Suizid

Das 'Problem' ist, das dich keiner umbringt. Zuerst wirst du fertig gemacht und dann wie ein alter Kaugummi ausgespuckt und dir selbst überlassen.
In den alten Zeiten als es Duelle mit Pistole und/oder Degen bzw. im 'Wilden Westen' Schießereien gab, konnte man einen Kampf auf Leben und Tod kämpfen, und wenn man verloren hat, hat man eben verloren - so oder so war das Problem aus der Welt.

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

So aber ist man gezwungen aus dem erlebten Kraft zu schöpfen um irgendwie wieder weiter zu kommen - der Welt ist es scheissegal ob sie sich mit oder ohne dir weiterdreht, oder was du davon hältst.

Damit kann man den Satz 'Was einen nicht umbringt, macht einen stärker' nicht kommentarlos stehen lassen, genauso wenig wie die Behauptung das 'was einen nicht umbringt, nicht stärker macht' - dieses pauschale Urteil steht ganz einfach keinem Außenstehenden zu.
Doch, mit jedem Leiden wirst entweder stärker oder du zerbrichst dran...
Es gibt nur die zwei möglichkeiten.

Es gibt glaub ich zwei sorten menschen, die kämpfer, die im negativen auch das positive sehen. Und dann die anderen, die alles negativ sehen.
Dass das überleben für die 2. Gruppe erheblich schwieriger ist, liegt auf der hand.
Wobei der tod nicht das schlimmste ist, was einem menschen passieren kann...
Obwohl in jedem einzelfall schlimm genug...

Freiheit haßt, dass ma gehn konn, wenn ma wüll...
Meine meinung zu dem thema, als nicht aussenstehende.
 
Es ist kein Urteil.
Es ist eine hilflose oder grobe Distanzierung.

Wenn ein sehr alter Verwandter stirbt und die trauerst, weißt dass Du nie wieder mit ihm sprechen kannst, er Dir fehlen wird und du hörst: "Irgendwann müssen allen sterben", ist es kein Trost, sondern die Distanzierung des Sprechenden von der Gewissheit des eigenen Todes. Floskel und weg.

Als meine Mutter mit 49 an einer Sepsis starb, sagten ganz liebe Bekannte "naja sie hat ja ungesund gelebt". Die Möglichkeit ganz einfach so zu sterben an einer Nichtigkeit, obwohl man Gesundenuntersuchung macht, Sport treibt u.s.w., ist beängstigend. Floskel und weg.

Ich bin niemanden böse, der solch Floskeln verwendet, aber ich weiß wie schmerzhaft sie sein können.
Wenn es um das Thema Suizid geht, geht es um mehr als einen Menschen zu kränken.
Wenn statt der erhofften Hand und offenen Ohr eine distanzschaffende Floskel kommt, kann der Schaden im wahrsten Sinne irreparabel und der Mensch unwiederbringlich weg sein.

Gerade dort wo es Suizid im jugendlichen Alter betrifft, ist es so unvorstellbar auch für die Überlebenden.

(um über Suizide im nahen Umfeld zu sprechen, ist mir die Stunde zu spät. Das tut mir nicht gut. Vielleicht ein anders mal.)

Ich frage mich seit Jahren was an meiner/unserer Zeit/Generation anders ist als an der meiner/unserer Großeltern.

Meine Großmutter mütterlicherseits:
War ~ 20 als die Nazis an die Macht kamen und wuchs als funktionelle Analphabetin, Bäuerin in einer der wirtschaftlich unterentwickeltsten Regionen Österreichs auf.
Sie wusste ~7 Jahre lang nicht ob ihr Mann tot oder lebendig war, wurde mehrfach kollektiv mit ihren Schwestern von Soldaten der Roten Armee vergewaltigt bis eine davon ihr Lebtag keine Kinder bekommen konnte.
Inzwischen Haus, Hof und Felder alleine bestellen/erhalten - Hackeln bis zum umfallen (wortwörtlich). Der erste Traktor kam erst mit dem Marshallplan.
~ 1955 kam ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft heim.
Ab da an: Kinder kriegen, weiter hackeln.
Mit einem (rückblickend betrachtet) wohl schwerst traumatisierten Ehemann der sie auch mal beinahe abgeknallt hätte.
(Beide) War(en) nie bei einem Psychiater oder sonstigem Facharzt.

Ich:
Kam mit einer leichten Behinderung zur Welt.
Deshalb bis zum jungen Erwachsenenalter durchwegs (heute würde man sagen:) Mobbingerfahrungen.
Als junger Erwachsener depressiv, orientierungslos.
Dann der berufliche 'Durchstart' mit folgendem Absturz - 7 Jahre Depressionen aller Schweregrade.
Summa summarum ~40 Wochen Psychiatrie, ~10 Jahre Psychotherapie.

Selbst in der Literatur über die Depression findet man Angaben das lediglich ~30% der KZ-Überlebenden an Depressionen litten.
Mein Leben war nicht das leichteste - aber KZ-Aufenthalt wars auch keiner.

Was zur Hölle ist der Unterschied?
 
schwieriges thema...
mei mama hot den schritt gwählt, ois wir 3 und 4 woarn.
sie is nochts aus dem haus gschlichn, is weggfoahrn u hot sich im auto erstickt.
olle hom suachn gholfn, mei oma hot sie daunn gfundn. stundn später.
u daunn woar moi a gr. loch in unserer family.
der grund woar, des hobn daunn de obschiedsbriaf ergebn, dass sie mogenkrebs ghobt hot.
mei eltern woarn mittn unterm hausbau.
papa woar komplett überfordert u woite uns ins kinderheim gebn. vawaundte hom des daunn verhindert. so san ma moi 5j zw. denan gependlt. danoch hot unser taufpatin ihr taufvasprechn eiglöst u hot uns adoptiert.
erfoahrn hom wir vom suizid net vo da family.
uns is gsogt wordn, mama is im urlaub. später, mama is so kraunk u ko deswegen net kumma.
i woar 8 u do hots im streit a nochboarbuar mir varrotn.
tjo...is so de kurzfossung...
1x hot wer zu mir gsogt, dass suizidmörder feiglinge san. des siach i net so. im gegenteil. wüvü mut muass ma hobn, dass ma des durchziahgt? wie vazweiflt muass ma sei, seine liebn/kinder zruckzulossn?
Bist sicher a tolle Frau!! Wer sowas mit gemacht hat, vor dem hab ich tiefsten Respekt !
 
Doch, mit jedem Leiden wirst entweder stärker oder du zerbrichst dran...
Es gibt nur die zwei möglichkeiten.

(Emotionales) 'Zerbrechen' ist allerdings leider/gottseidank nicht der Tod bzw. das Ende des Lebens. Dafür braucht/bräuchte es dann doch mehr.
So gesehen gibt es nur eine Möglichkeit.

Das es schlimmeres als den Tod gibt, dem stimme ich bedenkenlos zu.
 
Ich frage mich seit Jahren was an meiner/unserer Zeit/Generation anders ist als an der meiner/unserer Großeltern.

Meine Großmutter mütterlicherseits:
War ~ 20 als die Nazis an die Macht kamen und wuchs als funktionelle Analphabetin, Bäuerin in einer der wirtschaftlich unterentwickeltsten Regionen Österreichs auf.
Sie wusste ~7 Jahre lang nicht ob ihr Mann tot oder lebendig war, wurde mehrfach kollektiv mit ihren Schwestern von Soldaten der Roten Armee vergewaltigt bis eine davon ihr Lebtag keine Kinder bekommen konnte.
Inzwischen Haus, Hof und Felder alleine bestellen/erhalten - Hackeln bis zum umfallen (wortwörtlich). Der erste Traktor kam erst mit dem Marshallplan.
~ 1955 kam ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft heim.
Ab da an: Kinder kriegen, weiter hackeln.
Mit einem (rückblickend betrachtet) wohl schwerst traumatisierten Ehemann der sie auch mal beinahe abgeknallt hätte.
(Beide) War(en) nie bei einem Psychiater oder sonstigem Facharzt.

Ich:
Kam mit einer leichten Behinderung zur Welt.
Deshalb bis zum jungen Erwachsenenalter durchwegs (heute würde man sagen:) Mobbingerfahrungen.
Als junger Erwachsener depressiv, orientierungslos.
Dann der berufliche 'Durchstart' mit folgendem Absturz - 7 Jahre Depressionen aller Schweregrade.
Summa summarum ~40 Wochen Psychiatrie, ~10 Jahre Psychotherapie.

Selbst in der Literatur über die Depression findet man Angaben das lediglich ~30% der KZ-Überlebenden an Depressionen litten.
Mein Leben war nicht das leichteste - aber KZ-Aufenthalt wars auch keiner.

Was zur Hölle ist der Unterschied?
Der unterschied würde ich sagen, ist die depression, eine sehr schwere erkrankung.
Ausserdem waren die menschen früher einfach härter, da hätt keiner mobbing als grund genommen, am leben zu zerbrechen.
Oder selten wer, der sich aus liebeskummer umgebracht hätt...
Weil der tägliche überlebenskampf im vordergrund stand, die hatten keine zeit, sich gedanken zu machen. Es hiess, überleben oder nicht.
Arbeiten, um nicht zu verhungern im winter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was zur Hölle ist der Unterschied?
Ja, das habe ich mich auch schon oft gefragt.

Ich denke, unsere Großeltern und Elterngeneration - welche ja Kinder der Nachkriegszeit waren, waren dermaßen eingespannt. Sie mussten schuften, ihre Männer kamen tlw. nicht mehr aus dem Krieg zurück. Die Mütter waren allein mit den Kindern (Trümmer-Frauen)
Ach Gott, alles war zerrissen.

Ich denke, diese Menschen hatten einfach nicht den "Luxus" Zeit, den unsere Generation heute hat.
Wir können uns die "Sinnfrage" bewusst stellen. Das gab es davor in dieser Form nicht.
Menschen möchten ihren "Platz" finden. Einen Platz, wo sie sein dürfen, ohne Angst vor Ablehnung.
Durch die verschiedensten Vorgeschichten jedes Menschen, kann das mitunter viel Zeit im Leben beanspruchen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mutige Methode und der Erfolg gibt dir vielleicht recht, man kann allerdings trotzdem nur hoffen das du in diesem Beruf nicht mehr arbeitest.
Ach und noch was... das war nicht mutig, es war fachlich nicht korrekt... das weis ich durchaus selber! Aber kaum ein Mensch steigt nach Ausbildung in einen Beruf ein...und macht fachlich alles richtig!
 
Der unterschied würde ich sagen, ist die depression, eine sehr schwere erkrankung.
Ausserdem waren die menschen früher einfach härter, da hätt keiner mobbing als grund genommen, am leben zu zerbrechen.
Oder selten wer, der sich aus liebeskummer umgebracht hätt...
Weil der tägliche überlebenskampf im vordergrund stand, die hatten keine zeit, sich gedanken zu machen. Es hiess, überleben oder nicht.
Arbeiten, um nicht zu verhungern im winter.
Ja, das habe ich mich auch schon oft gefragt.

Ich denke, unsere Großeltern und Elterngeneration - welche ja Kinder der Nachkriegszeit waren, waren dermaßen eingespannt. Sie mussten schuften, ihre Männer kamen tlw. nicht mehr aus dem Krieg zurück. Die Mütter waren allein mit den Kindern (Trümmer-Frauen)
Ach Gott, alles war zerrissen.

Ich denke, diese Menschen hatten einfach nicht den "Luxus" Zeit, den unsere Generation heute hat.
Wir können uns die "Sinnfrage" bewusst stellen. Das gab es davor in dieser Form nicht.
Menschen möchten ihren "Platz" finden. Einen Platz, wo sie sein dürfen, ohne Angst vor Ablehnung.
Durch die verschiedensten Vorgeschichten jedes Menschen, kann das mitunter viel Zeit im Leben beanspruchen.

Andererseits habe ich mir von einer fachlich versierten Person sagen lassen, das heutige prekäre Lebensumstände wie befristetes Arbeitsverhältnis, befristeter Mietvertrag etc. größere Existenzängste auslösen können als z.B. die damaligen Kriegsängste. Aber keine Ahnung wie die das (heute) messen und vergleichen wollen.
Ich kann es mir nur vom Verhältnis der Zeit und Intensität vorstellen. Vor einem Luftangriff hat man wahrscheinlich eine heiden Angst. Aber -wenn man nicht grade in Berlin, Hamburg, München, Wien, etc. lebt - kommen die Bomber nicht jeden Tag, und sie treffen auch nicht immer.
Die Angst die ein befristeter Mietvertrag auslöst, ist viel schwächer, allerdings permanent präsent.
 
Ein sehr guter Freund von mir damals 16 wurde immer gehänselt und bloßgestellt in der schule weil er anders aussah

:(
Grad in der Schulzeit ist Mobbing ein großes Thema und wird teilweise immer noch belächelt....

ja leider ...

Aber sowas gehört wirklich ernst genommen und das sehen viele leider nicht. Viele Opfer reden auch nicht mit ihren Eltern weil sie sich eventuell schämen.

Das stimmt oder die Eltern fragen nicht nach, da sie mit sich so selbst beschäftigt sind.

Auch für mich war die 5. bis zur 9. Schulstufe ein reiner Horror und ich kann sehr gut nachvollziehen wie brutal direkt, verletzend und auch boshaft Kinder sein können

Für mich war auch die 5 bis ca. die 9 Schulstufe sehr oft ein Horror. MitschülerInnen können so grausam sein, wenn man aufgrund von äußeren Umständen (Materielles, Selbstbewusstsein, kein TV, vegetarisch aufgewachsen, ... nicht "mithalten" bzw. dazu gehören kann. Hinzu kommt, dass ich es als Kind bzw. Jugendlicher auch nicht steuern konnte, da ich von meinen Eltern abhängig war.
Leider haben es die Lehrer verabsäumt auf dieses Thema hinzuschauen. Entweder haben Sie weggeschaut oder sie haben es nicht mitbekommen, was ich mir nicht vorstellen kann.

Auf jeden Fall war es eine unschöne Erfahrung + auch ich habe mir ein paar Mal überlegt Selbstmord zu begehen, aber da war ich schon ein junger Erwachsener.
 
Zuletzt bearbeitet:
Andererseits habe ich mir von einer fachlich versierten Person sagen lassen, das heutige prekäre Lebensumstände wie befristetes Arbeitsverhältnis, befristeter Mietvertrag etc. größere Existenzängste auslösen können als z.B. die damaligen Kriegsängste.
Das erscheint mir net ganz verkehrt zu sein. Hört sich im ersten Moment auch komisch an.
Ich habe in der Pflege gearbeitet. Da sind die Arbeitsbedingungen/Rahmenbedingungen nicht so, wie man es sich wünschen würde. Aus vielerlei Gründen, die ich jetzt nicht aufzählen will.
Ich denke, gerade in Coronazeiten, ist da eh der Fokus hingehalten worden. Mir taugt das. Davor hat mir keiner wirklich zugehört, als ich von den teils prekären Arbeitsbedingungen erzählte.

Eine Kollegin hat mir mal in einem privaten Gespräch erzählt, dass sie auch gerne kündigen würde. Sie kann aber nicht, weil sie dann Angst hat, die Miete nicht mehr bezahlen zu können. Sie sieht sich da nicht wirklich raus. Einerseits braucht sie den Job um über die Runden zu kommen und andererseits, möchte sie alles hinschmeißen. Sie hat permanent Angst, dass sie es irgendwann einfach nicht mehr schafft.

Angst, wenn permanent im Raum steht, macht schon was mit dem Menschen.
 
Das erscheint mir net ganz verkehrt zu sein. Hört sich im ersten Moment auch komisch an.
Ich habe in der Pflege gearbeitet. Da sind die Arbeitsbedingungen/Rahmenbedingungen nicht so, wie man es sich wünschen würde. Aus vielerlei Gründen, die ich jetzt nicht aufzählen will.
Ich denke, gerade in Coronazeiten, ist da eh der Fokus hingehalten worden. Mir taugt das. Davor hat mir keiner wirklich zugehört, als ich von den teils prekären Arbeitsbedingungen erzählte.

Eine Kollegin hat mir mal in einem privaten Gespräch erzählt, dass sie auch gerne kündigen würde. Sie kann aber nicht, weil sie dann Angst hat, die Miete nicht mehr bezahlen zu können. Sie sieht sich da nicht wirklich raus. Einerseits braucht sie den Job um über die Runden zu kommen und andererseits, möchte sie alles hinschmeißen. Sie hat permanent Angst, dass sie es irgendwann einfach nicht mehr schafft.

Angst, wenn permanent im Raum steht, macht schon was mit dem Menschen.

Ja diese Probleme kenne ich im großen und ganzen sehr gut.
Aus eigener Erfahrung kann ich nur raten das Leben zu ändern, bevor es einen ändert.
Wenn die Miete zu teuer ist, muss eine billigere Wohnung her.
Und was die Arbeit angeht: rechtzeitig nein sagen - es hat überraschenderweise seltenst die negativen Auswirkungen, die man fürchtet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe die letzten 5 Jahre 3 gute Freunde durch Suizid verloren. Was ich daraus gelernt habe ist das es die stillen sind auf die man aufpassen muss. Mit einen von den dreien hab ich mich am Vorabend noch getroffen und ich wäre nie im Leben drauf gekommen das er sich am nächsten Tag früh morgens das Leben nimmt. In allen drei fällen kein Abschiedsbrief und keine Antworten auf das warum. Wenn sich jemand für diesen Weg entschließt muss man es akzeptieren ohne wenn und aber. Der, der sich dazu entschließt wird seine Gründe haben und ist auch nicht zu retten. Wenn es nicht heute passiert dann morgen oder irgendwann, manche planen das Jahre im Vorhinein ohne darüber auch nur ein Wort zu verlieren und wenn es dann so weit ist passiert es in der Sekunde ohne an die Hinterbliebenen zu denken. Das ist meine Erfahrung die ich mit diesem Thema habe. Man darf auch niemanden darüber böse sein da es der freie Wille eines jeden einzelnen ist.
 
(Beide) War(en) nie bei einem Psychiater oder sonstigem Facharzt.
da liegt der unterschied (ist das nicht offensichtlich?).
wären deine grosseltern in dieser phase ihres lebens bei einem psychiater von heute gewesen, hätte dieser ihnen weissgott was für störungen attestiert (oder was glaubst, was einen mann dazu bringt, seine eigene frau fast abzuknallen?).

der unterschied ist gar nicht, wie sie damit zurechtkamen, und du nicht (falls du das damit gemeint hast).
sondern, dass sie damit zurechtkamen (laut deiner beschreibung mehr schlecht als recht), weil niemand da war, der ihnen gesagt hat, dass sie nicht alleine damit zurechtkommen müssen.
du hingegen bist in einer welt aufgewachsen, bei der du medial etc. darüber sehr wohl ständig informiert worden bist, dass du damit nicht alleine zurechtkommen musst, und das hat absolut auf deine wahrnehmung darüber, was mit dir los ist, einen einfluss gehabt.

ist dieselbe geschichte wie das ewige debakel, dass es früher weniger scheidungen gab. das liegt partout nicht daran, dass früher paare soviel besser miteinander ausgekommen sind, sondern daran, dass die gesellschaft einem eingeredet hat, man mache sowas nicht, weil sich das nicht gehört, und weil man beobachten musste, wie leute, die es dennoch getan haben, extremst verurteilt und benachteiligt wurden (was man sich natürlich nicht antun wollte).

um das ganze übrigens zurück zum thema selbstmord zu bringen : während der grossen depression in den 30ern, war die selbstmordrate erheblich höher, als seitdem (bis heute). die idee also, dass wir heutzutage soviel instabiler sind, und eher dazu tendieren, hat überhaupt gar keine basis. lediglich die wahrnehmung darüber hat sich verändert.
 
Gott sei Dank hat mich dieses Thema gedanklich, persönlich noch nie erreicht.
In meinem Umfeld, privat als auch beruflich gab es immer wieder Selbstmordfälle.
Interessanterweise haben sich immer Personen zu diesem Schritt entschlossen, die extrem stark und unbekümmert auf einen gewirkt haben. So als könnte sie nichts erschüttern.
Bei den Männern die ich kannte die Suizid begingen, waren es, außer in einem Fall wo die finanzielle Situation der Auslöser war, eigentlich immer Beziehungsprobleme.
Bei den Frauen die ich kannte waren es Depressionen, bzw. psychische Ursachen.

Ich habe beruflich immer wieder mit Suizidfällen zu tun und habe so immer wieder mal Gespräche mit Personen nach Suizidversuchen.
Alle sagten sinngemäß, dass es nicht wichtig wäre was sie zurück lassen, Gedanken um ihre Liebsten, wie es mit ihnen weitergeht dürften keine Rolle spielen.
Das Gefühl keine Kraft mehr zu haben und das es eine Ende haben müsse, dürften gegenüber Angehörigen, die sie auffinden, etc.. absolut vorherrschend sein.
 
Andererseits habe ich mir von einer fachlich versierten Person sagen lassen, das heutige prekäre Lebensumstände wie befristetes Arbeitsverhältnis, befristeter Mietvertrag etc. größere Existenzängste auslösen können als z.B. die damaligen Kriegsängste. Aber keine Ahnung wie die das (heute) messen und vergleichen wollen.
Ich kann es mir nur vom Verhältnis der Zeit und Intensität vorstellen. Vor einem Luftangriff hat man wahrscheinlich eine heiden Angst. Aber -wenn man nicht grade in Berlin, Hamburg, München, Wien, etc. lebt - kommen die Bomber nicht jeden Tag, und sie treffen auch nicht immer.
Die Angst die ein befristeter Mietvertrag auslöst, ist viel schwächer, allerdings permanent präsent.
Die ängste müssen weg...was ist das schlimmste, was passieren kann, wenn die wohnung verlierst? Du musst zu einem freund oder zu muttern ne weile, wenn noch eine hast. Wenn die arbeit verlierst? Suchst dir a neue oder arbeitslosengeld oder sozialhilfe. Es ist wichtig zu wissen, dass es immer einen weg gibt. Man muss sich das leben halt richten, gscheide wohnung, arbeit und ggf auch um hilfe bitten lernen. Aber einen weg im leben gibts immer!
 
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