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Rechtlich ist das Referendum nicht bindend. Allerdings stellt sich die Frage, wozu überhaupt das Ganze, wenn man anscheinend doch etwas anderes will als das, worüber man abstimmen lässt.Kann sein. Dann ist unsere Demokratie in diesem Punkt besser gestaltet. Unverbindlich ist das Volksbegehren, bei der Volksabstimmung käme ich mir verarscht vor, würde das Parlament anders entscheiden.
Sollten die Briten beabsichtigten, das Ergebnis dieser Abstimmung als Trumpf im Poker um noch mehr Extrawürste ausspielen, dann wäre das für die Zukunft der EU fast ebenso schädlich wie der tatsächlich vollzogene Brexit.
Grund 1: Das Referendum ist nicht bindend
Es hat für Parlament und Regierung lediglich beratenden Charakter. Zwar hat Premierminister David Cameron immer betont, dass er ein Ja zu einem Austritt sofort umsetzen würde. Davon ist er allerdings schon abgewichen, indem er angekündigt hat, im Oktober zurückzutreten und den entscheidenden Schritt - die Mitteilung an Brüssel, gemäß Artikel 50 des Lissabon-Vertrags aus der EU austreten zu wollen - seinem Nachfolger zu überlassen.
Referendum-Wiederholung: Exit aus dem Brexit? Es gibt zwei Hintertüren - SPIEGEL ONLINE
Auch der politische Gegner scheint plötzlich Bedenken zu haben. Der Tory-Abgeordnete Liam Fox etwa bezweifelte die Notwendigkeit, schnell Artikel 50 des EU-Vertrags auszulösen. "Vor diesem Referendum wurde vieles gesagt, über das wir vielleicht noch einmal nachdenken sollten", so Fox. "Das Auslösen von Artikel 50 gehört dazu." Zuvor sollte es für die Regierung eine "Zeit des Nachdenkens" geben, um die nächsten Schritte zu planen. Nach einer unbedingten Umsetzung des Referendums klingt das nicht.
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Grund 2: Das Brexit-Lager hat zentrale Versprechen geräumt
Auch vom zweiten zentralen Versprechen, der Senkung der Einwanderung aus anderen EU-Staaten, rücken die Austrittsbefürworter ab. "Wenn die Leute glauben, sie haben abgestimmt und es wird jetzt keine Einwanderung aus der EU mehr geben", erklärte der Tory-Abgeordnete Daniel Hannan der BBC, "dann haben sie sich getäuscht." Denn man wolle den Zugang zum EU-Binnenmarkt behalten - und dafür müsse man wohl auch weiterhin akzeptieren, dass Arbeitskräfte aus der EU ins Land kommen.
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