Also mir gefällt keine der beiden Auswahlmöglichkeiten in dieser Umfrage. Denn ich bin weder für die Abschaffung der Wehrpflicht, noch für das Bundesheer, wie es jetzt dasteht. Ich finde diese ganze Diskussion typisch österreichisch. Da wird über ein Thema diskutiert, wovon die meisten Leute keine Ahnung haben, aber das können ja gerade die Österreicher besonders gut - den Schnabel aufreißen, aber im Grunde keine Ahnung haben. Ob es nun um Bildungspolitik oder das Bundesheer geht, überall das gleiche. Erinnert mich an das Sprichwort, das so ähnlich lautet: Würden die Menschen nur über das Reden, wovon sie Ahnung hätten, wäre es sehr ruhig auf unserem Planeten.
Aber egal, ich schweife vom Thema ab. Zum Thema Bundesheer habe ich jedenfalls folgende Beobachtung gemacht:
Zuerst wird das Bundesheer über ein ganzes Jahrzehnt kaputt reformiert und „zerfleddert“ und dann regt man sich darüber auf, daß es so schlecht dasteht, wie es jetzt nun mal der Fall ist. Ich war insgesamt 3 Jahre beim Bundesheer und das nicht am Stück, sondern zwischen den Jahren 2001 und 2006 – den Zerfall aufgrund der Bundesheerreformen, angeführt von einem Helmut Zilk, konnte ich dabei sehr gut beobachten, als würde man einer alten Frau beim Sterben zusehen. Mir war oft so, als würde alles Hauptaugenmerk nur noch in Richtung Auslandseinsätze gerichtet werden, mit dem Ziel, sich eines Tages einer Euro-Armee anzuschließen, wobei alle anderen Belange, wie z.B. der Ausbildungsdienst hinten angestellt wurden, bzw. immer mehr an Qualität eingebüßt haben. Zu kritisieren an den Reformen gäbe es noch jede Menge, das würde hier allerdings den Rahmen sprengen und diese Mühe will ich mir hier auch gar nicht tun.
Auch wenn Staaten, wie Schweden oder Deutschland die Wehrpflicht abschaffen, Österreich kann sich das meiner Meinung nach nicht leisten. Wir haben alljährlich mit Naturkatastrophen, wie Lawinen und Überschwemmungen zu kämpfen oder nicht mehr zu bewältigenden Schneemassen. Zudem käme auch noch der Assistenzeinsatz an den Ostgrenzen unseres Landes, der nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun hat, sondern mehr mit dem Schutz der hiesigen Bevölkerung vor Kriminaltourismus und dem Auffangen illegaler Einwanderer oder Schlepperbanden. Allerdings meine ich damit, die „ursprüngliche Form“ des Assistenzeinsatzes und nicht die Art von Assistenzeinsatz, wie sie seit Darabos praktiziert wird, wo Soldaten nur noch im Hinterland in einem Geländewagen sitzen und nicht mehr oder weniger Rechte haben, als jeder Normalbürger. Dies ist auch deshalb notwendig, weil viele unserer östlichen Nachbarn nach wie vor massive Probleme haben, die Kontrollen nach dem Schengener Abkommen durchzuführen – die Gründe dafür lassen wir mal außen vor. Zum Katastrophenschutz möchte ich noch klarstellen, daß dafür deshalb das Bundesheer gebraucht wird, weil ein alleiniger ziviler Katastrophenschutz meiner Meinung nach bei uns niemals funktionieren würde. Österreich ist lange nicht so bevölkerungsstark, wie beispielsweise Deutschland und dabei auf Freiwillige zu hoffen ist pure Utopie. Ich erinnere mich da an das Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002, wo viele Wiener und Niederösterreicher in die Wachau gefahren sind, nach dem Motto „gemma Hochwasser schaun“. Eine Schaufel oder einen Sandsack in die Hand zu nehmen und zu helfen, viel dabei kaum jemanden ein. Auch wenn der zivile Katastrophenschutz installiert werden würde, hätte dieser kaum mehr Mobilität, als ein Berufsheer, weil sich nicht genug Leute finden würden, die das freiwillig oder beruflich machen würden - somit wären wir bei jeder zukünftigen Katastrophe massiv auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen.
In einem Fall stimme ich allerdings vollkommen der Masse zu. Das Bundesheer als Mittel der Landesverteidigung ist schon lange Geschichte. Völlig aufgeben sollte man diese aber trotzdem nicht, weil niemand vorhersehen kann, wie es in 20 oder 30 Jahren aussieht (Egal, ob Innen- oder Außenpolitisch). Ich bin daher nach wie vor für die Wehrpflicht mit den Ausbildungsschwerpunkten Katastrophenschutz und Grenzraumsicherung. Allerdings wieder von mindestens 8 Monaten, im Gegensatz zu den momentanen 6 Monaten, wo die Wehrpflichtigen wirklich nur noch zum Nasenbohren verdonnert sind, weil in der kurzen Zeit unmöglich eine konstruktive Ausbildung möglich ist.
Das Bundesheer bietet jede Menge Zündstoff, um darüber zu diskutieren, alleine schon darüber, welche Erfahrungen jeder einzelne dort gemacht oder nicht gemacht hat. Leider ist viel in der Vergangenheit beim Bundesheer schief gelaufen, aber gerade diese neu entflammte Diskussion über die Wehrpflicht bietet meiner Meinung nach die perfekte Gelegenheit, dies für die Zukunft zu ändern. Und da ich nun mit meinen Ausführungen vermutlich alleine dastehen werde und gegen den Strom der Allgemeinheit schwimme, ist hiermit das Feuer auf mich eröffnet. Viel Spaß!