Ich würde es zwar begrüssen, kann mir aber nicht vorstellen, dass sich in Zukunft auch in Österreich Lehrer aktiv (!) um ihren Posten bewerben müssen - und zwar unter Vorlage der Dokumentation ihrer Lehrmethoden bzw. ihrer Interpretation des Lehrplanes UND sich nach einem Jahr einer Beurteilung stellen müssen, die sie ganz klar auch die Lahrstelle kosten kann.
Das mit der aktiven Bewerbung muss man ohnehin jetzt schon machen, da zumindest der Stadtschulrat in Wien nicht in der Lage ist trotz akuten LehrerInnenmangels die eingegangenen Bewerbungen auch freie Stelle zuzuteilen. Im Endeffekt müssen die KandidatInnen ohnehin zu den jeweiligen DirektorInnen fahren und sich vorstellen. Das an sich wäre ja nicht schlecht, macht aber nur Sinn, wenn es dann auch eine tatsächliche Schulautonomie gäbe.
Die Dokumentation der Lehrmethoden im Vorhinein halte ich für mäßig sinnvoll. Didaktische Modelle müssen auf die entsprechenden Klassen abgestimmt werden. Im Vorfeld anzugeben was und wie man unterrichten will, ist bestenfalls ein nettes Vorhaben, sagt dann aber über die tatsächliche Praxis und Handhabbarkeit wenig aus. Man dokumentiert damit bestenfalls während welcher pädagischen Welle man seinen Abschluss gemacht hat und vielleicht noch, ob man sich ein bisschen am Laufenden gehalten hat. Hinzukommt, dass JunglehrerInnen keinerlei Vorkenntnisse im Unterrichten haben. Nach einem Lehramtsstudium an den Unis hat man zwar ein wenig an didaktischer und pädagogischer Theorie mitbekommen, scheitert aber oft schon an so praktischen Dingen, wie einer Jahresplanung für den Unterricht. Wenn ihnen dann auch noch die Praxiserfahrung fehlt, dann kann bei einer Unterrichtsmethodenangabe wirklich nur mehr eine Absichtserklärung raus schauen.
Die Frage ist natürlich auch, was man dann mit abgelehnten Lehrern macht. Noch mehr fertige Akademiker in Umschulung schicken? Vielleicht wäre es wirklich sinnvoller, wie auch Lissmann im Club2 gemeint hat, die pädagogische Ausbildung als Postgraduate - also nach einem abgeschlossenen Studium - anzubieten. Dann könnten wir zumindest sicherstellen, dass die Lehrkräfte fachlich das Level der anderen Absolventen teilen (so weit da eben Einheitlichkeit herrscht). Dann muss aber auch wiederum klar sein, dass sie wesentlich mehr verdienen müssten...
ch bin da ganz bei dir, inkompetente Lehrer sollten in unseren Schulen nichts verloren haben. Aber brauchen wir für eine solche Selbstverständlichkeit ein Volksbegehren? Allgemein gehaltene Forderungen wie "Wir brauchen PädagogInnen nach entsprechender Auswahl und mit ausgezeichneter Ausbildung" würde ich mit no na kommentieren. Was ich nämlich nicht gefunden habe, das ist die Forderung nach einer wirkungsvollen Leistungskontrolle für alle Schulen. Zentral verantwortete Abschlussprüfungen für alle Schulen (bisher nur für die Matura angedacht) und daraus abgeleitet Sanktionen gegen Blindgänger in der Lehrerschaft. Und für die Durchsetzung der notwendigen Änderung des Lehrerdienstrechtes wäre sicher ein Bildungsvolksbegehren hilfreich. Aber der Lehrergewerkschaft ist vermutlich auch Volkes Wille reichlich schnuppe.
Eigentlich liegt es mir fern die LehrerInnen in Schutz zu nehmen, aber was die Sache mit der Inkompetenz betrifft, sollte man die Forderung wohl ausweiten. Inkompetenz sollte generell nicht geduldet werden und zwar nicht nur bei den LehrerInnen. Das sollte in jedem beruflichen Umfeld eine Selbstverständlichkeit sein. Tatsache ist, dass es aber überall inkompetente Leute gibt, da können die LehrerInnen wohl keine Ausnahme bilden - der Wunsch danach ist natürlich eine andere Sache...
Ganz kurz zum pädagogischen Konzept des Anschreiens der Kinder durch JunglehrerInnen, die eigentlich voller Elan sein sollten - ich glaube, du hast davon erzählt, falls nicht tut's mir leid, ist aber ohnedies nicht persönlich gemeint: Die Studienbedingungen in Österreich sind katastrophal. Der Elan wird einem an den Hochschulen ausgetrieben, weil man sich damit wirklich nur selbst frustriert... Davon abgesehen, sind JunglehrerInnen oft einfach überfordert, wenn sie zum ersten Mal in einer Klasse aus 30 SchülerInnen stehen und unterrichten sollen. Die lieben Kleinen wissen auch sehr gut, dass bei JunglehrerInnen oft mehr durchgeht und benehmen sich auch dementsprechend! Schreien ist natürlich kein didaktisches Konzept und auch als solches sicherlich von den beiden angesprochenen Lehrerinnen nihct geplant, lässt sich aber nicht immer vermeiden, vor allem wenn der Lautpegel in der Klasse auf Einflugschneisenlevel steigt.
Zur zentralen Leistungskontrolle: Vor weg, ich halte nichts von zentralen Leistungskontrollen. Mir ist eine derartige Autoritätskonzentration widerwärtig und suspekt. Ganz abgesehen davon, lassen sich für Kompetenzbeurteilungen nur bedingt objektive Überprüfungskriterien aufstellen, was eine echte Aussage ohnehin schon verwässter. Die Beurteilung liegt dann einfach nur anstatt bei der jeweiligen Maturakommission bei einer zentralen Stelle, die (achtung: überspitzt) nach ihrem Gutdünken urteilt.
Wir sind endlich dabei den Unterricht in den Schulen an Kompetenzen zu orientieren und nicht an der Überprüfung von Wissen. Das ist sicherlich einmal ein guter Schritt. Aber kaum haben wir den getan, führen wir eine Zentralmatura ein, die allem Anschein nach wieder zurückführen wird zur Überprüfung von Wissen. Keine Frage, es ist viel schwieriger Kompetenzen zu überprüfen als Wissen, und genau deshalb sollte man sich auch überlegen, ob eine Zentralmatura jetzt der richtige Weg ist. Freileich man könnte auch sie so konzipieren, dass die ein oder andere Kompetenz überprüft wird, aber ein sonderlich differenziertes Bild wird man nicht erhalten. Zudem habe ich die Befürchtung, dass die Zentralmatura zum Einheitsbrei und Kanon im Unterricht führen wird, weil die SchülerInnen ja bestmöglich auf die Matura vorbereitet werden sollen. Da ist die Zementierung des Unterrichts beinahe schon vorprogrammiert, das System könnte noch träger werden als das aktuelle, das bei einem Blick in die Klassenzimmer eigentlich recht dynamisch sein kann, wenn mal man den groben Rahmen (Matura, Schulsystem etc.) aus dem Blick lässt.
Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht wäre es sinnvoller eine Selbstkontrolle innerhalb des Systems zu verankern. Ich könnte mir vorstellen, dass eine gegenseitige Unterrichtsbeobachtung der LehrerInnen - gerne auch schulübergreifend - vielleicht zielführender wäre. Ersteins einmal hätten wir dann einigermaßen verwertbares Dokumentationsmaterial und andererseits wären die LehrerInnen damit zugleich in einen praktischen und wissenschaftlichen Austausch eingebunden. Nur wird das kosten - die Beobachtungsstunden müssten dann ebenso abgegolten werden wie die Besprechungen. Andereseits kostet auch eine externe Beurteilung der Matura ihr Geld. Die Frage ist, wo es sinnvoller aufgehoben ist...
Für mich das krasseste Beispiel der Missachtung des Wählers ist der Umgang mit den ungültigen Stimmen. Im Gegensatz zu den Nicht - Wählern hat der Weiß - Wähler schon eine Willensäußerung abgegeben. Nur wird die von den Parteibonzen schnell unter den Teppich gekehrt.
Die größte Sauerei daran ist, dass die ungültigen Stimmen auch noch auf die Parteien aliquot aufgeteilt werden...
Luwig Wittgenstein unterrichtete ein paar Jahre lang in einer N.Ö. Volksschule. Aus seiner Klasse entwickelten sich 3 UNI Professoren und das in den 30er Jahren des 20Jht!
Sicher, Wittgenstein gehörte zu den reichsten Österreichern und konnte den Schülern Stipendien bezahlen, aber trotzdem wird es auch an seinem Zugang zu den Kids, der Qualität des Unterrichtes und der Motivation allgemein gelegen haben.
Hm, meines Wissens nach war der gute Mann nicht unbedingt ein Vorzeigepädagoge, weil er die Kinder schlichtweg überfordert hat. Die 3 geometrisch begabten Kinder in einer Klasse zu fordern ist meiner Meinung nach wirklich keine didaktische Meisterleistung, vor allem wenn der Rest auf der Strecke bleibt. Fraglich ist auch, wie weit nicht die anderen Lehrkräfte für den Erfolg der SchülerInnen ausschlaggebend waren. Und zu guter Letzt vergessen wir dabei immer auf die SchülerInnen selbst. Es weiß ohnehin jeder, dass Kinder keine Rechenprogramme sind, die bei richtiger Handhabung den optimalen Output erzeugen, aber es wird immer wieder gerne darauf vergessen. Zumindest ab einem gewissen Alter, sind sie selbstgesteuerte Wesen. Ihr Erfolg verdankt sich eben zu einem Großteil ihrer eigenen Initiative. Im Umkehrschluss ist vielleicht auch gar nicht möglich jede
SchülerIn wirklich zu Topleistungen zu bringen...
@
crusader: Weil irgendwann einmal von einer ausbildungstechnischen Weiterbildung deines Sohnes die Rede war: ich würde mir nicht nur AHS sondern auch BHS überlegen. Wobei ohnehin irgendwo in dem Thread einmal von HTLs die Rede war. Wobei ich, weil sich darüber beschwert wurde, auch anmerken wollte, dass ich auch an einer HTL Geschichte für ein unverzichtbares Fach halte. Der Lehrplan soll ja verhindern, dass wir Technokraten und Fachfuzis heranzüchten, die sich nur auf ihre kleine Welt beschränken und auch nur von ihr eine Ahnung haben. Dass dabei die Schwerpunktsetzung der jeweiligen HTL im konkret angesprochenen Fall zu kurz gekommen ist, wobei ich mir da nicht sicher bin, weil der Schwerpunkt ja offensichltich optional dazuwählbar war, wäre natürlich traurig, ändert aber nichts an der Sinnhaftigkeit des Geschichtsunterrichts für alle.
So jetzt noch zum Bildungsvolksbegehren:
Mir ist das Ganze im Endeffekt zu schwammig ausgefallen. Ich fürchte, dass den meisten Forderungen (nicht allen) mit solch lustigen Kompromisswortspielereien wie erst unlängst von unserer Regierung wieder Genüge getan werden kann.
Sollte man etwas ändern - ja, natürlich. Aber irgendwo sollte es doch auch verständlich sein, dass die LehrerInnen und ihre Gewerkschaften, so wie jede andere Berufsgruppe auch, ihre Interesen wahren wollen. Niemand würde es sich gefallen lassen, wenn ihm kurzerhand über seinen Kopf hinweg mehr Arbeit ohne Entlohnnug aufgebrummt würde, wobei das keine Forderung des Bildungsvolksbegehrens ist, sondern ein Vorschlag der Ministerin war. Also ich kann das als Nichtlehrergewerkschafter schon irgendwie nachvollziehen. Dass dafür aber in manchen Sachen viel zu sperrig agiert wird, ist auch klar. Ist halt leider die moderne Verhandlungspraxis...
So bin gespannt, ob sich jemand durch diesen Wulst quält, ich werd's nicht nochmal tun, deshalb entschuldige ich mich schon mal für etwaige Fehler.