Grüß euch!
ich ( der männliche Part von Coolmagic71) habe da auch etwas einzubringen.
Aufgrund der Tatsache, dass ich bereits als Kind relativ stark übergewichtig war, mir von den Mitschülern viel Spott und Hänseleien gefielen ließ ( das Wort "Mobbing" war damals noch nicht "Mode"), und mit niemandem wirklich reden konnte, hatte ich schon relativ früh Gedanken an den Freitod.
Natürlich ohne irgendwelche Gedanken an ein "danach" für meine Eltern etc. Allerdings dauerte es dann doch "noch" bis in die 3. Klasse HS, ehe ich einen "halbgaren" Versuch unternahm. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich den sexuellen Missbrauch einer Nachbarin über ca ein Vierteljahr bereits "hinter" mir ( natürlich hatte ich ihn NICHT hinter mir, das Leben hat es mir später deutlich gezeigt), und es gab mal wieder irgendeinen Anlass im Klassenzimmer, bei dem ich als der Unterlegene hervorging. Ich möchte dazu anmerken, dass der damalige "Kontrahent" eigentlich ein Bursch war, der zuvor nicht unbedingt Teil der "Hänseleimasse" war. Er war halt quasi "nur" der Auslöser, dass ich mich ( im 2.Stock) über einen Stuhl kletternd auf das Fenstersims stellte.
Ob ich WIRKLICH gesprungen wäre, kann ich ehrlich nicht mit Sicherheit sagen. Fakt ist, eine von Mitschülern geholte Lehrerin griff kurzentschlossen nach mir und verhinderte dadurch weiteres Unheil.
Mir war natürlich nicht bewusst, dass die Schule meine Mutter informierte. Sie empfing mich Tränenüberströmt als ich nach Hause kam, und wollte natürlich wissen, WAS mich zu so einer Tat hingerissen hatte. Ich KONNTE es ihr nicht sagen!!! Weder den Missbrauch, noch die permanenten Sticheleien der Mitschüler konnte oder besser gesagt WOLLTE ich in Worte fassen.
Ein positiver Effekt ergab sich aber dennoch im Nachhinein gesehen. Einerseits wurde das Verhalten der Klassenkameraden "ruhiger" mir gegenüber ( ob dies durch Einwirken der Lehrer geschah, ist mir nicht bekannt). Andererseits wurde ICH auch mutiger, und schärfte meine Rhetorik, um zu kontern. Und ich rede hier nicht von dummen Sprüchen, bzw hirnlosen Worten. Bald war ich aufgrund meiner scharfen Zunge "berühmt-berüchtigt".
Jahre später war ich dann unglücklich in eine Arbeitskollegin auf Saison verliebt. Sie war stets freundlich zu mir, aber sie machte mir keinerlei Hoffnung auf "mehr". Irgendwann stand dann eine Flasche Abflussreiniger in meinem Zimmer ( natürlich stand sie nicht von selber da) und ich nahm einige Schlucke zu mir. Ausgespuckt war das Zeug schneller als gedacht..., glücklicherweise war die Menge eindeutig zu gering, um dauerhafte Schäden zu hinterlassen.
Im Jahr 2019 hatte ich dann durch eigene Schuld eine sehr schwere Zeit, und die Gedanken an den Freitod wurden wieder sehr intensiv. Ich lag oft wach, und meine Gedanken formten die unterschiedlichsten Szenarien, wie ich diese beschissene Welt verlassen würde.
Ich dachte ABER auch ( und das erstmals) an andere Menschen. An meine Frau in erster Linie natürlich. Wollte ich ihr das wirklich antun, nachdem sie zu mir gestanden war? Welches RECHT hatte ich, diesen finalen Schritt zu tun? Sah es denn wirklich SO düster aus für meine Zukunft, wie ich es fühlte und dachte?
Ich hege riesen Respekt vor denjenigen, die den endgültigen Schritt vollziehen. Nicht, dass ich es "richtig" finde. Aber ich KANN verstehen, dass es aus der jeweils persönlichen Sicht "gute" Gründe gab, um aus dem Leben zu scheiden. Feige halte ich diese Menschen keinesfalls. Zu gut weiß ich, welche massiven Gedankengänge die meisten von ihnen vor ihrem Selbstmord durchlebten. Welche Qualen ihnen einerseits der Gedanke an die Hinterbliebenen wie auch die Aussicht auf ein weiteres eigenes Leben bereiteten.
Aber ich gestehe, ich hege NOCH mehr Respekt für die, welche diesen Schritt NICHT antraten. Die den MUT hatten, ihr Leben "anzugreifen" und nicht "wegzuwerfen"!!
Wer auch IMMER hier im EF Suizidgedanken hat: Ich weiß, es ist "leicht" gesagt, wendet euch an die Umwelt. Wendet euch an Familie, Freunde, etc. Wendet euch an diverse Beratungsstellen. Aber dennoch, TUT es!!!
lg
C.