaltung verbinde, widerspricht.
 
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Sodale... um nicht einen anderen Thread zu verwässern, hier nochmal meine Frage (einer Nichtlateinerin)...

Erachtet ihr es für wichtig oder als Bildungsmaßstab, wenn man der lateinischen Sprache etwas oder etwas mehr mächtig ist, und Texte, Schriften von Ovid & Co, kennt?

(PS. Homer ist leider ausgeschieden, der hatte was Wichtigeres vor :mrgreen:)

homer war auch blind ;-)

naaaa ja. ich habe latein lernen müssen fürs jusstudium. wirklich gebraucht habe ich es nicht (obwohl die lateiner mit ihrem 6 fällen war für mich leicht, da die russen auch so kompliziert sind). die fachbegriffe waren ok, aber dafür hätt ich nicht die ganze grammatik des latein lernen müssen. selbst der latein-prof an meiner uni meinte: fürs jus-studium eigentlich egal. ginge es nach ihm, wärs schon längst abgeschafft.

lebende sprachen lernen halte ich für sinnvoller. auch wenn 60% unseres wortschatzes aus dem lateinischen stammt.

ich kenne mich gut aus in röm-griech. geschichte und mythologie. ein freund von mir hat altgriechisch und latein in der schule gehabt. der konnte/kann IMMER sehr viel von mir lernen bezüglich der alten römer und griechen ;-)
 
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Ich finde humanistische Bildung gut, mir fehlt die.

Ich finde allerdings nicht, daß das Raushauen von Zitaten in lateinischer Sprache ein Zeichen für den Erfolg dieser humanistischen Bildung ist, wenn das in einer Umgebung stattfindet, wo man weiß, daß der Großteil der Adressaten kein Latein kann - zeugt für mich von einer Überheblichkeit, die dem, was ich mit humanistischer Bildung/Lebenshaltung verbinde, widerspricht.
ich nehm das jetzt mal persönlich, weil auch ich lateinische Zitate benutzt habe.

Geh fritzie,.... Bitte! In einem Thread in dem es um Latein geht und ich bereits las, dass viele der hier mitwirkenden Latein hatten, sind lateinische Zitate keine Überheblichkeit, sondern Würze. ;)
Den permanent moralinsauren Stinkefinger könntest dir langsam echt sparen, vor allem wenn du gelesen hast, was ich prinzipiell zu diesem Thema sagte.
 
Ich finde allerdings nicht, daß das Raushauen von Zitaten in lateinischer Sprache ein Zeichen für den Erfolg dieser humanistischen Bildung ist, wenn das in einer Umgebung stattfindet, wo man weiß, daß der Großteil der Adressaten kein Latein kann - zeugt für mich von einer Überheblichkeit, die dem, was ich mit humanistischer Bildung/Lebenshaltung verbinde, widerspricht.

Grundsätzlich in Ordnung. Wie bereits gesagt wurde: Zitate "raushauen" kann jeder Schimpanse. Ob Lateinisch oder Deutsch. Nur am Rande sei bemerkt, dass gerade unter rudimentär gebildeten Mitbügern die Zitierwut grassiert. Selbst die swingende Raumpflegerin trägt stolz einen Aphorismus Oscar Wilde`s in ihrer Signatur. Als Ab- bzw. Ausgrenzungsmerkmal der Elite hat Latein schon lange ausgedient.

Und wenn sie auf mich hinhauen will, sei sie gebeten nachzulesen. Es war ein offtopic der untergeordnetsten Art, dezitiert an zwei (verstehende) user gerichtet. Ned aufs Herrli schnappen!:mrgreen:
 
Und wenn sie auf mich hinhauen will, sei sie gebeten nachzulesen. Es war ein offtopic der untergeordnetsten Art, dezitiert an zwei (verstehende) user gerichtet. Ned aufs Herrli schnappen!:mrgreen:


Wenn ich mir diese Option bitte noch offenhalten dürfte... :mrgreen:

(hab bislang nur Cindarellas EP gelesen, auf den hab ich geantwortet).


A ship in harbor is safe, but that is not what ships are built for. John Augustus Shedd (1859 – ?)

Mochte ich, hab ich gern zitiert. Quelle: Gizeh Zigarettenpapier-Verpackung (in der Wahl meiner Bildungsstätten war ich nie zimperlich :engel:)
 
Nur ein paar, unsortierte Gedanken: Latein ist eine wesentliche Wurzel unserer Sprache. Die Römische Kultur ist, w.o. ausgeführt, eine wesentliche Wurzel unserer Kultur. Um die Gegenwart zu verstehen, muß man m-E. die Vergangenheit gut kennen. Zum Studium der Quellen ist Latein unumgänglich. Beispiel: ABGB. Beruht auf den Pandekten. Wurde die Archäologie bereits erwähnt? Allgemeinwissen ist kein Ballastwissen. Man weiss nie, wann man es braucht. Man kann einfach mit mehr Menschen über mehr reden. Und für mich besonders wichtig: Ich weiss was ich bekomme wenn ich in Italien, Frankreich oder Spanien in einem Restaurant bestelle. In den genannten Ländern kann ich mich sogar verständlich machen. Last not least ist die lateinische Grammatik sehr hilfreich, um die deutsche oder englische Grammatik zu verstehen und zu lernen. Wenn man einer möglichst allgemeinen Bildung des jungen Menschen (der ja lerntechnisch besonders belastbar ist) anhängt, kommt man an Latein nicht vorbei. Den Luxus, Allgemeinwissen zu erwerben, hat man naturgemäß nur in jungen Jahren. Oder in der Rente. Da bringts dann halt nimmer so viel. Mir scheint, dass sich das berufserforderliche Spezialwissen so schnell ändert, dass nur zeitnaher Erwerb Sinn macht. Das historische Wissen (zu dessen Erwerb Latein sehr wichtig ist) bleibt Dir ein Leben lang.

Kannst du wirklich noch lateinische Quellen lesen? Ich nicht, mir fehlts da einfach sehr am Vokabular.

Spannend fand ich diese historisch vergleichende Textarbeit. Also Überlieferungsgeschichte und Neuinterpretation. Wobei da ganz klar nicht Rom die Quelle ist sondern Griechenland. Das fängt beim Pantheon an, geht zur Homer Kopie der Aeneis bis hin zu Ciceros stoischen Ausbildung auf Rhodos. Alles von den Griechen gefladdert, neu aufgegossen und geremixt. Das wäre mir ja als solches wurscht, aber gerade wenn es zu den Quellen unserer Kultur gehen soll bist du in Rom falsch, die liegen weiter südöstlich. Und im Endeffekt sind die antiken Traditionn auch über tausend Jahre bis zur Renaissance unterbrochen gewesen, und bis zu einem gewissen Grad eine Neuerfindung.

Französisch lernst du besser im Französisch Kurs, Italienisch im Italienisch Kursch. Die Pro-Latein Argumente stimmen alle nur so halbert, klar gibt es einzelne Wörter und grammatikalische Parallelen aus dem Latein, aber nichts was dir wirklich ermöglichen könnte mehr als ein Straßenschild zu lesen. Und für das doch recht simple Latein mittelalterlicher Quellen brauchst du sicher nicht jahrelang Catull übersetzen. Ich plädiere eigentlich für neusprachlich, und bin in der Fünften auch dorthin gewechselt.

Ja, man lernt etwas in seinen Latein Jahren, aber es ist halt schon die Frage, ob das nicht anders erledigt werden kann. Alle pro Latein Argumente kannst du auch anders im Geschichts oder Philosophie Unterricht einbringen. Das Quellenstudium halt als Übersetzung, Text- oder Kulturgeschichte im Geschichtsunterricht.

Und was bis jetzt nicht gefallen ist, aber mir aufgefallen ist: Der Humanistische Zweig wird auch als Leistungsgruppe mißbraucht. Rein ist da nur gekommen wer einen Vorzug hatte. Mag ja nett sein, und besonders nett ist es in einer Klasse mit weniger als 20 Schülern aus besserem Hause zu sitzen, aber es gehört ja auch einmal ausgesprochen, dass das auch der sozialen und Leistungsmäßigen Segregation dient.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der Humanistische Zweig wird auch als Leistungsgruppe mißbraucht. Rein ist da nur gekommen wer einen Vorzug hatte. Mag ja nett sein, und besonders nett ist es in einer Klasse mit weniger als 20 Schülern aus besserem Hause zu sitzen, aber es gehört ja auch einmal ausgesprochen, dass das auch der sozialen und Leistungsmäßigen Segregation dient.

Der Vorzug ist danach ein Werkzeug zur sozialen Segregation? :hmm: Den werden wohl alle bekommen, die eine vorzügliche Leistung abliefern. Und zur sozialen Segregation: Die wird erst dann so richtig stattfinden, wenn die Gesamtschule zur Regel wird. Dann werden alle Eltern, die es sich leisten können, ihre Kinder in eine Privatschule schicken. Dem Vernehmen nach tun das schon jetzt viele Politiker. Und nicht nur solche von der bürgerlichen Seite.
 
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