Ich kann nur bedingt etwas dazu sagen, vor allem bezogen auf den ersten Teil der Fragestellung.
BDSM (oder das Bedürfnis nach Unterwerfung/Dominanz) kann etwas mit früheren Erlebnissen zu tun haben, muss es aber nicht zwingend. Ich müsste schon sehr viel Fantasie aufwenden, um entsprechende Erlebnisse bei mir zu finden, die zu meiner devoten Ader geführt haben. Ich hatte eine glückliche Kindheit und ein familiäres Umfeld, in dem ich größtenteils verletzungsfrei meine Kindheit verbracht habe. Natürlich könnte man nun suchen und irgendetwas hervorkramen, das meine devote Ader erklärt, so wie man immer etwas findet, das man als Wurzel annehmen könnte. Die Frage ist nur inwiefern es stimmt. Bei mir hat sie sich eher als lebensbereichernd dargestellt, auch wenn ich einige Jahre gebraucht habe, um sie mit meinen unbewusst übernommenen Männerbild in Einklang zu bringen (holt mich auch heute noch gelegentlich ein). Manchmal hat man eben etwas in sich, das sich nicht analytisch erklären lässt und das dem Bild von Ursache und Wirkung nicht entspricht.
Aber natürlich, als devoter Mensch begegnet man dominanten Frauen und Männern, die genauso ihren charakterlichen Schwächen unterliegen und ihre eigenen Unzulänglichkeiten über die dominante Ader ausleben. Wenn man damit sehr unreflektiert umgeht, kann man dem devoten Part auch schaden (was übrigens vice versa genauso gilt, nur mitunter etwas subtiler). Es kommt auch gar nicht so selten vor, dass in einem Menschen zwar Dominanz vorhanden ist, aber keinerlei Führungsqualität. Vielleicht muss man sich als devoter Mensch mit Sehnsucht, sich jemand zu unterwerfen, immer daran erinnern, dass wir mit Menschen und ihren Schwächen zu tun haben und nicht mehr in jemand reininterpretieren, als dieser Person tatsächlich möglich ist.
Leider gibt es kein Patentrezept wie man wieder vertrauen kann, wenn man in der Vergangenheit enttäuscht wurde. Man kann nur seinem eigenen Tempo gerecht werden, wenn es um Vertrauensaufbau geht. Und wenn man diesbezüglich starke Vorbehalte und Ängste hat, muss man sich entsprechend langsam annähern. Man braucht halt einen Menschen, der mit dieser Vorsicht oder anfänglichen Reserviertheit umgehen kann. Letztendlich hat man aber keine Wahl. Das Leben und die Sehnsucht nach anderen wird einen im Endeffekt vorantreiben und aus seinem selbst gewählten Rückzug hervorholen. Leichter ist es, wenn man die Schritte bewusst geht, auch wenn sie vielleicht eine Zeit lang vorsichtig bleiben und es sich schwer anfühlt.