Es gibt aber durchaus Fälle, wo man seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse mit der Partnerin gar nicht ausleben KANN oder auf Unverständnis stößt, wenn man ihr diese mitteilt. Und sich zu etwas zu zwingen, was man nicht will, wozu man keinen Zugang oder wofür man kein Verständnis hat, bringt ja auch nichts.
Ein paar Beispiele dazu:
Ich kenne Männer, die ziehen sich ab und an gerne Frauenkleidung an, was sie ihrer Partnerin aber nicht sagen könnten, weil sie das nicht verstehen würde. Ich erinnere mich an ein Date mit einem Kunden, der ebenfalls ab und an gerne Frauenkleider anzieht, sich schminkt, eine Perücke aufsetzt und dann als Frau angesprochen und behandelt werden möchte. Ich fand, dass er in Frauenkleidern wirklich super aussah, weil er die perfekte Figur dazu hat und er konnte auf High Heels besser gehen als ich. Am Ende des Dates meinte er dann plötzlich, dass er nach solchen Treffen doch ein wenig ein schlechtes Gewissen seiner Partnerin gegenüber hat. Ich habe ihn dann gefragt, ob sie denn etwas von seinen Vorlieben weiß und er meinte er hätte es ihr gesagt, weil er das natürlich am liebsten mit ihr ausleben würde, aber sie hat sofort total abgeblockt und meinte "ich will das nicht hören und ich will Dich auch nie so sehen". Was sollte er denn tun? Seine Vorlieben und Bedürfnisse unterdrücken, die bei ihm bereits seit dem Teenager-Alter vorhanden sind? Und wenn seine Frau klipp und klar sagt, dass sie davon nichts hören und ihn auch nie so sehen will, kann er sie ja nicht dennoch dazu überreden. Und ich kann mir schon vorstellen, dass ein Mensch, der zu solchen Vorlieben absolut keinen Bezug hat, einfach nicht verstehen KANN, warum der Partner manchmal als Frau auftreten und so behandelt werden will, wenn er im Alltag ja ein ganz anderer Mensch ist.
Ein anderer Kunde von mir steht auf
Pet-Play. Er sagte zu mir, dass er dies seiner Freundin niemals mitteilen könnte, weil sie meinen würde er wäre verrückt. Und ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass es so manche Frau und sicherlich auch so mancher Mann befremdlich finden würde, wenn der Partner/die Partnerin ab und an wie ein Hund behandelt werden möchte (an der Leine gehen, Kommandos ausführen, im Hundekäfig aus dem Napf trinken etc.). Was soll man in solch einem Falle machen? Seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse unterdrücken? Oder sollte die Partnerin/der Partner etwas tun, was ihr/ihm total unangenehm wäre und wozu sie/er absolut keinen Zugang hat? Ich selbst finde dieses Pet-Play zB sehr spannend, reizvoll und amüsant (also als der Hundehalter, nicht als Hund) und während des Spiels ist es für mich total normal und selbstverständlich, da ist für mich der Mann dann eben tatsächlich ein Hund und es ist in dieser Situation dann völlig normal für mich ihn so zu behandeln. Dennoch wäre es für mich ein riesiger Unterschied, ob ich dies mit einem Menschen mache, mit dem ich eine Partnerschaft führe oder mit einem Menschen, mit dem ich sonst nichts zu tun habe und den ich in anderen Situationen (also Alltagssituationen) nicht kenne. Und hätte ich einen Partner und würde mich der nach solch einem Pet-Play fragen, könnte ich das dann vielleicht auch nicht so abstrahieren und hätte ihn dann womöglich auch in anderen Alltagssituationen, ernsten Gesprächen etc. plötzlich als Hund vor Augen.
Ein anderer Kunde von mir mag Rollenspiele, in denen er einen Teenager spielt, der von älteren Damen verführt wird, wobei er beim Rollenspiel den komplett Unerfahrenen und Schüchternen mimt. Auch er meinte, dass er dies in einer Partnerschaft nicht mehr ansprechen würde, weil es früher vorkam, dass seine Partnerinnen dann in einer ernsten Diskussion plötzlich meinten "na, spielst Du jetzt schon wieder Kind?". Seine Vorlieben wurden somit in ernsten Diskussionen gegen ihn verwendet.
Ähnliches haben mir bereits Herren berichtet, die als devoter Part auf SM stehen. Diese meinten dann auch, dass ihre Partnerinnen entweder komplett ablocken oder es ihnen sichtlich unangenehm ist den Mann zu erniedrigen, zu schlagen etc.. Wenn man selbst absolut keinen Zugang zu SM hat, kann ich mir schon vorstellen, dass es viel Überwindung kostet den Partner zu erniedrigen und zu schlagen, auch wenn er sich dies wünscht. In solchen Fällen müsste dann entweder der eine seine Bedürfnisse unterdrücken oder der andere müsste etwas tun, was ihm unangenehm ist. Genauso haben mir aber auch schon Männer erzählt, dass sie Partnerinnen hatten, welche erniedrigt und geschlagen werden wollten, und natürlich gibt es auch hier Männer, die sich dazu einfach nicht überwinden können und nicht mehr übers Herz bringen als ein paar Klapse auf den Po.
Es muss also nicht sein, dass man den Partner aufgrund seiner Bedürfnisse geringer schätzt, aber man kann auf viel Unverständnis stoßen.