Brainstorming Sexismus/sexistisches Handeln

Du musst dem Brüderle aber zugute halten, dass er sich als Deutscher mit dem Wiener Benimm nicht so gut auskennt. :undweg:
 
Wenn ich mir die letzten Seiten so anschaue, fällt mir wieder ein, warum mich "der" Feminismus angefangen hat zu langweilen - haben einfach zu viel geschwafelt, die Weibers.

Gut, ein Rollentausch hat stattgefunden, nu quatschen die Jungs stattdessen... auch ermüdend. :undweg:

ein sehr schönes beispiel für sexismus durch stereotypes wissen:

man ist ja für gleichberechtigung, aber "die weiber" "schwafeln" zu viel (pejorative wortwahl!). sogar dann, wenn die konkreten weiber männer sind ... (= stereotypen werden von wirklichkeiten nicht widerlegt) :-D
 
In Wien gilt der Handkuss nicht als Begrabschen.

Also der Handkuss war ein EXAKTEST GEREGELTES RITUAL, das bei Durchführung GENAUESTE MÖGLICHKEITEN BOT, um etwaige ungewünschte Körperberürhrungen zu vermeiden.

- der Mann nimmt die Hand der Frau, und beginnt sie zu heben

Aha. Wo genau war da die Moeglichkeit, das zu vermeiden? Genauso wie diese ritualisierte Form des Beruehrens, die von den meisten als harmlos erachtet wird, kann auch jede andere Form des Hoeflichkeitsritual in der entsprechenden (Sub-)Kultur nur zwischen zwei Personen legitimiert sein und nicht a priori. Es gibt zum Beispiel viele Menschen, die nicht die Haende schuetteln oder zur Begruessung Kuesschen geben wollen, beides ist nicht nur eine Frage der persoenlichen Praeferenz, sondern hygienisch sogar begruendbar.
 
Meinen Sexismus verteile ich großzügig an beide Geschlechter. :mrgreen:

Simpler ausgedrückt: man kann natürlich aus jeder Bemerkung einen sexistischen Skandal klöppeln (dem Brüderle für alle Umstehenden laut vernehmlich fragen, ob er immer übergriffig wird, wenn er was intus hat, hätt's auch getan) oder sich einfach sagen: Leute, die sich nicht zu benehmen wissen, gibt's immer, ebenso die Regung, was sexuell Abwertendes zu denken ("Die muß auch mal wieder flach gelegt werden" hab ich von Lesben häufiger gehört als von Männern) - irgendwann von der politischen Heißluft ablassen und sein Leben nicht auf solche -ismen auszurichten ist aber m.M. nach der gesündere (und gesamtgesellschaftlich gesehen auch effektivere) Weg, solchen Dingen den Nährboden abzugraben. Manche Probleme werden nämlich erst großgequatscht. Wer's braucht :roll:
 
Aha. Wo genau war da die Moeglichkeit, das zu vermeiden?
Wo genau war denn eine Notwendigkeit, einen Handkuss zu vermeiden? :roll:
Jede Zeit hat ihre Begrüßungsrituale, und eine Zeit lang war das eben zwischen Männern der Händedruck, und der Frau gegenüber in bestimmten Gesellschaftsschichten eben der Handkuss.

Wer darüber jetzt langwierige Debatten vom Zaun brechen will, wird nicht Gefahr laufen, als großes Licht gesehen zu werden.
 
> Meinen Sexismus verteile ich großzügig an beide Geschlechter. :mrgreen:
eben nicht.

> Simpler ausgedrückt: man kann natürlich aus jeder Bemerkung einen sexistischen Skandal klöppeln
nein, man kann es präzise analysieren und definieren.

> Leute, die sich nicht zu benehmen wissen, gibt's immer,
ja :-D

> ebenso die Regung, was sexuell Abwertendes zu denken
ich denke nie so etwas. nie.
nur wenn man sexistisch denkt, kann man sexuelles und abwertendes in einen topf werfen.
ich würde niemals erotisch von etwas angezogen, was ich verachte ... nur so nebenbei.

> - irgendwann von der politischen Heißluft ablassen und sein Leben nicht auf solche
> -ismen auszurichten ist aber m.M. nach der gesündere (und gesamtgesellschaftlich
> gesehen auch effektivere) Weg, solchen Dingen den Nährboden abzugraben.
das ist die verkennung der situation durch diejenigen, die nicht erkennen, wie das leben einer frau in dieser gesellschaft ist.

> Manche Probleme werden nämlich erst großgequatscht. Wer's braucht
dieses problem bestimmt nicht. schau das video über sexismus an, und lies, welche kommentare drunter stehen. das muß man nicht großquatschen. man muß nur die fakten sehen.

ich erlebe sexismus selbst: ich trage röcke, und wenn irgendein prolet mit mir unzufrieden ist -- z.b. wenn ich ihm sage, daß er hier nicht rauchen darf, oder auch nur mal so, falls er im rudel sich großtut -- dann werde ich homophob, transphob und gynophob verbal attackiert. so wie du "weiber" sagst, weiß jeder sofort mich als "tunte", "schwul" oder "weib" (mit "weibersachen") zu titulieren (gleichwohl ich meistens sehr männlich daherkomme, im kilt und so). diese drei haltungen sind nämlich genau dasselbe, und sie sind allgegenwärtig. das "weibliche" wird jederzeit als beschimpfung verwendet. es ist offensichtlich ehrabschneidend, "weiblich" rüberzukommen. somit habe ich täglich und ständig einen realitätstest für sexismus direkt vor meiner nase. ich erlebe natürlich oft auch positives -- aber gewalt mit hilfe von geschlechterstereotypen ist omnipräsent. der "haßblick", der "geringschätzige blick", ... das geht nur, weil man frauen verachtet. sonst wäre es kein grund, männer anzugreifen, die irgendetwas "weibliches" haben.

man muß erst mal einlenken und die realität sehen. und dann sich selbst ändern. es ist sehr leicht, sexistisch zu sein, man hat es so gelernt und man ist es gewohnt; man wird dafür meist nicht sanktioniert; man hält es möglicherweise sogar für toll ("dreckige" erotik, siehe oben). ---- ich erinnere mich, als mein sohn in der schule immer "gay" als negatives adjektiv verwendet hat, obwohl er niemals jemanden diskriminieren würde. aber dadurch haben die jungs es eben doch gemacht. es war schwierig, ihm das klarzumachen. heute weiß er das und würde so etwas nie sagen. wenn einer sagt, "sieht aus wie ein mädchen", so ist das ein sexismus (denn es ist eine rüge). wenn einer sagt, "du bist doch kein mädchen", undsoweiter -- das sind alltagssexismen, die subtil mitteilen, daß man frauen und alles "weibliche" verachtet = man soll nicht "wie eine frau" sein.

dieses "weibliche", wohlgemerkt, ist die zuschreibung von verhalten an frauen (und somit umgekehrt als "unmännlich"). die ganze dichotomie ist so allumfassend, daß sie dem sexisten geradezu rechtzugeben scheint. aber das ist keine großgeredete kleinigkeit, sondern etwas kleingeredetes großes. es ist an der basis unserer interaktionen, der grund, warum es frauen schlecht geht -- und transen und schwulen, nebenbei bemerkt.

p.s.: auch frauen denken in der regel sexistisch. diskriminierte gruppen diskriminieren sich in der regel selbst. das entschuldigt nicht den sexismus, sondern zeigt, wie überzeugend die soziale konstruktion der wirklichkeit ist: menschen schaden sich eher selbst, als strukturelle gewalt zu durchschauen.
 
Ja und? Glaubst du, das passiert nur in eine Richtung? Glaubst du, es ist etwas Besonderes, daß auf sexistischer Ebene abgewertet wird, wenn jemand "anders" daherkommt? Ich war nie sonderlich weiblich, obwohl unverkennbar Frau, ich hab mich viele Jahre politisch/publizistisch in feministischen bzw. Gayzusammenhängen engagiert und gelebt, habe miterlebt, wie TS der Zutritt zu Frauenlokalen verwehrt, BDSM-Frauen von Lesbentreffen ausgeschlossen, erfolgreichen Frauen unterstellt worden ist, daß sie sich "hochgeschlafen" hätten, habe auch miterlebt, wie versucht wurde mich daran zu hindern, Fragen zu stellen hinsichtlich Gewalt in Lesbenbeziehungen im Zusammenhang mit Berichten über Frauenhäuser und ihrer Ablehnung, Lesben aufzunehmen. Ich weiß, was es bedeutet, wenn Männer es nicht wagen zuzugeben, daß sie in Gewaltbeziehungen leben, in denen die Täterinnen Frauen sind, weil das ja unmännlich wäre, erlebe mit, daß Männer in bestimmte Berufe kaum hineinkommen (v.a. im Bereich Kindergärten und Horte), wie Sexismus instrumentalisiert wird in Form von falschen Verdächtigungen hinsichtlich sexueller Übergriffe und und und.

In den letzten Jahren hat hier ein Wandel stattgefunden, Frauen sind überwiegend selbstbestimmt, sie können sich aussuchen, wie sie leben wollen, müssen sich auch nicht mehr von übereifrigen Feministinnen erzählen lassen, sie seien nicht emanzipiert, wenn sie beschließen, daß ihr Leben als Hausfrau/Mutter für sie erfüllender ist als ein Leben mit beruflicher Karriere, in meinem Bekanntenkreis sind Männer, die für Familie und Kinder sorgen, während ihre Frauen den Familienunterhalt bestreiten - sicher alles nicht perfekt, aber Perfektion gibt's nicht. Solche Dinge werden immer selbstverständlicher, so wie auch Transgender immer selbstverständlicher werden, Schwule im Bekannten-, Freundes- und Berufsleben zu haben fast schon zum guten Ton gehört, eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche Paare möglich sind (es waren in Deutschland übrigens die feministischen/Lesbenverbände, die am vehementesten gegen die Einführung der Homoehe gekämpft haben) - du erzählst mir in keinem Bereich etwa Neues.

Wogegen ich mich immer stärker wehre, weil ich es für den absolut falschen Weg halte: persönliche Schwierigkeiten, mit denen JEDER früher oder später konfrontiert wird und zu kämpfen hat, pauschal als Sexismus anzuprangern und sich darin als einseitige Opfer zu deklarieren. Ich halte nichts von Gejammer, ich halte nichts davon, einseitig Schuld zuzuschieben und "den Feind" im anderen Lager zu orten und zu erwarten, daß "die" sich ändern. Wenn du dich weiblich identifizieren und zeigen willst dann tu das mit Stolz, verdammt noch mal, aber erklär einem gestandenen alten Weib nicht, es ginge ihm schlecht, weil es zu blind (oder dämlich?) sei, strukturelle Gewalt, Abwertung oder Diskriminierungen zu erkennen. :roll:
 
p.s.: auch frauen denken in der regel sexistisch. diskriminierte gruppen diskriminieren sich in der regel selbst. das entschuldigt nicht den sexismus, sondern zeigt, wie überzeugend die soziale konstruktion der wirklichkeit ist: menschen schaden sich eher selbst, als strukturelle gewalt zu durchschauen.

... Ich halte nichts von Gejammer, ich halte nichts davon, einseitig Schuld zuzuschieben und "den Feind" im anderen Lager zu orten und zu erwarten, daß "die" sich ändern. [...]

Fuer mich beginnt das Problem schon beim Lagerdenken. Klar, um Ungleichheiten aufzuzeigen muss ich sie identifizieren, aber Solidaritaet funktioniert besser global als innerhalb einer willkuerlich definierten Gruppe.
 
Jo. Du findest die besseren Worte, prosodos. Zusammenarbeit, Kooperation, das "andere" als wertvolles Gegenüber begreifen, nicht als etwas, das es zu bekämpfen gilt - so in etwa würde ich's mir wünschen.
 
Jo. Du findest die besseren Worte, prosodos. Zusammenarbeit, Kooperation, das "andere" als wertvolles Gegenüber begreifen, nicht als etwas, das es zu bekämpfen gilt - so in etwa würde ich's mir wünschen.

Danke fuer die Blumen, aber ich weiss, wie ich um Formulierungen ringe und auch scheitere ;) Mir ist das immer noch nicht inklusiv genug, schon das Konzept des "Anderen" finde ich problematisch - so lange wir Maedchen nur weibliche Rollenmodelle zeigen und Buben angedeutet wird, dass sie sich nicht um kleine Kinder kuemmern koennen, haben wir (meiner Meinung nach) ein Problem. Erst wenn Vorbildwirkungen ueber diverse -ism-Grenzen hinweg moeglich sind, koennen wir darueber nachdenken, ob wir nicht nur Gleichberechtigung, sondern auch Gleichbehandlung erreicht haben.
 
Darin haben wir sehr unterschiedliche Auffassungen (glaub das hatten wir schon mal :)) - ich mag geschlechtsspezifische Unterschiede, ich bin überzeugt davon, daß sie nicht alle sozialisiert wurden, sondern großteils dem Wesen Mann bzw. Frau entsprechen (sonst wären Rollenzuordnungen nicht weltweit und in allen Kulturen so ähnlich gelagert), ich will auch nicht miterleben müssen, wie Gleichmacherei betrieben wird weil ich zutiefst davon überzeugt bin, daß wir damit mehr Schaden anrichten als wirklich gewinnen können.

Ich habe seinerzeit Scheus "Der kleine Unterschied und seine großen Folgen" gelesen (und damals geglaubt, daß die meisten Unterschiede anerzogen seien, glaubte auch, daß das eine Erklärung wäre für meine eigene Indifferenz hinsichtlich geschlechtspezifischem Verhalten, war aber ein Irrtum weiß ich heute). Mit den Jahren bin ich immer stärker zur Überzeugung gelangt, daß die Geschlechter tatsächlich sehr verschieden SIND - habe miterlebt, wie mein eigenes Verhalten auch vom Status meiner Hormone abhing (ich hatte zeitweise immer wieder mal "zu viel" Testosteron), habe miterlebt, wie sich das Verhalten durch Hormongaben bei Transgendern (beiderlei Richtungen) massiv verändert hat - das sind Dinge, die nicht nur durch Sozialisation erklärbar sind, sondern angeborene Gegebenheiten. Damit meine ich NICHT, daß wir unsere Rollen ausschließlich aufgrund angeborener Eigenschaften leben, sondern: wir sind eine Kombination aus vorgegebenen Eigenschaften UND Sozialisation.

Und ich sag's ganz klar, obwohl ich in vielen Bereichen auf vorgegebenes Rollenverhalten gepfiffen habe: ich will NICHT Gleichbehandlung, ich will Gleichberechtigung. Ich will mich in meinem Frau-sein gewürdigt wissen (ok, in dem Bereich stümpere ich noch rum) und ich will mich auch in meinen "männlichen" Eigenschaften gewürdigt wissen. Diesen Respekt vor der Unterschiedlichkeit macht uns doch überhaupt erst spannend und vielfältig. Würden wir wirklich anstreben, alle gleich zu behandeln - was bliebe dann? Vor allen Dingen: wer sollte dann festlegen, was "gutes" Verhalten und was "abzulehnendes" Verhalten ist? Es wäre doch nur eine neue Form von Sexismus unter anderer Federführung. Ich will das nicht.
 
Darin haben wir sehr unterschiedliche Auffassungen (glaub das hatten wir schon mal :))
Stimmt. Trotzdem glaube ich in dem Fall, dass das Endergebnis nicht so unterschiedlich ist:
- ich mag geschlechtsspezifische Unterschiede, ich bin überzeugt davon, daß sie nicht alle sozialisiert wurden, sondern großteils dem Wesen Mann bzw. Frau entsprechen (sonst wären Rollenzuordnungen nicht weltweit und in allen Kulturen so ähnlich gelagert),
Die Kultur- und Sozialanthropologie hat da einige Gegenbeispiele, von Juchitan bis zu Margaret Meads Forschungen.

Geschichtsschreibung ist eine Geschichte der GewinnerInnen ... ich erinnere z. B. an die Debatte um das Frauenstudium in Deutschland 1870 - 1910, wo alle moeglichen Argumente ueber die Unfaehigkeit der Frauen bis hin zu Moebius' "Physiologischem Schwachsinn der Frauen" angefuehrt wurde. Das wussten damals schon alle, dass das so nicht haltbar ist, den Frauen mangelnde Bildung vorzuhalten, wenn sie das Abitur nicht machen duerfen, trotzdem haben sich diese Argumentationen noch Jahre gehalten. Selbsterfuellende Prophezeiungen sind eben praktisch.
Ich will mich in meinem Frau-sein gewürdigt wissen (ok, in dem Bereich stümpere ich noch rum) und ich will mich auch in meinen "männlichen" Eigenschaften gewürdigt wissen.
Ja, eben - individuelle Wuerdigung fuer individuelle Eigenschaften, aber nicht pauschalisierte Ungleichbehandlung auf Grund eines fiktiven Geschlechtes.

habe miterlebt, wie mein eigenes Verhalten auch vom Status meiner Hormone abhing (ich hatte zeitweise immer wieder mal "zu viel" Testosteron), habe miterlebt, wie sich das Verhalten durch Hormongaben bei Transgendern (beiderlei Richtungen) massiv verändert hat - das sind Dinge, die nicht nur durch Sozialisation erklärbar sind, sondern angeborene Gegebenheiten.

Auch Aufputschmittel (Kaffee, ...), Beruhigungsmittel, koerperliche Anstrengungen (Endorphine, ...), kognitive Veraenderungen mit dem Alter, jahreszeitliche Stimmungsschwankungen sind nicht zu bestreiten, trotzdem sind z. B. die Anforderungen in der Arbeitswelt im Wesentlichen ueber den Tag und die Jahreszeiten gleichverteilt. Ebenso haben natuerlich Hormone Einfluesse auf Wahrnehmung, Empfindung und Verhalten, aber nur innerhalb der erlernten/sozialisierten Bandbreite.
 
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die Anforderungen in der Arbeitswelt im Wesentlichen ueber den Tag und die Jahreszeiten gleichverteilt. Ebenso haben natuerlich Hormone Einfluesse auf Wahrnehmung, Empfindung und Verhalten, aber nur innerhalb der erlernten/sozialisierten Bandbreite.

Die Arbeitswelt nimmt keinerlei Rücksicht auf weibliche Lebensvollzüge : hormonelle Zyklusschwankungen, Menstruation, Schwangerschaft und auch später WEchselbeschwerden ..... frau hat zu funktionieren , so als ob diese Tatsachen nicht Realität wären .... in diesem Zusammenhang bekommt der Begriff Gleichbehandlung durchaus eine ambivalente Bedeutung .....
 
Die Arbeitswelt nimmt keinerlei Rücksicht auf weibliche Lebensvollzüge : hormonelle Zyklusschwankungen, Menstruation, Schwangerschaft und auch später WEchselbeschwerden ..... frau hat zu funktionieren , so als ob diese Tatsachen nicht Realität wären .... in diesem Zusammenhang bekommt der Begriff Gleichbehandlung durchaus eine ambivalente Bedeutung .....

Mutterschutz gibt es schon, der Rest ist durch die Krankenversicherung gedeckt. Hormone und deren Schwankungen haben alle, aber ebensowenig wie es gerechtfertigt ist, Adrenalin oder Testosteron fuer Gewalt verantwortlich zu machen (siehe z. B. Connell "Masculinities/Der gemachte Mann", Cordelia Fine hat auch ein paar wunderschoene Studien dazu zusammengetragen) tut es der Gleichberechtigung ein Gutes, PMS und Wechseljahre als Totschlagargument zu verwenden. (Ueber die Bedeutung der Menstruation und die Zurueckhaltung bei der Unterdrueckung in unserer Kultur, etwa als Verzicht auf die Pillenpause, laesst sich auch einiges schreiben).
 
Zuletzt bearbeitet:
> Ja und? Glaubst du, das passiert nur in eine Richtung?
ich bin überzeugt, daß menschen, die macht haben, diese meist auch ausnützen. somit können selbstverständlich auch frauen gewalttätig sein. wir dürfen aber nicht die dinge vorschnell durcheinanderbringen. noch in den 70ern war die soziopolitische lage von frauen für heutige begriffe völlig unfaßbar. eine frau benötigte die einwilligung des gatten, um eine arbeit anzunehmen, etc.. diese sachen kommen uns mit dem islam gleich wieder daher. darauf habe ich hier fokussiert.

> wie TS der Zutritt zu Frauenlokalen verwehrt, BDSM-Frauen von Lesbentreffen
auch ich kenne derlei :) damals wollten die frauen nicht unbedingt die situation verwaschen bekommen durch "ganz andere probleme". ich habe damals versucht, als mann feminist zu sein, und ich habe aufgegeben: es ging nicht.

> Zusammenhang mit Berichten über Frauenhäuser und ihrer Ablehnung,
> Lesben aufzunehmen. Ich weiß, was es bedeutet, wenn Männer es nicht
ich wurde damals von einer richterin auf das ärgste diskriminiert und mußte zum schutz meiner tochter mir sachen anhören, für die ich die frau normalerweise hätte verklagen sollen. ich habe die geschlechtergewalt immer als mann (z.b. vater) erlebt, es macht mich aber nicht blind für die strukturelle gewalt des patriarchats.

das zeigt mir nur, daß natürlich die meisten menschen, männer wie frauen, nicht "gut" sind. die leute sind irrational und dumm, und folgen einfach ihrem eigenen wahn.

der kampf gegen ungleichheit ist kein kampf für das paradies. mit dem feminismus nimmt die anzahl der frauen zu, die gewalt üben. logisch. aber das sind zwei verschiedene ebenen.

> Sexismus instrumentalisiert wird in Form von falschen Verdächtigungen
> hinsichtlich sexueller Übergriffe und und und.
ja, ich kenne das. ich stimme dir völlig zu, das gibt es, das ist schrecklich. das ist ein anderer sexismus, auf den ich jetzt nicht fokussiert habe. und ich finde, die beiden müssen getrennt behandelt werden. damit es falsche verdächtigungen geben kann, muß es erstmal ein biotop richtiger verdächtigungen geben.

> müssen sich auch nicht mehr von übereifrigen Feministinnen erzählen lassen,
ich wäre nicht so undankbar gegenüber jenen, die das feld bereitet haben, auf dem heute ein konservativer flashback stattfinden kann.

> pauschal als Sexismus anzuprangern und sich darin als einseitige Opfer zu deklarieren.
sicherlich. aber das haben wir nicht getan. es gibt sexismus, er wird nicht dadurch weniger, weil irgendwer das konzept mißbräuchlich verwendet.

> Ich halte nichts von Gejammer,
ich jammere nicht.

> ich halte nichts davon, einseitig Schuld zuzuschieben
> und "den Feind" im anderen Lager zu orten und zu erwarten,
diese allgemeinplätze haben nichts mit meinem text zu tun.

> Wenn du dich weiblich identifizieren und zeigen willst
will ich nicht.
> dann tu das mit Stolz,
tu ich
> verdammt noch mal,
warum fluchst du?
> aber erklär einem gestandenen alten Weib nicht, es ginge ihm schlecht,
> weil es zu blind (oder dämlich?) sei, strukturelle Gewalt, Abwertung
> oder Diskriminierungen zu erkennen.
ich widerspreche dir nicht in deinen punkten. wir sprechen bloß nicht über dasselbe. ich widerspreche dir insofern, als ich nicht verschiedene ebenen vermischen will:

wenn lise meitner nur abends im keller des instituts arbeiten durfte und max planck etliche ihrer studien unter seinem namen veröffentlicht hat, so war das strukturelle gewalt gegen frauen. -- wenn eine frau ihre frau oder ihren mann schlägt, so ist sie (wie der entsprechende mann) eine gewalttätige person. aber ihr handeln ist nicht bereits in den fundamenten der kultur verankert.

ich räume gern ein, auch andere arten von gewalt sind auch strukturell verankert -- aber das sind eben andere arten von gewalt (hierarchien, etc.). im grunde ist alles dasselbe, aber um darüber zu reden, muß man es manchmal getrennt betrachten :)

alles gute :)
 
Mutterschutz gibt es schon,

8 Wochen davor und 8 Wochen " danach" ....( 8 Wochen danach war ich eine vollstillende 24 Stunden " bereite " Ernährungs und RundumdieUhr Versorgungs "zuständige " ,abgestimmt auf den Rhythmus und den Bedarf eines bedürftigen Säuglings )...

nach den 8 Wochen bist Du weiterhin als brav "vollstillende " Mutter mit 600 Euro Kindergeld unter der Armutsgrenze , ODER : einem kaum bewältigbaren Resourcenverbrauch durch Doppel und3 -fachblelastung ausgesetzt ....

Hormone und deren Schwankungen haben alle
;-))), er weiblicher Zyklus hat welche Ähnlickeiten mit dem männlichen ???? ;-)))

Adrenalin oder Testosteron fuer Gewalt verantwortlich zu machen
haben glaub ich beide Geschlechter ;-)))


PMS und Wechseljahre als Totschlagargument zu verwenden.
?????: wer wird dabei totgeschlagen ??? ja , gut PMS war nicht wirklich mein Thema ..... WEchseljahre geb ich gerne her zum" Gratisverschenken " und würd ich gerne gegen das " virile Klimakterium " eintauschen.... -))))

Verzicht auf die Pillenpause

hab alle Pillenpausen " Brav " eingehalten und deshalb 5 Kinder geboren , einmal davon postpartal an einem hämorrhagischen Blutungsschock verstorben , Reanimation überlebt , ebenso das " multiorganversagen "auf der Intensivstation !!!!

ES lebe die Gleichberechtigung !!!! Juhuuuu !!!!!
 
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.... aber ebensowenig wie es gerechtfertigt ist, Adrenalin oder Testosteron fuer Gewalt verantwortlich zu machen .... tut es der Gleichberechtigung ein Gutes, PMS und Wechseljahre als Totschlagargument zu verwenden. ...

Ich würde Testosteron nicht als Rechtfertigung für Gewalt akzeptieren. Ich würde nebenbei fast gar nichts als Rechtfertigung für Gewalt akezptieren. Und ich würde diese Sachen nicht wirklich vergleichen. Man sollte Fragen des Strafrechts mit fragen der Gestaltung der Arbeitswelt nicht verlgeichen, alle haben verschieden Gesetze. Meiner Meinung nach sollte das Arbeitsleben sehr wohl auf PMS, Wechseljahre und div. typische Frauenbeschwerden Rücksicht nehmen. Und, TROTZDEM sollte Anspruch von Frauen auf Führungspositionen nicht in Frage gestellt werden. Ich denke, dass Frauen (als Manager in multinationalen Konzernen) PMS haben können und GLEICHZEITIG vernünftigere Entscheidungen als manche Männer treffen können.

Diese Einschätzung baut übrigens auf jahrelange Erfahrung in Projekten, innerhalb von multinationalen Konzernen, welche von Männern geführt wurden...

:haha: :haha: :haha:


Von Itzhak Rabin geht das Gschichterl, dass er just beim Ausbruch des Sechstage-Kriegs alkoholmäßig weggetreten ist - und trotzdem stellten gerade sein Beitrag im Generalstab die Weichen für den israelischen Sieg. JF Kennedy war ein körperliches Wrack, abhängig von Schmerzmittel, da seine Lendenwirbel am Zerbröseln waren (als Spätfolge von Hormonbehandlungen gegen Collitis). Trotzdem hat er die Kubakrise bewältigen können.

Körperliche Schwächen werden in ihrer Bedeutung überschätzt, was die Arbeit von Entscheidungsträger betrifft. Aber in einem modernen Staat wie unserem sollte das Arbeitsleben trotzdem auch auf geschlechtsspezifische Problemzonen so viel Rücksicht wie möglich nehmen, ohne dass das gleich als Argumentation gegen die betreffenden Personen eingesetzt wird. Und ohne ihnen deswegen die Aufstiegschancen zu verwehren.
 
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