In der Mikroökonomie, in der wir uns im Alltag bewegen, hat Geld die Funktion eines Tauschmediums mit gemeinsam vereinbartem Wert. Da in unserem politischen und sozialen System Geld das einzige solche Medium ist, ist es natürlich für die Erfüllung der Grundbedürfnisse unentbehrlich. Die einzelnen Überlebenskünstler, die unter bestimmten Umständen temporär ohne Geld auskommen sind kein relevanter Gegenbeweis.
In diesem Spektrum stimme ich am ehesten mit Bulsaras Aussage überein, dass Geld nicht glücklich macht, Geldnot aber unglücklich. Wäre es anders, gäbe es unter Millionären keine Suizide und unter Armen keine Zufriedenheit.
In unserer Makroökonomie allerdings sieht die Sache deutlich anders aus. Geld ist in Wahrheit kein Tauschmedium definierten Werts sondern ein Schuldschein mit stark variablem Wert. Geld wird fast ausnahmslos von Banken als Kredit ausgegeben(*), die es verzinst und verzinseszinst wieder zurück wollen. Sämtliche Finanztranaktionen dienen in erster Linie einem pyramidanspielartigen Konstrukt, das der Verteilung der Schulden und der Verschleierung des Grundprinzips dient. Durch politische oder finanztechnische Maßnahmen wie Kreditvergabe, Leitzinsdefinition usw. wird der aktuelle Wert des Geldes gesteuert. Gleichzeitig wird durch die Ausgabe von Geld als Kredit dafür gesorgt, dass immer ein Geldmangel im System sein muss, da ja nur der Kreditbetrag, nicht aber die für die Rückzahlung nötigen Zinsen erzeugt werden. Die Kreditnehmer = die Geldempfänger haben also immer weniger Geld, als sie den Banken schulden.
Einzelne können sich es in dem System richten, indem sie anderen so viel abluchsen, dass sie ihre Zinsen bezahlen können. Diesen anderen fehlt dafür nicht nur ihre eigene Zinslast sondern auch der abgeluchste Anteil. Das ist das Wesen der Import/Exportüberschüsse. Länder mit Exportüberschüssen wie USA, Deutschland usw. holen sich ihren Zinsanteil von Ländern mit Importüberschüssen wie Griechenland, Portugal usw., denen dieses Geld dann fehlt. Gleichzeitig werden deren Zinslasten wegen der negativen Rückzahlungsprognosen erhöht, da die Banken das Risiko abgegolten aber wollen, das in Wahrheit systemimmanent ist.
Dramatisch verstärkt wird der Effekt durch den Zinseszins, der die Schulden exponentiell steigen lässt und somit das Ungleichgewicht Geldproduzent vs. Geldkonsument verstärkt.
Ein gesundes Geldsystem muss ohne exponentielles Schuldenwachstum auskommen und die Realwirtschaft muss stabil abgebildet sein. Geld darf nicht als Schulden produziert werden sondern muss als positiver Wert ins System eingebracht werden.
Unterm Strich halte ich das Geld, das wir derzeit haben in dem System, das wir derzeit betreiben für die größte Bedrohung der westlichen Zivilisation des laufenden Jahrhunderts.
(*)Ausnahme: Nationalbanken produzieren Geld um damit eigene Bedürfnisse zu finanzieren. Dieses Geld wird positiv produziert.