Jetzt musst ich erst mal länger nachdenken, wo da der Hund begraben liegt.... clever formuliert.
Kann's nicht auch umgekehrt sein? Dass gerade das Klammern an die Wissenschaft für sich selbst die Illusion aufrecht erhalten soll, alles berechnen zu können und alles im Griff zu haben? ...
Es kann sicher auch umgekehrt sein - aber anders als du darstellst. "Wissenschaft" unterliegt klaren Regeln, Methoden etc. Für Einige Beruf für Andere Berufung... Und sie ist frei. Besonders befreit und frei zu halten. Aber das eigentlich Schöne an ihr ist: Transparent, wiederholbar, diskutierbar. Der Diskurs, das Infragestellen, Bestätigen und Ablehnen, Weiterdenken, Weiterentwickeln ... ist systemimmanent.
Das bietet keine Ideologie, keine Religion.
Was du ansprichst und offenbar meinst ist das "(Technisch- Natur-)Wissenschaftliche Weltbild". Aber das Modell, das du hier anbietest ist mehr als veraltet und erscheint eigentlich nur mehr in der Tagespresse. Wissenschaft bewegt sich idealerweise im Grenzland des Wissens und Könnens - und genau dort gilt es Erkenntnis und Wissen zu generieren, kreativ zu sein. Da gibt es keine Kontrolle über Alles. Jede der fachlichen wissenschaftlichen Gruppen (Geistes- Sozial- Medizinische- Life- und wie sie alle heißen) ist heute im Raum des Risikos, der Unbestimmbarkeit, der Komplexität angelangt. Eher nähern sie sich dem Indeterminismus wie er in den fernöstlichen Gedankengebäuden zu finden ist als in den deterministischen europäisch-mediterranen Denkwelten.
Aber du hast völlig Recht - es ist eine absolute Illusion, alles im Griff haben zu können. Und es ist wirklich wert und würdig zu schauen, welche Ideologien derzeit so Dinge wie Lebenspläne, Planbarkeit, Machbarkeit, garantierte Erfolgsmodelle und ähnlichen Nonsense verbreiten....
... Kommt es im Endeffekt nicht auf das gleiche hinaus, ob man sein Leben unter die Macht eines Schicksals stellt, oder ob man sich auf nicht beeinflussbare biochemische oder neurobiologische Vorgänge beruft?
Nein. Es kommt nicht auf das Gleiche heraus. "Schicksal" ist weder überprüfbar und nur bedingt messbar und experimentell überprüfbar. Sagen wir einfach locker: Gegen Schicksal gibt es keine Medikamente. Selbst Beten hilft bekannterweise nur bei einer homöopathisch kleinen Menge im Ganzen. Wahrnehmung und Bewertung und Umgang mit Schicksal und Gestalten im eigenen und auch anderen Leben - das ist zugänglich, beeinfluss- und bis zu einem gewissen Grad kontrollierbar - und vor allem kann es aktiv trainiert und geübt werden (mentales Training / Coaching).
des sind ganz unterschiedliche Paare Schuhe.
ein wenig polemischer: Wisschenschaften und Wissenschaftlichkeit haben die Menschen befreit. Waren aktives Gestalten. "Schicksal" und Schicksalsgläubigkeit erzeugt Unfreiheit, falsche Dogmen, auch den ganzen new-age-Unfug z.B.
Ich bleibe dabei: die menschliche Wahrnehmung von Schicksal liegt in der Wahrnehmung und Bewertung von an sich ganz trivialen Rahmenbedingungen. Dass in einer Katastrofe viele Menschen sterben können, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Welche unter ihnen überleben, welche nicht - ist Zufall. Nicht Schicksal.