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Ich denke einmal, dass sich die Amerikaner sicher nicht vor ihrer Verantwortung drücken werden, ich bin mir aber sicher, dass sie es wie immer falsch angehen werden - dank ihres Sendungsbewusstseins im Kampf gegen das Böse ....
Eine sinnvolle Allianz gegen die IS würde nämlich voraussetzen, dass auch die Interessensvertreter der bösen Feinde (in diesem Fall Russland und Iran) in die Abwehrhandlungen eingebunden werden. Beide Länder haben übrigens ihre Bereitschaft angedeutet, sich an der Bekämpfung der IS zu beteiligen. ....
Die USA führt die klassische Außenpolitik eines Imperiums. Wer sich dafür auf wissenschaftlicher Basis interessiert, kann das Buch "Imperien. Die Logik der Weltherrschaft vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten" von Herfried Münkler lesen. Imperien erhalten ihre Macht nicht allein durch Waffengewalt, sondern ihre Herrschaft nützt auch den Vasallenstaaten mehr oder weniger. Imperien versuchen auch SINN zu verkörpern, RECHT, ORDNUNG oder den Erhalt der Menschenrechte.
An der USA erkennt man, wie sich ein Imperium durch diese verschiedenen Ziele immer wieder in Widersprüche verwickelt - während man vorgibt, höhere Ziele zu vertreten, mischen sich immer wieder die "Notwendigkeiten" des reinen Machterhalts dazu. Die USA kann eben nicht die Menschenrechte gleichzeitig in der Ukraine und gleichzeitig in Syrien schützen, weil z.B. Rußland in beiden Fällen eine verschiedene Rolle einnimmt. Noch dazu ist die USA ein "Empire in decline", dessen erlahmende Kraft den Spielraum zusätzlich einengt.
Wir können die USA dafür natürlich kritisieren, das ist legitim. Die andere Seite der Medaille ist aber - logischerweise müßten dann wir Europäer die Aufgaben übernehmen, und es besser machen. Ich will die USA nicht zu sehr verteidigen, stellen aber die Gegenfrage: wer von uns wäre bereit, dort hinunter zu fahren, und zu kämpfen? Können wir in Österreich, Deutschland, Niederlande, Frankreich, etc. ein ständiges Eingreifkorps unterhalten, das stark genug ist, um in einer Region wie dem Nahen Osten ständig für Frieden zu sorgen? Ich erinnere daran, dass einige der Anrainerstaaten (Israel, Türkei, ...) die - neben den Supermächten - stärksten und kampferprobtesten Armeen der Gegenwart besitzen.
Ich stelle hier zwei Thesen auf: a) bei aller VÖLLIG BERECHTIGTER KRITIK an den USA - an dem Tag, an dem die USA sich aus dem Nahen Osten politisch zurückzieht, wird für uns eine Zeit furchtbarer Schmerzen beginnen; b) wir werden im Nachhinein die Zeit der Weltherrschaft der USA beurteilen müssen IM VERGLEICH zu anderen Staaten, die sich je solche Macht anmaßten oder anmaßen werden. Nicht "war die USA gerecht und gut" sondern "wer war die am wenigsten schlimme Weltmacht".
...Wenn man bereit wäre, auch die geopolitischen Interessen der anderen Staaten als legitim anzuerkennen, dann wäre es wesentlich leichter, ....
Siehe oben, wenn man zynisch wäre würde man sagen, die USA anerkennt die anderen Interessen, kümmert sich aber nicht um sie....