Allerdings halte ich auch das Umlagesystem nicht wirklich für auf lange Sicht gesehen für stabil.
Das Umlagesystem ist die logische Fortsetzung der familienorientierten Altersversorgung, wie es sie auch bei uns bis ins 20. Jahrhundert gegeben hat. Pensionsanspruch hatten nur Beamte, alle anderen waren auf die Familie angewiesen.
Geschichten mit Geschichte: Als es noch keine Pensionen gab
In der Landwirtschaft war das einfach geregelt. Der Altbauer ist ins Ausgedinge gegangen und wurde vom Übernehmer des Hofes (erben) erhalten.
Das Ausgedinge spielt auch heute noch eine Rolle. Auch beim Besitzbürgertum oder beim Adel mussten die Eltern nicht verhungern. Anders war die Situation beim Industrieproletariat, das im 19. Jahrhundert entstanden ist. Ebenso waren unvermögende Menschen ohne fürsorgliche Verwandtschaft anno dazumal schlecht dran. Im besten Fall für sie gab es in ihrer Gemeinde ein Armenhaus. Vermögende Menschen (Rentiers) konnten von ihren Ersparnissen gut leben, aber mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg auch sie oft in die Armut.
Daher war die Einführung einer umlagefinanzierten Altersversorgung ein großer Schritt. Nicht mehr der Einzelne sorgt für seine Eltern, alle Verdiener zahlen (oder sollten zumindest) in den Pensionstopf, aus dem die Pensionen gespeist werden. Und dieses System ist so lange stabil, solange es genügend arbeitswilligen Nachwuchs gibt. Und eine wirtschaftliche Situation, in der genügend Arbeitsplätze vorhanden sind.
Kapitalbasierte Systeme als die bessere Lösung anzupreisen, das geht an der Realität vorbei. Kapital kann längst nicht mehr risikoarm angelegt werden, ohne dass durch schlechte bis gar keine Verzinsung über die Jahre des Ansparens ein massiver Wertverlust entsteht. Besserung ist nicht in Sicht, denn dieser Verlust für den Sparer ist gewollt. Auf diese Weise finanzieren die Herrschenden ihre Schuldenpolitik.
Aber könnte ein kapitalbasiertes Versorgungssystem überhaupt eine Lösung zur Altersversorgung - unabhängig von Demographie und zukünftiger Wirtschaftsentwicklung sein? Ich behaupte NEIN. Und wer intensiv darüber nachdenkt, der wird mir zustimmen. angespartes Geld (egal in welcher Art gespart) ist nur eine Zahl in den Büchern. Oder ein Haufen Papier, wenn ich der Bank nicht traue und es daheim aufbewahre.
In Wahrheit haben die "Alten" immer von der Wertschöpfung der "Jungen" gelebt. Wenn nicht ausreichend "Junge" gezeugt worden sind oder wenn die jüngeren Generationen nur von "bedingungslosem Grundeinkommen" und Selbstverwirklichung träumen, dann wird kein System funktionieren. Das Brot, das ein Pensionist heute essen will, das muss heute gebacken werden.