Suizid

Oh, das "entschuldigen" war ohne Worte. Ich bin nämlich weinend vor ihm auf die Knie gegangen.
Er hat nur gesagt: Ist schon alles gut.
Ich sag meinen kindern, mit den kindern, die nur negatives zu sagen haben, gemein sind und mobben, mit denen brauchen sie sich nicht abgeben. Es gibt andere, die positiv sind...mit denen sollen sie spielen.
Dein Ratschlag in ehren. Aber den habe ich meinem Kind nicht gegeben. Wenn ich genau überleg: ich habe ihm diesbezüglich überhaupt keinen Ratschlag gegeben. Aber das liegt sicher am Charakter meines Sohnes, er ist sehr introvertiert.
Beim zweiten Sohn sieht das anders aus. Der ist immer von selber zu mir gekommen. Wenn er was brauchte. Machts schon erheblich leichter, als Elternteil. Muss ich zugeben.
 
Genau deshalb braucht er dann jemanden der geduldig ist und 100x fragt.
Nein. Da bin ich beim introvertierten nie weiter gekommen. Im Gegenteil: das hat sich für beide Seiten nie gut angefühlt.
Beide waren genervt und sind dann wieder auseinandergetriftet.

Und was die Geduld anbelangt: von der kannst in dem Fall nicht genug haben. Nur woher nehmen, wennst selber mit deinem Latein am Ende bist. Der Druck von Außen (in dem Fall schulseits) enorm ist. Wo dir anscheinend alle einreden wollen, dein Kind ist nicht in Ordnung.
Auf die gefühlten 1000 Ratschläge habe ich getrost verzichten können. War nix dabei.

Nur einer, Lehrer, der hat das gesehen was ich gesehen hab in ihm. Den sein Ratschlag hab ich so gut es ging immer mitgetragen im Herzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hmm, ich glaube auch das Menschen die einen Suizid verüben damit ein Zeichen setzen wollen.

Den Gedanken sich das Leben zu nehmen als letzte Konsequenz muss schon was schreckliches sein.
Natürlich auch für die Hinterbliebenen, denn die müssten sich ja Fragen, was haben sie falsch gemacht das sie dem Suizidopfer nicht vorher geholfen haben. Wieso haben die in dem näheren Umfeld die Zeichen nicht erkannt.

Nicht die Hinterbliebenen sind die Opfer, sondern die, die keinen Sinn mehr fanden das leben weiter zu führen.

Und solche Szenen gibt es immer wieder.
Man weiß vielleicht auch das da einiges nicht stimmt, des sich der oder diejenige seltsam benimmt. Aber ein jeder wartet das ein Anderer was macht. Und dann kommt der blöde Spruch, "na ich habe mir sowas schon gedacht."

Also Augen auf und zu helfen probieren.
Aber das ist meine Meinung.
 
Ich bin zwar kein Lokführer, aber Straßenbahn bin ich gefahren. Es ist schlimm, wenn jemand auf den Gleisen ist, du bereits eine Notbremsung eingeleitet hast. Der Zug rutscht und rutscht, der Typ schaut dich an und du denkst "Bitte mach 2 Schritte weg da" - aber er bewegt sich nicht.... und du kannst den Zusammenstoß nicht verhindern. Diese Momente sind endlos.
Zum Glück hatte ich persönlich nie eine Person, es ist schon mit einem PKW schlimm genug. Aber einige Kollegen haben deshalb sogar gekündigt.
Nicht nur die psychische Belastung ist ein Thema. Bei den U-Bahn-Springern kann der Springer auch durch die Frontscheibe krachen und den Fahrer nicht nur verletzen, sondern auch töten.

Ich machte auch einen Selbstmordversuch. Ist schon lange her. Ich hatte die Spirale eingesetzt, wurde trotzdem schwanger. Der Arzt hat gesagt alles in Ordnung, nur eine Hormonstörung, gab mir Tabletten, schwere Blutungen. Ein Monat später nochmals beim Arzt, weil keine Menstruation. Doch schwanger! Spirale kann man nicht mehr rausnehmen. Für eine Abtreibung zu spät. Dann hat mich der Arzt aus der Ordination geworfen, weil ich zu weinen begonnen habe.
Keine Ahnung, wie ich nach Hause gekommen bin. Dort habe ich mir die Pulsadern aufgeschnitten. Nicht, weil ich sterben wollte, sondern weil ich so nicht leben wollte. Ich war mir sicher, das Kind sei behindert. Kein Partner.

Meine Schwester hat mich gefunden, im Spital wurde ich von einem sehr groben Arzt ohne Narkose zusammengeflickt. Erst ein junger Arzt hat sich zu mir gesetzt und mit mir geredet. Er hat mir Hoffnung gemacht, einen Weg gezeigt.

Mit meiner Schwester und meiner Mutter gemeinsam habe ich den Weg heraus geschafft.

Generell möchte ich sagen, dass für jeden der Punkt, an dem er nicht mehr weiter kann, ein anderer ist. Da gibt es keine Wertung.
 
Und solche Szenen gibt es immer wieder.
Man weiß vielleicht auch das da einiges nicht stimmt, des sich der oder diejenige seltsam benimmt. Aber ein jeder wartet das ein Anderer was macht. Und dann kommt der blöde Spruch, "na ich habe mir sowas schon gedacht."
Ja, das tragt sich wirklich öfter zu als man meinen würde, so wie du das schreibst.

Weil du von "Augen auf" schreibst, hast du da schon Erfahrung sammeln dürfen. Auf was man achten könnte.
Und wenn ja, hast damit sogar Erfolg gehabt, wenn dir was aufgefallen ist?
 
Dieses Lockfahrersyndrom ist für mich nicht nachvollziehbar. Jener hat weder einen Grund sich schuldig zu fühlen, genau so wenig wie die Passagiere in dem Zug oder der Lokomotivehersteller, Weichensteller etc.

Hier wurde ein Mensch sehr unmittelbar und direkt mit dem Tod konfroniert und, möglicherweise, gab es keine schönen Bilder. Dass der Lockführer daran zerbricht ist jedoch eher dem Umstand geschuldet, dass der Tod aus unserem Leben verdrängt wurde. Früher, als noch zu Hause im Kreise der Familie gestorben wurde (und das war auch nicht immer schön) war der Mensch diesbezüglich weitaus resistenter.

Ist wie mit traumatisierten Soldaten. Dann darf man halt keinen Krieg führen wenn das Einem so zusetzt! Es wird auch Keiner Kickboxer, der niemanden verletzen will oder keiner Chirurg, der kein Blut sehen kann.

Sollte jetzt nicht als Kritik, sondern als Trost und Gedankenanregung an die betroffenen Lockführer verstanden werden ;)
 
Sollte jetzt nicht als Kritik, sondern als Trost und Gedankenanregung an die betroffenen Lockführer verstanden werden
:cool:
Ja eh, weil der Lokführer immer im Falle einer Gefahr der erste ist, der dieser ins Antlitz blicken muss.
Und das mit dem Soldaten, der anscheinend zu schwach ist zum Krieg führen, das find ich gar net so schlecht. Den Gedanken mein ich. :love:
 
Dieses Lockfahrersyndrom ist für mich nicht nachvollziehbar. Jener hat weder einen Grund sich schuldig zu fühlen, genau so wenig wie die Passagiere in dem Zug oder der Lokomotivehersteller, Weichensteller etc.

Klar, dass sie sich nicht schuldig fühlen müssen. Darum ging es ja auch nicht.
Sondern darum, dass man nur seinen Job nachgeht und auf einmal von jemand fremden zu seinem Erfüllungsgehilfen gemacht wird und sich nicht dagegen wehren kann. Ganz abgesehen davon, dass Leichenteile unterm Zug rausfischen auch nicht jedermanns Sache ist.
 
Dieses Lockfahrersyndrom ist für mich nicht nachvollziehbar. Jener hat weder einen Grund sich schuldig zu fühlen, genau so wenig wie die Passagiere in dem Zug oder der Lokomotivehersteller, Weichensteller etc
Gut, aber unsere Psyche fubktioniert nicht so rational und schon gar nicht so einfach. 😅
Schon die Tatsache alleine einen Menschen getötet zu haben reicht, Schuld Unschuld ändert nichts an der Traumatisierung.


Dass der Lockführer daran zerbricht ist jedoch eher dem Umstand geschuldet, dass der Tod aus unserem Leben verdrängt wurde. Früher, als noch zu Hause im Kreise der Familie gestorben wurde (und das war auch nicht immer schön) war der Mensch diesbezüglich weitaus resistenter.
Was ist das für eine Aussage? Stammtischpsychologie?
Das ist vollkommen falsch, diese Ansicht.
 
Psychische Probleme sind noch immer ein Tabu Thema.
Sich Hilfe bei Psychologen oder Psychiatern zu suchen gilt noch immer als Schwäche!

Der laienhafte Durschnittssratschlag ist bei psychischen Erkrankungen noch immer, "tu nicht so, verhalte dich doch einfach anders".
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, das tragt sich wirklich öfter zu als man meinen würde, so wie du das schreibst.

Weil du von "Augen auf" schreibst, hast du da schon Erfahrung sammeln dürfen. Auf was man achten könnte.
Und wenn ja, hast damit sogar Erfolg gehabt, wenn dir was aufgefallen ist?

Erfahrungen, na nicht wirklich.
Am weißen Hof hat man mir einen Patienten ins Zimmer gelegt, mit der bitte auf ihn zu schauen. Er ist trotzdem gesprungen.
Und eine junge Frau hat mir ihren Suizid in einem Forum mitgeteilt. Worauf ich zur Polizei gegangen bin und es gemeldet habe. Auch der bezreiber der Platform war bei der Polizei. Die Antwort der Beamten war, "die, die es Ankündigen machen das nicht".
Ok sie ist auch nicht gesprungen, sondern in eine geschlossene Anstalt gekommen.
Aber Erfahrungen sind das bestimmt nicht
 
Aber Erfahrungen sind das bestimmt nicht
Da bin ich mir nicht so sicher.
Scheint bei einigen Postings hier auch immer wieder auf. Also, dass die "Stillen" es einfach tun. Die, die es ankündigen, jedoch eher nicht.
Ich habe ja auch gelernt in meiner Ausbildung, darauf genau mein Augenmerk zu richten.
Und in der Notfallmedizin lernst auch genau das.

Also irgendwie scheint das sehr wichtig zu sein.
 
Da bin ich mir nicht so sicher.
Scheint bei einigen Postings hier auch immer wieder auf. Also, dass die "Stillen" es einfach tun. Die, die es ankündigen, jedoch eher nicht.
Ich habe ja auch gelernt in meiner Ausbildung, darauf genau mein Augenmerk zu richten.
Und in der Notfallmedizin lernst auch genau das.

Also irgendwie scheint das sehr wichtig zu sein.
Wichtig wäre es schon vorher es gar nicht so weit kommen zu lassen..
 
Wichtig wäre es schon vorher es gar nicht so weit kommen zu lassen..
Huch, du bist ja ein schneller...
ich fürchte so schnell geht es nicht

Stell dir vor: jedes Kind das in diese Welt geboren wird, würde in Liebe empfangen werden. Nicht nur in Liebe empfangen, sondern auch immer als Wunder gesehen werden. Ganz egal, wie widrig die Außenzustände sich auch zeigen mögen.

Ich glaub, dann wären wir dort, wo du meinst.
 
Das Verfahren wird normal eingestellt, jedoch wird alles bis ins Detail verfolgt, das ist bei der ersten Vorladung oft nicht ausreichend geklärt. Das ist nicht abenteuerlich sondern verletzend und entwürdigend wie da mit einem geredet wird.
Ich bin auch kein Lokführer, aber was will man denn da rausfinden? Ich meine, der Zug fährt auf Schienen und kann ja nicht schnell bremsen, geschweige denn ausweichen.
 
Ich habe schon bei vielen Autounfällen Ersthelfer gemacht, habe im Job Menschen einfach tot umfallen gesehen...
ich habe in den letzten 10 Jahren x „Ankündigungen/Androhungen“ um die Ohren gehauen bekommen - alle leben heute noch und ziehen diese „Masche“ bei immer neuen Leuten durch. Da kann man neue Kollegen warnen so oft man will... sie müssen Ihre Erfahrungen damit selber machen.

Mich haben „die Stillen“ immer am meisten berührt und ich denke Teils heute noch über Sie nach. Was gut ist...denn Augenmerk genau auf diese Leute zu richten hat sich schon bewährt.
Ich habe junge Kollegen/innen erlebt... die früh den Job wieder an den Nagel gehängt haben. Sterben und Selbstmord... das Elend/Leid das Beidem vorhergeht ist nicht für jeden was. Ich glaube ähnlich verhält es sich mit betroffenen Zugführern... es ist vermutlich ne Frage der Persönlichkeit ob man daran zerbricht - was als Aussage keine Wertung beinhaltet! Oft habe ich auch noch letzte Gespräche mit Menschen in Erinnerung... die nach einem Wochenende oder Feiertagen einfach nicht mehr da waren. Hätte man was sehen/hören/erkennen können/müssen... hätte man es verhindern können? In der Regel ist die Antwort nein...! Selbst das Studieren von Akten in der Dicke eines Telefonbuches mit Inhalten von 10/20/30 Jahren... gibt rückblickend keine Anhaltspunkte. Man steckt nicht in den Menschen drin ins kann Ihnen auch nicht in den Kopf gucken...
 
Dieses Lockfahrersyndrom ist für mich nicht nachvollziehbar. Jener hat weder einen Grund sich schuldig zu fühlen, genau so wenig wie die Passagiere in dem Zug oder der Lokomotivehersteller, Weichensteller etc.

Hier wurde ein Mensch sehr unmittelbar und direkt mit dem Tod konfroniert und, möglicherweise, gab es keine schönen Bilder. Dass der Lockführer daran zerbricht ist jedoch eher dem Umstand geschuldet, dass der Tod aus unserem Leben verdrängt wurde. Früher, als noch zu Hause im Kreise der Familie gestorben wurde (und das war auch nicht immer schön) war der Mensch diesbezüglich weitaus resistenter.

Ist wie mit traumatisierten Soldaten. Dann darf man halt keinen Krieg führen wenn das Einem so zusetzt! Es wird auch Keiner Kickboxer, der niemanden verletzen will oder keiner Chirurg, der kein Blut sehen kann.

Sollte jetzt nicht als Kritik, sondern als Trost und Gedankenanregung an die betroffenen Lockführer verstanden werden ;)
Ich finde es sehr traurig über die Gefühle von Betroffenen so zu schreiben ! Wie seht ihr es wenn um man um zwei Uhr nachts geweckt wird und ein noch relativ junger Polizeiarzt steht vor der Tür und sag bitte darf ich rein kommen ,und als zweites ich habe jetzt gerade Leichenteile zusammen sammeln müssen am Bahnhof. Ich habe selbst einiges in der Richtung erlebt es ist jedesmal erschütternd man gewöhnt sich nicht daran .
 
Wie seht ihr es wenn um man um zwei Uhr nachts geweckt wird und ein noch relativ junger Polizeiarzt steht vor der Tür und sag bitte darf ich rein kommen ,und als zweites ich habe jetzt gerade Leichenteile zusammen sammeln müssen am Bahnhof. Ich habe selbst einiges in der Richtung erlebt es ist jedesmal erschütternd man gewöhnt sich nicht
Ich würde zusammenbrechen. Ein Gefühl, als zieht dir jemand augenblicklich den Boden unter den Füssen weg.
 
Es gibt auch die Menschen die immer gut drauf sind. Lebenshunger ausstrahlen, um keinen Scherz verlegen, und immer ein Lächeln auf den Lippen. Nichts auslassen, Reisen um die ganze Welt, Lebensfreude als Bonus für den Hunger. Doch auf einmal ist dieser Mensch tot. Hat nichts dem Zufall überlassen, es gibt keine Erklärung, keine Rechtfertigung, kein Jammern...der Suizid wurde bis ins kleinste Detail gepant, ein Scheitern unmöglich gemacht. Beeindruckend, wie immer, faszinierend und alle Aufmerksamkeit auf seiner Seite. Doch bleibt auch Ärger, eine Mail, zeitverzögert wenn man nichts mehr tun kann, nicht helfend zur Seite spriingen, keinen Anruf tätigen kann, nur vollendetete Tatsachen lesen, die man als Scherz verstanden wissen will, so ist man es doch gewohnt. Der Scherz war immer ein Hilferuf. Der Zynismus hatte ein Ende und sein wahres Gesicht gezeigt.
 
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