Suizid

Das heißt, auch aus scheinbaren Scherzen ist was rauszuhören. Welche Floskeln wurden verwendet?
Ich hatte zu meinen 60. Geburtstag ein sehr trauriges Erlebnis unser Neffe 19 Jahre hat sich das Leben genommen. Er hat es angekündigt wurde 2 Tage von Polizei und Feuerwehr gesucht leider vergebens. Darum ist das ein sehr sensibles Thema und nicht für den üblichen Chatklatsch geeignet
 
meina bekaunntn ihr maunn is a lokführer...
3x hot er des erlebn miassn. beim 3tn moi woars a junges mädl. eifersucht woar da grund. sie is in seinen oarmen verstorbn. seitdem konn er nimma oarbeitn.

Ich kenne da zwei persönlich...
in der Silvesternacht schmiss sich ein junges Mädel vor dem Zug...,

wie ich noch am Land war, ein Mann mit seinem Baby, das man erst am nächsten Tag gefunden hat...,

ich frage mich, wie verzweifelt muss man sein, so etwas zu machen... :(
 
ich frage mich, wie verzweifelt muss man sein, so etwas zu machen...
Schnell wäre man versucht, diese Tat zu verurteilen.
Zu abstrakt erscheint es im Moment, um noch klar zu sehen.
Ein innerer Konflikt.
Ärger ist nie gerechtfertigt. Angriff keine Basis.
Fängt etwa genau hier das Entrinnen an...

Es scheint, als ob Menschen die der Welt entfliehen wollen, schwach wären.
Was wenn sie es sind, mit der richtigen Idee, nur nicht wissen, wie sie es richtig anstellen können...
 
Sorry, aber das war der dümmste Beitrag seit langem.
Stimme dir zu!
Meiner Meinung nach ist das immer "super leicht" aus der Distanz zu (ver)urteilen.

Und die Vorstellung vs der Realität ist dann ein gewaltiger Unterschied. Klar gibt es Menschen die von vornherein sagen, Krieg oder der Job mit diesen Gefahren und evtl. emotionaler Belastung kann ich nicht schaffen. Mach ich nicht und das ist vollkommen ok.
Andere wiederum merken erst wie es einen mental zusetzt, wenn sie gerade in der Situation sind.
Es gibt genug Berichte von Soldaten, die sagen, in meinen schlimmsten Vorstellungen ist der Vergleich zu dem was wirklich passiert ist nicht möglich gewesen, oder auch wie es mir dabei dann gehen würde.

Ich finde es extrem fahrlässig so einen Rat wie es dort steht, auszusprechen oder es so zu definieren. Es nimmt der Person das Recht weg, sich so zu fühlen, das Bearbeiten zu dürfen und können.
 
Ich finde es extrem fahrlässig so einen Rat wie es dort steht, auszusprechen oder es so zu definieren.
Ich habe es so gelesen: Bevor man sich einen Beruf überlegt, wäre es sinnvoll sich darüber Gedanken zu machen, welche Schattenseiten dieser ev. mitbringen wird/kann.
Beruf hat auch immer irgendwie etwas mit Berufung zu tun, wie ich finde.
 
Ich habe es so gelesen: Bevor man sich einen Beruf überlegt, wäre es sinnvoll sich darüber Gedanken zu machen, welche Schattenseiten dieser ev. mitbringen wird/kann.
Beruf hat auch immer irgendwie etwas mit Berufung zu tun, wie ich finde.
Ich verstehe das schon, das denke ich, machen die meisten auch :)
Man kann jahrelang Soldat sein und nicht in einen Krieg berufen werden, man kann jahrelang lockführer sein und nicht einmal so was erleben :)
Und wenn doch ... Dann kann es dennoch massiv abseits dessen sein, wie man es sich vorgestellt hat, wenn es tatsächlich eintrifft. Vor allem wir stellen uns alle gerne vor "wie wir damit umgehen und handeln" und dann stellt man fest, das geht aber so nicht. Ich kann das so nicht verarbeiten, egal wie die Vorstellung ausgesehen hat. Egal wir stark man sich vorgestellt hat zu sein. Und das darf einfach mMn nicht als Vorwurf verwendet werden. :)
 
Zwei meiner früheren Schulkollegen, mit denen ich im Internat aufgewachsen bin, haben sich umgebracht, als sie noch recht jung waren (Ende 20). Hab erst viele Jahre später davon erfahren. Was mich so schockiert hat, war, dass ich es wusste, dass sie nicht "lebensfähig" waren. Sie waren unfähig ihr Leben selbständig und sinnerfühlt zu leben. Es geht halt nicht darum, dass man was zu essen hat oder ein Dach über dem Kopf. Leben ist so viel mehr. Sie waren einsam, obwohl sie viele Freunde hatten. Sie konnten sich jeder Zeit professionelle Hilfe holen, aber ihr Stolz hats nicht zugelassen. Einer davon war schon in jungen Jahren recht verhaltenskreativ und selbstzerstörerisch. Hat einige Male Bombendrohungen gegen das Kaufhaus in Graz (Kastner&Öhler) hinterlasse. Hatte teils sehr windige Freunde, die ihn übel ausnutzten. Ein Großteil meiner Kindheit waren wir befreundet. Er war so klug, pfiffig und kreativ, dennoch - er war nicht in der Lage sein Talent zu nutzen.

Ein anderer Schulkollege wurde als Kind/Teenager immer sehr gepusht. Er spielte Rollstuhltennis und war echt gut. Er wurde stark gefördert und er hatte viele Sponsoren. Irgendwann hatte er keinen Bock mehr auf Training und Turniere und somit brach auch die Finanzierung ein. Er war süß, witzig und die Mädels standen voll auf ihn. Aber das Problem ist, wenn man selbst nie gelernt hat eigenständige Entscheidungen zu treffen und dann in eine Welt geschubst wird, wo Entscheidungen Konsequenzen haben können, da zeigt sich, wer überleben und leben kann. Und die Konsequenzen, die er tragen musste, waren hart. Keinen Job, den er kaum länger als drei Wochen halten konnte. Tennis oder Basketball spielte er schon lange nimma, Drogen und vor allem Alkohol und kleinere kriminelle Delikte. Er hat mir mal - bei unserem letzten Wiedersehen gesagt, dass er vorhatte in Bosnien mit seiner Mutter ein Lokal aufzumachen. Hab mich für ihn gefreut, es war ein gutes Ziel. Doch vor vier Jahren erfuhr ich, dass er sich 2005 umbrachte. Das traf mich tief, weil ich für ihn gehofft hatte, dass er den Sinn findet, Freude daran hat und nicht verzweifelt.

Mein Onkel, den ich über alles liebte, brachte sich in dem Jahr um, als ich ihn kennenlernte. Er reiste mit seiner Maschine durch gesamt Europa und war ein Freigeist. Ich erinnere mich noch, dass er uns immer Schokolade aus der Schweiz mitbrachte. Wörn (Werner) wie wir ihn nannten, war einfach die coolste Sau ever. Ich hab noch das Bild vor Augen, dass wir in den lauen Sommernächten im Garten übernachteten und auf offenen Feuer Würstel grillten. Er spielte auf der Gitarre lässige Songs. Ich war wirklich beeindruckt! Ein so freier Mensch - aber als Kind idealisiert man einfach viel und seine Verzweiflung war für mich nicht sichtbar.

Während meinem letzten Schuljahr (1995/96) hatte ich einige Rückschläge zu verdauen und hatte suizidale Tendenzen. Die Fenster meines Zimmers mussten abgeschlossen werden und wurde einige Wochen von einem Zivi begleitet. Mit PsychologInnen redete ich generell nicht (trotzige Spätpubertierende). Für alle anderen war ich immer gut gelaunt, witzig und stark, aber in mir drinnen war es leer und nicht sehr angenehm. Wenn man es schafft, diese Dunkelheit irgendwie zu überwinden (ich frage mich heute noch, wie ich das schaffte), bekommt Vieles eine völlig andere Bedeutung. Schmerzen, die einem über Jahre zugefügt wurden, Demütigungen, die man von Menschen erfuhr, die einem beschützen sollten, Verluste, die man nur schwer ertragen konnte und Verzweiflung, die sich wie Parasiten festfressen ... sie sind noch immer da, noch immer in mir, noch immer ein Teil meines ichs und sie erinnern mich oft daran, was Leben bedeutet.

Ich kann nicht sagen, ob ich wieder an diesem Punkt der absoluten Selbstzerstörung kommen werde, hoffe es nicht, aber ich erkenne die Zeichen nun schneller und kann mir - wenns nötig ist - Hilfe holen. Denn, im Grunde mag ich mein Leben, ich mag es so, wie es ist, auch mit all der Dunkelheit und dem Schmerz in ihr. Und ich denke oft an meine Freunde, die es nicht geschafft haben, die sich durch ihre eigene Finsternis haben verführen lassen. Aber ich versteh sie, ich weiß nicht, ob ich unter anderen Umständen oder durch die Begegnung mancher negativer Menschen nicht auch dort gelandet wäre. Wir kamen aus dem selben sozialen Umfeld.

Interessanterweise gibt es zu dieser Finsternis unglaublich viel Hoffnung und Licht. Egal, wie oft ich auf dem Boden lag, tauchten unfassbar wunderbare Menschen auf. Sie waren mein Licht in der Dunkelheit, waren da, halfen mir - vielleicht nicht "absichtlich" - aber sie waren Inspiration. Man sollte nie unterschätzen, wie bedeutend Menschen sein können. Es mag ein kleiner Plausch sein oder eine Hand, die einem hält, wenn man verzweifelt auf dem Boden liegt und weint. Es mag das Curry (leider kein Gutes) einer Freundin sein, die einem zuhört, wenn der Schmerz wieder zu groß wird. Dafür bin ich dankbar und versuche mit der gleichen Leidenschaft für sie da zu sein, weil ich die Dunkelheit kenne.

Ich weiß nicht, ob ich nun ein positiver Mensch bin - würde mich eher als realistisch und pragmatisch sehen. Was mir möglich ist, tu ich, auch wenn es ungewöhnlich und für andere befremdlich wirken mag. Einen Weg und Aufgaben zu finden, die sinnstiftend, erfüllend und für sich selbst befriedigend sind, das sind meine Ziele! Und wie ich finde - nicht die Schlechtesten. Jetzt habe keine Angst mehr vor der Dunkelheit, sondern höre ihr gut zu.

Aber ja, ab und an ein guter Psychologe wäre schon ned übel. ;)
 
Ich finde es sehr traurig über die Gefühle von Betroffenen so zu schreiben ! Wie seht ihr es wenn um man um zwei Uhr nachts geweckt wird und ein noch relativ junger Polizeiarzt steht vor der Tür und sag bitte darf ich rein kommen ,und als zweites ich habe jetzt gerade Leichenteile zusammen sammeln müssen am Bahnhof. Ich habe selbst einiges in der Richtung erlebt es ist jedesmal erschütternd man gewöhnt sich nicht daran .

Ist mir als Student passiert, war gerade auf "Heimaturlaub", es war aber nicht zwei Uhr früh, sondern 22 Uhr, als zwei Polizisten kreidebleich an der Tür klopften und uns mitteilten, dass unsere Mutter von einem LKW überfahren wurde und tot ist (war mit dem Rad unterwegs). Vater zusammengebrochen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß! :(😢
 
Es gibt auch die Menschen die immer gut drauf sind. Lebenshunger ausstrahlen, um keinen Scherz verlegen, und immer ein Lächeln auf den Lippen. Nichts auslassen, Reisen um die ganze Welt, Lebensfreude als Bonus für den Hunger. Doch auf einmal ist dieser Mensch tot. Hat nichts dem Zufall überlassen, es gibt keine Erklärung, keine Rechtfertigung, kein Jammern...der Suizid wurde bis ins kleinste Detail gepant, ein Scheitern unmöglich gemacht. Beeindruckend, wie immer, faszinierend und alle Aufmerksamkeit auf seiner Seite. Doch bleibt auch Ärger, eine Mail, zeitverzögert wenn man nichts mehr tun kann, nicht helfend zur Seite spriingen, keinen Anruf tätigen kann, nur vollendetete Tatsachen lesen, die man als Scherz verstanden wissen will, so ist man es doch gewohnt. Der Scherz war immer ein Hilferuf. Der Zynismus hatte ein Ende und sein wahres Gesicht gezeigt.

Ähnlich wars bei meinem Kumpel der sich umgebracht hat. Ich sehe das Problem allerdings nicht beim Zynismus, sondern das jede Münze eben zwei Seiten hat. Ein Prominentes Beispiel dafür ist vielleicht Robin Williams, oder Helmut Qualtinger hatte angeblich auch eine extrem dunkle Seite abseits des humoristischen.
 
Ähnlich wars bei meinem Kumpel der sich umgebracht hat. Ich sehe das Problem allerdings nicht beim Zynismus, sondern das jede Münze eben zwei Seiten hat. Ein Prominentes Beispiel dafür ist vielleicht Robin Williams, oder Helmut Qualtinger hatte angeblich auch eine extrem dunkle Seite abseits des humoristischen.
Die Menschen sind Gott sei Dank nicht alle gleich und man kann da keine Kategorien erstellen. Mir ist von anfang an einfach dieser über allem schwebende Sarkasmus aufgefallen. Im Nachhinein betrachtet bezeichne ich es als Zynismus, Da macht jeder siene ganz subjektiven Beobachtungen, ich bin kein Psychiater und will mich gar nicht weiter zu dem Thema äußern.
 
Meine Mutter hat mich jedes Jahr über die
Sommerferien in ein Camp geschickt.
Ich fand es anfangs wirklich auch toll dort.

Bis ich einmal in eine Gruppe kam – mit
ganzen vielen fiesen Mädchen.
Die hatten halt damals nichts Besseres zu tun als mich zu mobben und zu schikanieren.
3 Wochen lange….

Irgendwann waren wir auf einen Spielplatz und ich als leidenschaftliche Baumkraxlerin bin dann mal auf einen ziemlich riesigen Baum rauf.
Ich sah hinunter und dachte mir zum ersten mal, dass ich so nicht mehr will. Dieses ständige hänseln, diese Boshaftigkeit.
Nicht nur das ich in der Schule gehänselt wurde sondern jetzt hier auch noch, obwohl das ein toller sommer sein sollte.

Ich hielt mich an und ließ plötzlich aus und es ging 3 Meter hinunter….
Am Rücken liegend bekam ich keine Luft…

Damals war ich 10 Jahre alt.

Heute mit 37 bin ich stärker denn je!
 
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