25 Jahre danach ...

C

Gast

(Gelöschter Account)
In ein paar Stunden ist es soweit ... 25 Jahre nachdem ein paar Sekunden zögern und eine Kette von selbstherrlichen Fehlentscheidungen eine Katastrophe herbei geführt haben. Eine Katastrophe, deren Vertuschungsversuche wahrscheinlich noch mehr Menschen das Leben gekostet haben als man sich vorstellen möchte.

Angesichts der neuerlichen Aktualität (obwohl diesmal wirklich "höhere" Gewalt der Auslöser war) ... sollte man nochmal zurück denken.

Wie habt ihr diesen Tag damals in Erinnerung ?
 
Ich war noch nicht auf der Welt, finde es aber schlimm, dass es jetzt heißt: Fukushima übertrifft Tschernobyl!!!

Die wirklichen Folgen werden wir in den nächsten Jahrzehnten "bewundern" können! Ein Drama für diese vielen Leute, die teilweise nicht einmal flüchten können/wollen. Wohin auch. Der kleine Teil von Japan, der besiedelbar ist, ist längst überbevölkert! Und der echte Grad der Verseuchung(auch des Meeres inklusive Meeresbewohner) wird uns wohl vorenthalten.

Zuviel mag ich nicht darüber nachdenken, denn dann wird mir schlecht........
 
An den Tag des Unglücks selbst gar keine.

An den Tag 3 Tage später schon.

Ich habe mich nicht gefürchtet, aber ich dachte mir:
So, jetzt haben sie ES.

Ich war entsetzt, zornig, traurig in einem.

Nochmals einige Zeit später. Die Bilder vom Reaktor.

- Schaudern -

Und.
Jetzt werden sie's wohl begriffen haben. Wir haben das nicht im Griff.

Ich war im Irrtum. Leider.
 
Das wird wohl auch dieses Mal wieder der Fall sein, befürchte ich!

Was mich an der sowjetischen Katastrophe so erschüttert hat (und es immer noch tut - obwohl man im Deutschen nicht tun tut) war, dass es das Ergebnis eines absichtlich durchgeführten Experimentes war. KEIN Unfall.

Bleibt zu hoffen, dass wenigstens dieser Wahnsinn mit der segensbringenden Sowjetunion ein Ende gefunden hat.

Wen´s interessiert: http://www.angelfire.com/extreme4/kiddofspeed/index_de.html
 
Was mich an der sowjetischen Katastrophe so erschüttert hat (und es immer noch tut - obwohl man im Deutschen nicht tun tut) war, dass es das Ergebnis eines absichtlich durchgeführten Experimentes war. KEIN Unfall.

Stimmt. Aber auch wieder nicht.

Hauptsächliche Ursachen:
Kompetenzfehler, Ausbildungslücken, Geheimhaltung, Fehlkonstruktion des Reaktors

Tatsächlich eine Verkettung von unglückseligsten (auch nicht Deutsch) Entscheidungen aufgrund von s. o.

Start des Experiments - 36 Sekunden! - Bumm.

http://www.reyl.de/tschernobyl/
http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe_von_Tschernobyl

und eine gute Doku
http://nuoviso.tv/dokumentationen/wirtschaft/288-die-wahre-geschichte-von-tschernobyl

Fehler über Fehler.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das wird wohl auch dieses Mal wieder der Fall sein, befürchte ich!
Befürchten? Du kannst ruhig davon ausgehen, dass es so sein wird.

In diesen Tagen vor 25 Jahren war das Szenario doch genau das gleiche: erst der Schock, dann das Mitleid mit den unmittelbar Betroffenen, dann die Sorge um unsere Gegend, war ja doch ein Stück näher damals, und die üblichen Phrasen von offizieller Seite .....

Unter dem ersten Eindruck nicht enden wollende Absichtserklärungen, betreffend Sicherheitsvorkehrungen, betreffend Abbau der Atomenergie, betreffend dies, betreffend das. Wie vorhersehbar - es ist bei der Absicht geblieben. Okay, man hat die Sicherheits-Standards ein wenig angehoben, aber - wie man in den vergangenen 25 Jahren nicht nur einmal erleben durfte: man hat sie bei weitem nicht genug angehoben.

Hinzu kommt, dass die überhebliche Meinung, "die Sache im Griff" zu haben, halt auch zu Sorglosigkeit und Schlamperei verleitet, wie man ja auch in Fukushima feststellen konnte. Das Problem war ja nicht das Erdbeben, und nicht einmal der Tsunami hätte zu einem derartigen Problem werden müssen, wenn man bei den Sicherheits- und Schutzeinrichtungen halt mehr als nur das Notwendigste gebaut hätte. Wäre halt um einiges teurer gekommen, hätte sich aber gelohnt.

Hätte, wäre, würde ..... heute wird's ihnen ohnehin leid tun. Aber hinterher kann man es nicht mehr ändern.

Und so wird es halt im Endeffekt dabei bleiben, wie es immer schon war. Die Aufregung wird versiegen, und es wird weitergehen wie bisher. Nehmen wir ruhig unsere deutschen Nachbarn als Gradmesser und warten wir ab, was von den großartigen Anti-Atom-Plänen über bleibt. Viel wird's nicht sein. Reden wir in einem Jahr weiter ....
 
In ein paar Stunden ist es soweit ... 25 Jahre nachdem ein paar Sekunden zögern und eine Kette von selbstherrlichen Fehlentscheidungen eine Katastrophe herbei geführt haben.

ich bin schon älter als 25....
 
das Ergebnis eines absichtlich durchgeführten Experimentes

Noch ein paar Worte dazu.

Ein notwendiges Experiment, dass man allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht durchführen hätte dürfen.

Ich muss testen, was mit meiner Maschine passiert, wenn der Strom ausfällt.

Was mich so entsetzt, ist, anderswo in der Sowjetunion schon bekannt, daß eine Notabschaltung bei Erhöhung der Temperatur im Reaktorkern bei diesem Reaktortyp unweigerlich zu einem GAU führen muss.

Und niemand hat es für nötig befunden, dies den Operatoren von Tschernobyl mitzuteilen.
 
ich fürcht auch dass keine der tragödien, weder tschernobyl noch fukushima, in nächster zukunft irgendeine änderung bewirken wird. bei tschernobyl ist ja tatsache, dass es wenig bis keine auswirkungen gehabt hat, was alternative energie betrifft. und das entsetzliche ist, dass es jetzt nicht viel anders sein wird.
an die kathastrophe vor 25 jahren erinner ich mich, dass sie entsetzen und ein gefühl der ohnmacht in mir ausgelöst hat. entsetzen, weil ja nicht klar war, welche auswirkungen da wirklich auf die welt zukommen und entsetzen vor allem darüber, was die unmittelbar betroffenen alles erleiden mußten. ohnmacht, begründete anscheinend, weil die informationen ungenügend waren und es ja wirklich nichts getan wurde, um die dinge zu ändern.
ich würd mir wünschen, dass geldgier, überheblichkeit und gewissenlosigkeit von einigen wenigen, in zukunft nicht soviel leid und elend über viele bringt.
 
Und niemand hat es für nötig befunden, dies den Operatoren von Tschernobyl mitzuteilen.

m.b.W. war es bekannt, aber der leitende Ingenieur hat es trotzdem riskiert, weil er einen Karriereschub bewirken wollte. Aber was ist schon wahr ?
 
m.b.W. war es bekannt, aber der leitende Ingenieur hat es trotzdem riskiert, weil er einen Karriereschub bewirken wollte. Aber was ist schon wahr ?

Das wußte ich nicht. Das schlägt allerdings dem Fass den Boden aus! (Was ja auch passiert ist)

Es gibt rund um diese Katastrophe so einiges, was für mich, der ich in westlichen Demokratie lebe, völlig unbegreiflich ist.

Sie haben ihren GAU und melden ein kleines Lagerfeuer nach Moskau? Ja was haben's denn gedacht? Knecht Ruprecht wird's schon richten?

Warum sie den Test nicht verschoben haben, wäre doch beim Hochfahren wieder möglich gewesen. Ich mach so etwas nicht mit einem Lehrling.

Der Chefoperator möchte abbrechen und hat nicht die Kompetenz dazu, aber die Verantwortung trägt er schon?

Vom Kontrollzentrum aus ist kein Blick auf die Anlage aussen möglich? Geht doch mit Kameras.

Und, und, und ...

Ich bin ein Sicherheitsfanatiker, das gebe ich schon zu. Hat mir in der Wirtschaft immer wieder geschadet.

Aber ich kann doch nicht bei einem Atomreaktor so handeln, als wäre es ein Zimmerofen.

Mit Statistik hatte ich als Programmierer so einiges zu tun.
Was ich in der Gegenwart nicht verstehe, ist, daß mit statistischem Material gearbeitet wird, wofür es genau genommen keine verläßlichen Zahlen gibt. Ein Unfall in 1 Million Jahren, wenn ich das schon höre! Der Unfall kann und wird innerhalb von 50 Jahren eintreten. Weil die Komponente Mensch einfach fehlerhaft ist. Wir sind keine Maschinen, die bloß ausleiern.

Barroso hat vor ca 1 1/2 Jahren gesagt, daß Atomenergie die sauberste und billigste bekannte Energieform ist.

Wie kommt er auf den Blödsinn. Kein Mensch weiß bis heute wohin mit dem Abfall. Und was es kosten wird.

Ich habe gegen Atomenergie und Atomwaffen demonstriert. Zusammen mit Hunderttausenden Menschen.
Und dann kam meine Karriere, und Stress und Sorgen, jedenfalls keine Zeit mehr für Demonstrationen, Aktionen, Projekte. Ich frage mich oft, ob die Karriere so wichtig war, angesichts möglicher GAUs in Europa. Jedesmal wenn ich an einem AKW vorbeigefahren bin, haben sich meine Nackenhaare gesträubt und ich dachte: nur weg von hier. Ich hatte eine Wohnung ein paar km von Neckarwestheim entfernt. Ich habe gewechselt, nur damit ich dort wegkomme. Nun Nellingen ist ca 40km weit weg. Völlig irrational angesichts des Potentials eines AKW-Unfalls.

Sind wir wirklich nur Stimmvieh? Oder doch der Souverän?
 
Wie habt ihr diesen Tag damals in Erinnerung ?

Herrliches Wetter, ich grad irgendwo in Kärnten auf Kundendienst unterwegs und mir war's (Gnade der unbeschwerten Jugend) sowas von wurscht aber auch. Viel mehr hat mich interessiert ob ich am Freitag rechtzeitig zur Disco wieder z'haus bin.

Generell: da die Menschheit, wie die Historie beweist, maximal im Zeitlupentempo in der Lage ist aus Fehlern zu lernen, wird sich so schnell auch nix ändern ... :roll:
 
Ich habe den Tag damals verschlafen... :oops:

Ich war in der BRD wohnhaft, die nicht so stark betroffen war wie Österreich und habe erst durch ein Telefonat mit der Familie am nächsten Tag erfahren, dass es einen GAU gab... und ganz ehrlich - ich war bis zu diesem Tag kein Atomkraftgegner.. ich dachte wirklich, dass man den Wissenschaftlern trauen kann, die meinten, es sei ein minimales Risiko - es könnte nicht wirklich was passieren... Tschernobyl hat mich zum Nachdenken gebracht... und aufwachen lassen...

Hanau, das damals noch in Betrieb war, lag nicht mal 100 km weit weg... Das Zwischenlager in Gorleben hat damals (wie auch heute noch) Proteste hervorgerufen... später dann die Sitzblockaden gegen die Castor-Transporte ... und dennoch gibt es immer noch genug Länder, die den Ausbau der Atomenergie forcieren... offensichtlich in der Hoffnung, dass nichts passieren wird... dabei muss es nicht mal eine Naturgewalt sein - es reichen Fehlentscheidungen von Menschen..
 
An den Tag selbst kann ich mich nicht erinnern. Das wurde ja am Anfang versucht geheim zu halten. Aber dann....Warnungen vor Pilzgenuss, Spielen im Freien...und ....und ....und. Ich weiß noch wie trotz aller Warnungen die Kinder weiterhin auf der Wiese gespielt haben.
 
Wie habt ihr diesen Tag damals in Erinnerung ?


Es war damals herrliches Frühlingswetter und ich habe die nachmittage im Freien in NÖ verbracht. Wahrscheinlich waren damals verlängerte Osterferien für Studenten, sonst wäre ich ja in Wien gewesen.

Am Anfang wurde beschwichtigt, dass die radioaktive Wolke nur die baltischen Staaten überquert. Es wurde bald klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, nachdem die Sowjetunion sonst vieles wie z.Bsp. Flugzeugabstürze geheim hielt. In Erinnerung sind mir die ORF Auftritte des damaligen Gesundheitsministers Kreutzer, wo er vor dem Genuss von Milch und Pilzen warnte.
 
Falls das hier noch nicht genannt wurde: Gestern sah ich auf 3sat eine einmalige Reportage zu diesem "Jubiläum". Sie endete leider zu spät, als dass ich sie mir bis zum Schluss ansehen konnte.

Wir sprachen heute in der Arbeit darüber, wie es sein kann, dass solch eine Kettenreaktion nicht in den Griff zu kriegen sei und dass die Errichtung eines "einfachen" Betonbunkers 1,6 Milliarden verschlingt.

1986 war ich erst 16 und verfolgte das Weltgeschehen mit minderem Interesse. Damals hieß es für den Osten Österreichs, man solle vom Brocken der Schwammerl absehen und - so glaube ich mich daran zu erinnern - frisches Gemüse meiden.

Die rund 500.000 Liquidatoren vermieden einen noch größeren Unfall, der halb Europa von seinem angestammten Platz vertrieben hätte.

Ihnen allen gebührt so wie den selbstlosen Einsatzkräften in Fukushima höchste Anerkennung. Viele davon bezahlen mit ihrem Leben unter Schmerzen.
 
ich fürcht auch dass keine der tragödien, weder tschernobyl noch fukushima, in nächster zukunft irgendeine änderung bewirken wird.

Der Grund dafür ist der, dass die Energiegewinnung aus der Kernspaltung rund 10 hoch 40 mal effizienter als die allfällige Nutzung von Gravitationskraft, Gezeitenkraft, Solarkraft, Windkraft... ist - und die Schwerkraft ist für uns schon stark genug.

Mein Vorbild brachte das einmal so schön für jedermann verständlich näher.
 
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