Kommt n Mann zur Agentur für Arbeit und stellt sich bei seinem Sachbearbeiter vor.
Mann:"Ich habe vor kurzem meinen Job verloren und bin nun auf Ihre Vermittlung angewiesen."
SB: "Okay, was waren Sie denn früher?"
M: "Öckeldosenmacher."
SB: "Bitte, was?"
M: "Öckeldosenmacher."
SB: "??? Was soll denn das bitte sein?"
M: "Naja, ich war mit der Herstellung von Öckeldosen beschäftigt."
Viel mehr bekommt der SB nicht von dem Typen heraus, und eine interne Abfrage in der Agentur führt genauso wenig zum Erfolg wie eine Suche in Google.
SB: "Mensch, nun beschreiben Sie doch mal genau, was sie da gemacht haben."
M: "Sagte ich doch, Öckeldosen hergestellt."
SB (genervt): "Okay, so ein Angebot liegt uns nicht vor. Aber...Dosen...Blech...versuchen Sie es doch im Karosseriebau...ich gebe Ihnen mal eine Adresse, die suchen dringend jemanden mit Kenntnissen in der Metallverarbeitung..."
So zieht der Mann also von dannen, taucht aber vier Tage später wieder in der Agentur bei dem selben Sachbearbeiter auf.
M: "Ach wissen Sie, ist ja ganz nett da, aber so wirklich talentiert bin ich dafür nicht..."
SB: "Okay...also...ein Angebot für Ihren Beruf liegt mir leider immer noch nicht vor...aber vielleicht haben Sie ja eher was übrig für Feinbearbeitung...ich hätte hier noch einen Goldschmied, der sucht dringend einen Zuarbeiter..."
Der Typ zieht wieder los, taucht aber eine Woche später erneut bei seinem Sachbearbeiter auf.
"Nee, Chef, bei allem Verständnis für Vermittlung und so, aber da kann ich nicht glücklich werden, und die wollten mich eh schon wieder feuern, da sagte ich denen, ich gehe lieber freiwillig zur Agentur..."
Der SB überlegt kurz, ob er die Bzüge einstellen sollte, da fällt ihm etwas ein. Er kramt in seinen Posteingangskorb herum und zieht triumphierend einen Zettel hervor.
SB: "Hiiiier habe ich etwas...ein Multimillionär, der offenbar zu viel Geld und zu wenig Hobbies hat, such Leute mit ausgefallenen Berufen...vielleicht...stellen Sie sich da einmal vor?"
Dankbar lässt sich der Mann die Adresse geben und macht sich auf den Weg, während der Sachbearbeiter betet, zukünftig doch wieder mehr normale Vermittlungsgespräche führen zu können.
Es ist ein sonniger Junimorgen. Leichter Wind treibt Wolken über das Anwesen des Freiherrn von Tiefenbach. Der Tag droht, genauso ereignislos zu werden, wie eigentlich alle Tage, seit seine Frau beim Wäsche bügeln in die Fritteuse fiel. Sein Buttler serviert gerade den Morgenkaffee, da läutet es an der Tür. Der Buttler öffnet, vor dem Eingang steht der Mann, der sich vor kurzem noch in der Agentur vorgestellt hatte.
B: "Sie wünschen?"
M: "Fred Fröhn mein Name, schönen guten Tag. Die Agentur für Arbeit schickt mich, ich möge mich bei Ihrem Chef vorstellen."
B: "Sehr wohl. Bitte warten Sie hier, Sir. Ich werd Sie ankündigen."
Der Butler schlurft zu seinem Boss.
B: "Verzeihung, Sir, draussen steht ein Herr Fröhn, der seinen Angaben zufolge von der Agentur für Arbeit geschickt wurde, und begehrt, von Ihnen empfangen zu werden."
Voller Vorfreude reibt sich der Freiherr die Hände.
F: "Aber selbstverständlich! Führen Sie den Herren doch bitte in mein Arbeitszimmer."
Wenige Minuten später sitzen sich beide, nachdem sie sich förmlich vorgestellt hatten, gegenüber. Nach einigen Minuten peinlichn Schweigens ergreift Fröhn das Wort.
M: " Die Agentur für Arbeit schickt mich, ich hörte dort, dass Sie nach außergewöhnlichn Berufen suchen. Nun, die meinten, mein Beruf könnte Interesse in Ihnen wecken. Ich war früher Öckeldosenmacher."
Verdutzt schaut ihn der Millionär an.
F: "Habe ich noch nie gehört. Was sind denn bitte Öckeldosen?"
M: "Puuuhh...schwer zu beschreiben, sehr schwer...also...irgendwie...Öckeldosen...das kann man so schwer erklären...kann man eigentlich nur machen..."
Der Millionär überlegt. Ihm kommt der Begriff kein bisschen bekannt vor, erkennt aber auch, dass weiteres Nachfragen zu nichts führen wird. Dennoch startet er einen Versuch.
F: "Sie müssen doch wissen, wozu diese Öckeldosen verwendet werden?"
M: "Sicher, nur...ich kann es Ihnen nicht erklären..."
Der Freiherr wird neugierig.
F: "Okay, dann stelle ich sie für einige Zeit ein...machen Sie mal..."
M: "Verzeihung, aber so einfach geht das nicht, ich brauche dafür eine Fabrik, LKWs, ein Lagerhaus, 30 Tonnen Aluminium, 1 Tonne Lötzinn, ein Presswerk, einen Hochofen mit Kerosintank , zwei Schwerlastkräne und ein Schiff, auf dem das Aluminium und die Schwerlastkräne transportiert werden können und das hochseetauglich ist..."
Der Millionär schluckt.
F: "Ich bedaure sehr, mein Herr, das alles besitze ich leider nicht..."
Der Mann zuckt mit den Schultern.
M: "Schade. Aber danke für Ihr Interesse. Ich hoffe, Sie finden noch jemanden mit einem interessanten Beruf. "
Der Millionär wird an seinen tödlich langweiligen Alltag ereinnert. Gedanklich wägte er Für und Wider ab. So albern ihm auch eine derartige Investition erschien...seine Neugier war größer. Und so willigte er ein.
Es verging ein halbes Jahr. Die Bauarbeiten des Lagerhauses gingen flott voran, der Hochofen war schon seit einer Woche betriebsbereit. Der Millionär entschloß sich zu einer kleinen Inspektion. So traf er auch im Lagerhaus den Mann an, der emsig über diversen Blaupausen brütete.
F (nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln): "Nun, wie weit sind wir denn?"
M: "Gestern lief der Testlauf für den Hochofen. Ich vergaß zu erwähnen, dass ich noch etwa 400 m² undurchsichtige Abdeckplane brauche."
F. "Sollen Sie haben, in einem Monat bin ich wieder zur Kontrolle hier."
Gesagt, getan. 30 Tage später erschien der Freiherr wieder und fragte nach dem Stand der Dinge.
M: "Nun, die ersten Teile sind eingeschmolzen, den Deckel der Dose haben wir fast fertig."
Der Millionär erschrak.
F. "DER Dose? Sie meinen, EINE Dose wird das?"
M: "So ist es."
Wutschnaubend und unter einem "In-einem-Monat-will-ich-Ergebnisse!"-Gemurmel verließ er das Lagerhaus wieder.
Daraus wurde aber nichts mehr, denn Freiherr von Tiefenbach verstarb drei Wochen später. Niemand kümmerte sich um das Anwesen, alles zerfiel, wie die Jahre ins Land strichen. Dann konnte doch ein Erbe ermittelt werden, der Großneffe des Freiherrn. Als dieser sein Anwesen begutachtete, sah er an der schon ziemlich verotteten Mauer der ehemaligen Fabrik eine in zerissenen Lumpen gekleidete Gestalt sitzen.
E: "Was machen Sie hier auf meinem Grundstücl?"
Und so erzählte der Mann seine ganze Geschichte; wie er auf der Agentur vorstellig wurde, den Freiherren kennenlernte und so weiter.
Der Erbe hatte aber auch die Neugier des Freiherren geerbt, und so beschloß er, das Projekt fortzuführen.
Eines schönen Tages, nur wenige Monate später, meldete der Mann schließlich die Fertigstellung, und so verabredete er sich mit dem Millionärserben im Hafen von Le Havre. Es war ein imposanter Anblick, wie das riesige Schiff mit seinen Schwerlastkränen und einem verhüllten, riesigen, runden Gegenstand vor dem Hafen ankerte. Der Mann und der Erbe fuhren mit der Besatzung auf den Atlantik. Nach ein paar Stunden fahrt gen Westen wurde der Erbe ungeduldig.
E. "Wo...wie...kann..ist...wo kann man die Dose denn verwenden?"
M: "Wir brauchen auf jeden Fall eine größere Wassertiefe. Hier ist das noch viel zu flach."
Und sie fuhren weiter, bis das Echolot eine Wassertiefe von über 2500 Meter anzeigte.
E: "Ist es denn hier tief genug?"
M: "Nein, wir brauchen tieferes Gewässer."
Sie fuhren weiter. Tage vergingen, sie erreichten schließlich eine Stelle, die über 5000 Meter tief war.
E: "Das muß jetzt aber reichen."
Der Mann grübelte und knetete nachdenklich an Seiner Unterlippe. Schließlich nickte er. Der Erbe befahl den sofortigen Schiffsstop. Die ganze Besatzung war nötig, um die Plane abzuziehen, das Blech der Dose strahlte dann aber gleißend in der Sonne. Unter Ächzen hoben die Kräne die Dose unter dem Dirigieren des Mannes an, schwenkten ihre Ladung über die Reling und lösten die Verankerung.
Mit einem lauten platschen knallte die Dose auf das Wasser...
...ging unter...
...und machte "öckel öckel öckel"