Eh alles super - oder was?
Weiterhin viel Spaß mit Coco, Sasa ming ming etc.....
Am Wiener Landesgericht für Strafsachen ist am Dienstag ein auf mehrere Wochen anberaumter Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder einer chinesischen Menschenhändler-Bande eröffnet worden. Die neun Angeklagten sollen einer kriminellen Vereinigung angehört haben, die laut Anklage von Herbst 2011 bis 2016 insgesamt 77 junge Chinesinnen mit falschen Versprechungen nach Österreich lockte.
Den Betroffenen sollen Jobs als Babysitterinnen, Küchengehilfinnen oder Haushälterinnen zugesichert worden sein. In Wahrheit habe man sie zur Prostitution gezwungen und in weiterer Folge ausgebeutet, indem ihnen teilweise bereits am Flughafen ihre Pässe, Mobiltelefone und sonstigen Habseligkeiten abgenommen wurden, berichtete Staatsanwältin Tamara Ranzdorf. Dann hätte man die Mädchen in Sex-Studios gebracht und ihnen erklärt, sie hätten nun die von einer chinesischen Agentur bezahlten Reisekosten abzuarbeiten. Der Lohn für ihre Dienste soll den Betroffenen zur Gänze bzw. großteils abgenommen worden zu sein.
Chinesischer "Zampano" als Koch angemeldet
Als Hauptangeklagter gilt ein 40-jähriger gebürtiger Chinese, der in der Bundeshauptstadt offiziell als Koch angemeldet war, in Wahrheit aber mehrere einschlägige Studios geleitet und den großen "Zampano" gespielt haben soll. Sein Verteidiger Karl Bernhauser wies das zurück. Zutreffend sei zwar, dass sein Mandant entsprechende Etablissements betrieb. Zu Gewalt, Ausbeutung und dem Ausnützen von Zwangslagen sei es aber nie gekommen. Die Frauen hätten genau gewusst, auf was sie sich einließen, als sie ihre Heimat verließen, erläuterte Bernhauser: "Die sind als Touristinnen gekommen und haben dann unter falschen Namen um Asyl angesucht. Indem sie erzählt haben, sie hätten in China Elfenbein-Knöpfe verkauft, ihren Mann verlassen oder ihr Haus bei einem Erdbeben verloren. Drei Monate später haben sie legal als Prostituierte gearbeitet."
In den Studios hätten die Frauen die Hälfte ihres Verdiensts behalten dürfen. 50 Prozent kassierte der Betreiber, "aber der hat auch alles, was zum Sexualverkehr nötig war, zur Verfügung gestellt. Präservative, Schminke, weiß der Teufel was", betonte Bernhauser. Bis zu 8.000 Euro monatlich hätten die Prostituierten verdient. Eine hätte gar 100.000 Euro in die Heimat überwiesen: "Die sind nicht ausgebeutet worden. Die haben hier eine absolute Freizügigkeit genossen."
Ihre Arbeitsplätze hätten sich die angeblichen Opfer teilweise sogar über Annoncen im Internet ausgesucht. Dort hätte es weder Aufpasser noch Kontrolleure gegeben. "Es kann keine Rede davon sein, dass sie wie Sex-Sklavinnen gehalten wurden", meinte Bernhauser.
Wenig Schuldbewusstsein
Neben dem 40-jährigen Sex-Club-Betreiber zeigten
auch die weiteren Angeklagten wenig Schuldbewusstsein. Eine
55-Jährige, die als Dolmetscherin fungiert und die Betroffenen
während ihrer Asylverfahren entgeltlich beraten haben soll, wies die
Anschuldigung zurück, sie hätte sich in einer kriminellen
Organisation verdingt und das Leid der jungen Frauen ausgenutzt.
"Sie ist bekannt in der Branche, dass sie für relativ geringes
Geld Dolmetschdienste leistet und bei Behördengängen behilflich
ist", sagte die Rechtsvertreterin der Frau. Einige Mädchen hätte die
55-Jährige begleitet, "damit die überhaupt nach Traiskirchen
hinfinden". Weder hätte die Angeklagte die Betroffenen dort zu
falschen Angaben angestiftet und sich damit des Asylschwindels
mitschuldig gemacht noch diese finanziell ausgenommen: "Sie hat für
ihre Dienste 20 oder 30 Euro bekommen."
Mitangeklagt ist auch ein 60-jähriger Jurist, der seit Februar
2016 eine mehrjährige Haftstrafe wegen Suchtgifthandels verbüßt.
Zuvor war er in zwei bekannten Wiener Anwaltskanzleien als
Mitarbeiter beschäftigt. Er soll die Prostituierten vor der Polizei
und der MA 15 vertreten haben, wenn diese um ihre
Arbeitsgenehmigungen vorstellig wurden bzw. sich behördlich
bestätigen ließen, dass sie gesund waren. Der Mann wies die wider
ihn erhobenen Anschuldigungen zurück. Er habe sich nicht
fälschlicherweise als Anwalt ausgegeben und auch nicht 1.000 Euro
pro Behördengang kassiert. "Die Anklage ist schleißig", meinte sein
Rechtsbeistand Amir Ahmed.
31 Studios mit asiatischen Damen in Wien
Der Hauptangeklagte - der aus China stammende Betreiber mehrerer
Sex-Clubs - befindet sich seit mittlerweile 22 Monaten in U-Haft.
"Mit seiner Inhaftierung hat sich nichts geändert", betonte sein
Verteidiger Karl Bernhauser, "denn in Wien allein gibt es derzeit 31
Studios, wo asiatische Damen ihre Dienste anbieten." Der Vorwurf,
sein Mandant habe die Frauen vom Vormittag an bis spät in die Nacht
hinein arbeiten lassen und bei Ausfällen Pönalen vorgeschrieben, sei
absurd: "Wenn's so gewesen wäre, gibt es in Österreich an jeder Ecke
China-Restaurants, wo man als Chinesin hingehen und sagen kann, ich
brauche Hilfe, ich möchte zur Polizei."
Eine Prostituierte soll der Hauptangeklagte mehrfach vergewaltigt
haben. Auch das wies der 40-Jährige zurück. "Er war nicht in
sexuellem Notstand. Und sie war nicht so attraktiv", sagte
Bernhauser.