Quelle: Inet/ Med
Warum haben Männer Brustwarzen?
"Ja, warum denn nicht?", wird sich mancher Leser nun mit leicht skeptischem Unterton fragen. Doch keine Sorge, es geht nicht um Kritik, wegnehmen will man Ihnen auch nichts und für die männlichen Brustwarzen gibt es eine Erklärung - zudem sind sie sogar nützlich.
Der Schlüssel liegt in der Entwicklung des Menschen vom Moment der Verschmelzung von Samenzelle und Eizelle bis zur ca. zehnten Schwangerschaftswoche. Denn zunächst entwickelt sich der Embryo, egal welches Geschlecht er hat, immer gleich. Welche sichtbaren Geschlechtsmerkmale der Embryo ausbildet, ist zwar theoretisch durch die Chromosomen schon mit der männlichen Samenzelle determiniert (XY- oder XX-Chromosomen). Praktisch wird dies allerdings erst in verschiedenen Embryo-Stadien später entschieden.
"Sonst gäbe es keine so genannten Transsexuellen und keine operativen Geschlechtsumwandlungen", sagt Prof. Carsten Niemitz. "Teilweise kann die fertige Ausbildung eines Geschlechts sogar rückgängig gemacht werden: Bei bestimmen hormonellen Krankheiten können Männer Brüste entwickeln, die so genannte Gynäkomastie ('Frauenbrüstigkeit'). Auch hormonelle Einwirkungen können dies auslösen. In der Frühzeit der 'Pille' entwickelten Arbeiter in der Verpackungsabteilung einer pharmazeutischen Fabrik in Mittelamerika Brüste durch das Einatmen der Hormone aus dem - damals noch sehr hoch dosierten - Pillenstaub."
Weil also erst später entschieden wird, ob der Embryo später einmal ein Mann oder eine Frau werden soll, werden alle mit Brustwarzen ausgestattet. "Das ist nichts Ungewöhnliches", erläutert der Humanbiologe. "So wie die Clitoris stammesgeschichtlich und embryonal dem Penis des Mannes voll entspricht und die großen Schamlippen der Frau dem Hodensack des Mannes entsprechen, so erhält der männliche Embryo eben auch eine Brust."
Sind unsere Vorfahren also einmal Zwitter gewesen: Mal hat der eine, mal der andere die Kinder bekommen? "Eine logische und interessante Frage", meint Niemitz, "vor allem weil ihre Beantwortung die geradezu gigantischen zeitlichen Dimensionen der Stammesgeschichte offenbart."
So etablierte sich in der Natur vor rund 250 Millionen Jahren, dass alle Säugetiere im Prinzip ein definitives, nicht umwandelbares Geschlecht entwickeln - so wie es unserer Alltagserfahrung entspricht. Bei bestimmten Schuppentieren (z.B. bei Krokodilen oder bestimmten Schildkröten) ist die Geschlechtsbestimmung allerdings noch flexibler und hängt beispielsweise von der Bebrütungstemperatur der Eier ab. Aber es gibt Männchen und Weibchen.
Bei manchen Fischen, so bei in vielen deutschen Aquarien "heimischen" Schwertträgern, wundern sich deren Besitzer manchmal, dass den Weibchen, die auch Junge bekommen haben, plötzlich ein Schwert am Schwanz wächst: Beim Schwertträger (Gattung Xiphophorus) ist das Geschlecht zum Teil altersbedingt: alternde Weibchen werden einfach zu Männchen. Dieser flexible Umgang mit der Geschlechtsbestimmung könnte genetisch rund 400 Millionen Jahre alt sein.
"Richtig zwittrig sind unsere Vorfahren wahrscheinlich noch vor über 500 Millionen Jahren gewesen", erklärt Niemitz. "Das Tolle und in seiner Dimension kaum Nachvollziehbare erscheint mir dabei, dass wir Menschen gut eine halbe Milliarde Jahre später immer noch - auf jenen alten Genen basierend - die zwittrige Anlage als Grundkonzept bewahrt haben, obwohl wir doch (fast) alle im Straßenbild definitiv als Männer oder als Frauen umherlaufen und uns ganz fundamental eher über unser Geschlecht als über unser Mensch-Sein definieren. Dies ist bereits bei Kindern so, denn auf die Frage, was für ein Wesen sie sind, antworten die meisten Kinder nicht, dass sie ein Mensch seien, sondern 'Ich bin ein Mädchen' oder 'Ich bin ein Junge'."
Und was nützen den Männern die Brustwarzen heute?
Die Brustwarzen sind ein besonders sensibler Bereich der Haut. Insbesondere das Kälteempfinden ist bei den Brustwarzen stark ausgeprägt. Und natürlich gelten Brust und Brustwarzen seit Urzeiten als hoch erogene Zone - egal ob bei Männern oder Frauen.