Zur Natur des Menschen scheint es zu gehören, sich über seine Natur permanent hinwegzusetzen.
Was den Menschen als Teil der Natur betrifft, so glaube ich, dass das Schicksal des Menschen gerade darin besteht, sich eben über seine Natur
nicht hinweg setzen zu können, ohne dadurch bleibenden Schaden zu nehmen. Dass ein Mensch mit gleichgeschlechtlicher Präferenz also im Grunde seines Wesens nur zu einem glücklichen Menschen werden kann, wenn er seine angeborene Sexualität auch offen und anerkannt ausleben kann. Das sollte beim heutigen Stand menschlichen Wissens auch in konservativen Kreisen bekannt sein. Das Recht jedes Menschen auf ein glückliches Beziehungsleben sollte ohnehin außer Frage stehen.
Ich meine daher, dass die konsequente Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften zwangsläufig dazu führen
muss, dass man auch diesen Partnerschaften die staatliche Anerkennung als Ehe nicht verwehrt. Wenn manchmal argumentiert wird, dass rechtliche Gründe dagegen sprechen würden, herkömmliche Ehen und gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften gleichzustellen, dann wäre das in meinen Augen kein Grund, diese Gleichstellung zu verweigern, sondern sollte eher Anlass sein, etwaige bestehende Hindernisse für eine Gleichstellung durch den ambitionierten Gesetzgeber zu beseitigen.
Wenn man sich einmal dazu durchgerungen hat (wie in Österreich üblich leider halbherzig), dann sehe ich trotz meiner Präferenz für traditionelle Mutter-Vater-Kind-Familien keinen rational argumentierbaren Grund, warum gleichgeschlechtliche Beziehungen bei Adoptionen benachteiligt werden sollten.
Wenn man die Pflicht der Eltern daran festmacht, dass sie dem Kind den Rahmen für eine weitestgehend sorglose und unbelastete Kindheit geben, und weiters alles in ihrer Macht stehende zu tun bereit sind, dem Kind den Start in sein eigenes Leben vorzubereiten, indem sie dessen Begabungen nach Kräften fördern und entwickeln, dann wird die Basis für die Erfüllung dieser Aufgabe in der Liebe und dem Verständnis der Eltern zu suchen sein. Sowohl Liebe als auch Verständnis sind aber unabhängig von der sexuellen Orientierung.
Natürlich gibt's in unseren Breiten nur sehr wenige Erfahrungswerte mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen und deren Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder.
Aber wenn ich auf der anderen Seite gesehen und erlebt habe, wie viele gestörte und traumatisierte Kinder aus traditionellen Familien entstammen, dann kann es bei Homo-Ehen schwerlich schlechter ausfallen.