Zum Begriff der Normalität

Die Forderung nach "Normalität" (und Dominanz der Normalität) ist eine Form von Usurpation der Vielfalt. Also - sozusagen eine mehr oder weniger massive Vereinfachung der Realität. Ja, genau das was nicht wenige benötigen, um Verstehen zu versuchen ....
Nein ... Weil es einfach viele unterschiedliche "Normalitäten" parallel Gab, Gibt und Geben wird ... und der Begriff inhaltlich über Zeit somit ohnehin fluktuiert ...

LG Bär
 
musst du konvertieren bruda, allah erlaubt mann alles ... :up:
nicht nur konvertieren, ich denke, ich müsste auch auswandern......... in Länder, in denens keinen Heurigen und kein Bier gibt, befürchte ich ;-)


hm, das wär jetzt kein so grosses Problem, da gibts ja hier die BDSM-Diskussionen und -partnersuche............
 
Es gab zwar schon 2006 eine Debatte hier zum Thema, aber die will ich lieber ruhen lassen und aufgrund dieses heutigen ORF-Themas neu aufrollen: „NORMAL“ - Risiken eines Allerweltsbegriffs. Zwar ist dieser natürlich auf die aktuelle politische Debatte diesbezüglich gemünzt, aber die Experten treffen hier einige bemerkenswerte Aussagen, die weit darüber hinausgehen und auch genau unser zentrales Thema hier im EF berühren, wo die "Normalität" ja immer wieder diskutiert wird. Deswegen möchte ich ein paar Zitate aus diesem Beitrag herausgreifen:

Schnell entzündete sich eine Debatte über die Frage, wer bestimmt, was als „normal“ zu gelten hat. Der Allerweltsbegriff birgt nämlich auch viele Risiken.

„Normal“ und „Normalität“ gelten als unverdächtige Begriffe, sagt die deutsche Politikwissenschaftlerin Astrid Seville im ORF.at-Gespräch. ... „Wer bestimmt denn, was normal ist? Was ist für wen normal?“, fragt Seville, die an der Technischen Universität München Politische Theorie und Philosophie lehrt. Die Frage, was denn normal ist, hängt in erster Linie von der Person ab, die diese Frage beantwortet.... Jede Person habe eine gewisse Vorstellung davon, was in einer Gesellschaft normal sein soll. ... Gleichzeitig werde damit implizit bestimmt, was eben nicht unter Normalität zu fallen hat. ... Das habe Auswirkungen auf die Art und Weise des Zusammenlebens. ... „Wer anders denkt, ist abnormal, wer dagegen ist, ist nicht ganz bei Sinnen, wer anderes ist, gehört nicht dazu.“ ... „Wenn Sie Erfahrungen mit Ausgrenzung haben und Sie hören ständig, dass nur ein bestimmtes Verhalten normal sei, wie fühlen Sie sich dann?“, fragt Seville. ... Es sei nicht alles schwarz-weiß, bei Vorstellungen von „Normalität“ bestehe etwa eine Gleichzeitigkeit von Inklusion und Ausgrenzung.

In eine ähnliche Richtung argumentiert Martin Reisigl. Es gebe nicht „die“ Normalität, sagt der Linguist von der Universität Wien im ORF.at-Gespräch. Zu bestimmten Zeitpunkten gebe es nämlich „verschiedene Normalitäten“ für unterschiedliche Menschengruppen. Nicht selten sei aber eine bestimmte Normalität vorherrschend, die sich „später auch als Fehler erweisen kann. Normalitäten ändern sich also im Laufe der Zeit“, sagt Reisigl und erinnert etwa an die „gesunde Watsche“, die von vielen Menschen lange Zeit als „normal“ angesehen wurde. ... Wer die Normalitätsdefinition für sich in Anspruch nimmt und dabei ignoriert, dass verschiedene Normalitäten existieren, die nicht unveränderbar sind, impliziere, dass alternative Positionen abnormal sind, sagt Reisigl. ... Gegenüber den „einfachen rhetorischen Normalitätsrezepten“ sei aber Misstrauen immer angezeigt, sagt Reisigl.


Ich habe die beiden Blöcke hier nach den beiden Experten geclustert und auch die tagespolitischen Bezugnahmen dazwischen ausgeklammert.

Meines Erachtens sprechen die beiden Aspekte bei der Verwendung von "Normalität" an, die auch hier bei der Diskussion zu Erotik und Sex volle Gültigkeit haben.

Was meint Ihr dazu? Die Diskussion ist eröffnet!

Mir ist klar, daß die Begriffe "normal" und "Normalität" sehr stark der Subjektivität unterliegen. Und daß die Bewertung, was als normal betrachtet wird, und was nicht, nicht zuletzt auch dem Wandel der Zeit unterliegt.

Im Allgemeinen gilt ja das als normal, was zur gegebenen Zeit die Mehrheit der Menschen macht und als richtig und anständig betrachtet. Oft ist es das Resultat dessen, was von "Oben" als eine Art "Stein der Weisen" verkauft wird. Meist, um aus der Torheit der Masse Kapital zu schlagen. Das muß gar nicht immer nur in Form von Vorschriften und Gesetzen stattfinden. Nicht selten haben bewußt propagierte Modeerscheinungen die gleiche oder eine noch größere Wirkung. Weil die Menschen beeinflußbar sind. Der eine stärker, der andere schwächer. Aber insgesamt viel zu stark, nach meiner Erfahrung.

Hier rede ich aber nicht so sehr vom Sexuellen und Erotischen. Weil das hält sich eh im seltensten Fall an eine Norm. :)

Für mich ist nicht vordergründig wichtig, was mehr oder weniger offiziell als normal gilt. Ich benütze lieber meinen eigenen Kopf. Auch wenn das in manchen Situationen Nachteile birgt. Und wer kann schon sagen, daß nicht auch Mitläufer früher oder später für ihre Feigheit zahlen müssen.

Was die Sexualität betrifft

Das Lieblingsthema vieler! :giggle:

gibt es bei einigen Menschen Probleme mit dem Begriff "Normalität", wenn sie mit mehr oder weniger extremen/ außergewöhnlichen/ grenzwertigen/ perversen Praktiken partout auch als "normal" gelten wollen, obwohl sie es gewiss nicht sind, aber zu wenig Selbstwertgefühl aufweisen, um zu ihrer Abnormalität stehen zu können.

Hier kann ich es gerne zugeben: Meine erotischen Vorlieben und Fantasien weichen eindeutig zu sehr von den gewohnten Maßstäben ab, als daß ich sie - ehrlicherweise - als normal ansehen könnte. So gesehen kann ich - in diesem Bereich - auch selber nicht als normal gelten. Und ich akzeptiere das auch.

Trotzdem würde ich nicht in der Öffentlichkeit mit einem Schild mit der Aufschrift "Windel-Fetischist" herumlaufen. Wenn Ihr versteht, was ich meine. Da herrscht bei mir sogar größte Verschwiegenheit. Ich bin da wirklich feig. Immer funktioniert das eben nicht so gut, das mit dem Rückgrat und Selbstwertgefühl. :sneaky:
 
Da stehen noch viel ärgere Sachen drin!

Externe Inhalte von YouTube
Dieser Beitrag beinhaltet externe Inhalte von YouTube. YouTube könnte Cookies auf deinem Computer setzen bzw. dein Surfverhalten protokollieren. Mehr Informationen zu Cookies und externen Inhalten findest du in unserer Datenschutzerklärung.
Möchtest du die externen Inhalte laden?
 
Normalität bezeichnet in der Soziologie das Selbstverständliche in einer Gesellschaft, das nicht mehr erklärt und über das nicht mehr entschieden werden muss. Dieses Selbstverständliche betrifft soziale Normen und konkrete Verhaltensweisen von Menschen. Es wird durch Erziehung und Sozialisation vermittelt.[1]

In der Psychologie bezeichnet Normalität ein erwünschtes, akzeptables, gesundes, förderungswürdiges Verhalten im Gegensatz zu unerwünschtem, behandlungsbedürftigem, gestörtem, abweichendem Verhalten.[2]
Normalität ist das, woran man gewöhnt wird. Normal ist man dann, wenn man gewünschtes Verhalten zeigt. Unabdingbar für dieses Konzept von Normalität sind weiters die Begriffe "das Gute" und "Tugend". Beides bezeichnete in ihrer ursprünglichen Bedeutung eher so etwas wie "Tauglichkeit", bzw. die "Einübung", oder das "Eingewöhnen" in die "Tauglichkeit". Man muss diese Gedanken nur konsequent zu Ende denken. Man kann sich auch kurz mit Foucault und seiner Sicht auf die Begriffe "Macht" und "Herrschaft", sowie auf die Psychiatrie beschäftigen. Der Begriff "Normalität" ist immer gefährlich.
 
Externe Inhalte von YouTube
Dieser Beitrag beinhaltet externe Inhalte von YouTube. YouTube könnte Cookies auf deinem Computer setzen bzw. dein Surfverhalten protokollieren. Mehr Informationen zu Cookies und externen Inhalten findest du in unserer Datenschutzerklärung.
Möchtest du die externen Inhalte laden?
Nur das AT hat das Christentum längst schon abgelegt und auch die Kreuzzüge längst abgelehnt. Der Koran ist jedoch gültig mit jedem Wort und Beistrich und gehört zur dort Normalität weil es Norm ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Nur das AT hat das Christentum längst schon abgelegt und auch die Kreuzzüge längst abgelehnt. Der Koran ist jedoch gültig mit jedem Wort und Beistrich und gehört zur dort Normalität.

keine frage, dass das christentum in der entwicklung weiter ist, was die ablehnung gewaltbereiter, fundamentalistischer und ausgrenzender tendenzen betrifft. wir haben vor allem das zeitalter der aufklärung mit seinen massiven auswirkungen bis heute für das christentum und unseren kulturkreis schon hinter uns. das hat im rund 700 jahre jüngeren islam so noch nicht stattgefunden. nur: gerade wenn ich mir die heutigen entwicklungen - auch die diskussionen hier - so anschaue, dann kann ich deine pauschalaussage für "das christentum" so sicher nicht unterschreiben. das pendel schlägt derzeit wieder ziemlich stark in die andere richtung aus.
 
keine frage, dass das christentum in der entwicklung weiter ist, was die ablehnung gewaltbereiter, fundamentalistischer und ausgrenzender tendenzen betrifft. wir haben vor allem das zeitalter der aufklärung mit seinen massiven auswirkungen bis heute für das christentum und unseren kulturkreis schon hinter uns. das hat im rund 700 jahre jüngeren islam so noch nicht stattgefunden. nur: gerade wenn ich mir die heutigen entwicklungen - auch die diskussionen hier - so anschaue, dann kann ich deine pauschalaussage für "das christentum" so sicher nicht unterschreiben. das pendel schlägt derzeit wieder ziemlich stark in die andere richtung aus.
Eines verbindet alle der sogenannten Glaubensgemeinschaften, die Anderen sind immer die doofen.
Folglich sitzen alle im gleichen Boot. :mrgreen:
 
Ich kenne mich jetzt nicht mit jeder Religion aus, aber offiziell bin ich als Person für jede nicht " normal".
Wobei, wenn der der Geschichte glauben darf, hat es immer schon so abnormale Personen wie mich gegeben.
Immer schon?
Ist es denn dann noch abnormal?
 
Zurück
Oben