Ich frage mich seit Jahren was an meiner/unserer Zeit/Generation anders ist als an der meiner/unserer Großeltern.
Meine Großmutter mütterlicherseits:
War ~ 20 als die Nazis an die Macht kamen und wuchs als funktionelle Analphabetin, Bäuerin in einer der wirtschaftlich unterentwickeltsten Regionen Österreichs auf.
Sie wusste ~7 Jahre lang nicht ob ihr Mann tot oder lebendig war, wurde mehrfach kollektiv mit ihren Schwestern von Soldaten der Roten Armee vergewaltigt bis eine davon ihr Lebtag keine Kinder bekommen konnte.
Inzwischen Haus, Hof und Felder alleine bestellen/erhalten - Hackeln bis zum umfallen (wortwörtlich). Der erste Traktor kam erst mit dem Marshallplan.
~ 1955 kam ihr Mann aus der Kriegsgefangenschaft heim.
Ab da an: Kinder kriegen, weiter hackeln.
Mit einem (rückblickend betrachtet) wohl schwerst traumatisierten Ehemann der sie auch mal beinahe abgeknallt hätte.
(Beide) War(en) nie bei einem Psychiater oder sonstigem Facharzt.
Ich:
Kam mit einer leichten Behinderung zur Welt.
Deshalb bis zum jungen Erwachsenenalter durchwegs (heute würde man sagen
Mobbingerfahrungen.
Als junger Erwachsener depressiv, orientierungslos.
Dann der berufliche 'Durchstart' mit folgendem Absturz - 7 Jahre Depressionen aller Schweregrade.
Summa summarum ~40 Wochen Psychiatrie, ~10 Jahre Psychotherapie.
Selbst in der Literatur über die Depression findet man Angaben das lediglich ~30% der KZ-Überlebenden an Depressionen litten.
Mein Leben war nicht das leichteste - aber KZ-Aufenthalt wars auch keiner.
Was zur Hölle ist der Unterschied?