So, dann will ich mal versuchen, in aller Ruhe dieses Thema und meinen Vorwurf an dich, @queering_sex, zu beleuchten.
1. Eröffnungsthema: "corrective rape" - das ist ein gängiger Begriff, den nicht der TE erfunden hat, er wird in verschiedenen Berichten zum Thema "Vergewaltigung von Schwulen und Lesben in Südafrika mit dem Ziel verwendet, diese von ihrer Homosexualität zu 'heilen' " - zum ersten Mal hab ich davon ungefähr vor 1 1/2 Jahren gelesen, es war ein Artikel im
Spiegel zu dem Thema.
2. Das Thema ist im Unterforum
Diskussionen gestellt, nicht unter der Rubrik BDSM oder Sex-Talk. Läßt immerhin hoffen, daß der TE sich an dem Thema nicht aufgeilen will, sondern - wer weiß das schon - darüber nachdenkt, ob eine sexuelle Umorientierung durch sexualisierte Gewalt überhaupt denkbar ist. Es könnte sich ebenso gut um jemanden handeln, der sich mit selbst erlittener sex. Gewalt auseinanderzusetzen versucht wie auch um jemanden, der sich an solchen Vorstellungen ergötzt - reine Spekulation meinerseits, ich will's nur nicht ausschließen, weil mir ähnliche Fragestellungen in einschlägigen Foren durch Mißbrauchsopfer schon begegnet sind.
3. Neben den üblichen Gesinnungsbeiträgen werden auch Beiträge geschrieben, die erkennbar durchdacht sind, der erste davon durch GoodGirlGoneBad. Ich zitiere nochmal den Satz, den du, @queering_sex - zum Aufhänger für deine Entrüstung dem Thema gegenüber verwendet hast:
Meiner bescheidenen Meinung nach meinen da ein paar Männer eine gute Ausrede für Vergewaltigungen gefunden zu haben...
Du bist sprachlich versiert genug, um erkennen zu müssen, daß sie sich damit ausdrücklich von solchen Praktiken distanziert. Dein erster Beitrag aber:
http://www.erotikforum.at/diskussionsecke.95/corrective-rape-funktioniert-das.469652#post4577364
Damit hast du die Fackel der ehrenwerten Gesinnung mal fein jemandem um die Ohren geknallt, die solche Praktiken weder entschuldigt noch in ihrem weiteren Beitrag auch nur mit einem Wort erkennen läßt, daß sie ganz ahnungslos von der Materie spricht (ihre Wortwahl "triggern", PTBS z.B. ist nicht jedem so ohne Weiteres geläufig). Wie auch immer, meinen Hinweis übergehst du nicht nur, du knallst gleich den nächsten Kalauer raus, obwohl du schon genug von mir gelesen hast, um zu wissen, daß ich ganz sicher nicht auf der Täterseite zu finden bin:
Was für ein Ziel? Bin ich echt die einzige die die Wortwahl und die Frage hier absolut grenzwertig - nein eigentlich schon grenzüberschreitend - findet?
Was für eine unglaubliche Arroganz! Du die einzige Johanna mit wehenden Fahnen und der Gnade der Erleuchtung vorneweg, ja? KEIN einziger Beitrag - außer denen des TE - ließen auch nur im Ansatz vermuten, daß sie die Praxis des "corrective Rape" in irgend einer Form gutheißen, und du hängst dich zunächst nicht mal am Thema selbst, sondern an einer derjenigen auf, die am durchdachtesten überhaupt zum Thema geantwortet hat. Merkst was?
Zurück zu der Frage des TE:
Dass es auch anders rum funktioniert ist ohnehin klar. Denn der hohe Anteil selbst Missbrauchter unter homosexuellen Sexualverbrechern ist nicht mit Zufall zu erklären.
Es "funktioniert" überhaupt nicht. Deine unterstellte Vermutung in dieser Formulierung sagt aus: Mißbrauchsopfer werden häufiger homosexuell als andere, sie neigen außerdem häufiger zu Pädophilie (ein weitverbreitetes Vorurteil, obwohl mittlerweile bekannt ist, daß Pädophile, die sich an Jungen vergehen, meist nicht homosexuell sind, es geht dabei oft weniger um sexuelle Praktiken als um Ausübung von Gewalt in sexualisierter Form) kann immer noch gutwillig mit Naivität erklärt werden - DonJoes Frage nach Quellen hat er noch nicht beantwortet. Die Äußerung
Wenn also Heteros offensichtlich umgepolt werden können, warum nicht auch Homos?
ist schlichtweg falsch.
Ich wiederhole: diese Form der 'Fragestellung' kenne ich auch von früheren Mißbrauchsopfern, ähnliches hab ich als junge Frau z.B. auch im Zusammenhang mit sichtbaren Mißhandlungsspuren geäußert, um mit Erstaunen festzustellen, daß Prellungen und Striemen auf Kinderhaut offenbar doch nicht so "normal" sind, wie ich damals dachte (bitte nach wie vor als EINE Möglichkeit zu verstehen, ich kenne den TE und die Motivation hinter seiner Frage nicht. Gut möglich, daß er sich einfach als Naivling entpuppt - ich glaub's allerdings nicht).
Ich merke schon dass vieles was ich hier von mir gebe von vielen User_innen (vor allem auch von dir) in eine ganz andere Richtung wahrgenommen wird wie ich es eigentlich meinte. Aber ich versuche die Sachen dann nachher klar zu stellen und mich für Missverständnisse zu entschuldigen. Aber deshalb bin ich eine Bedrohung/ vergewaltigend/ grenzüberschreitend? Das versteh ich nicht wirklich...
Nun zu dem Punkt, ich hoffe, ich kriege das nicht allzu ausufernd hin.
Eine der häufigsten und mühsamsten Folgen von Mißbrauch und sex. Gewalt für Opfer ist die Verschiebung bis hin zur völligen Auflösung der Fähigkeit, eigene Grenzen emotionaler und körperlicher Art überhaupt wahrzunehmen. Nicht bei allen, aber doch bei sehr vielen. Das bedeutet: alles, was zum Finden von eigenen Grenzen nötig ist - was man will, die Gegenüberstellung zu dem, was andere wollen und wo das u.U. mit den eigenen Bedürfnissen kollidiert - wird buchstäblich außer Kraft gesetzt. Darunter "leide" ich heute nicht mehr, ich habe allerdings noch immer massiv damit zu kämpfen. Das ist lästig, aber zu bewältigen, ich hab da meine eigenen, recht wirksamen Methoden.
Immer wieder erlebe ich dann Leute wie dich, die - in ehrenwertester Absicht - mögliche oder tatsächliche ehemalige Opfer schlicht beiseite rempeln, sie sogar mit Tätern auf eine Stufe stellen (das hast du hier mit GoodGirlGoneBad gemacht) und dabei völlig außer Acht lassen, daß ihr eigenes Verhalten ähnlich massiv wirkt wie das von Vergewaltigern, Mißbrauchern, Gewalttätern, nämlich: Übergehen, Ignorieren, Überschreien der Argumente anderer, um das eigene Bedürfnis nur ja deutlich und in aller Klarheit auszutoben. Und das wäre? Bei dir, queering_sex, lese ich Empörung über die "Wortwahl". Und inhaltlich?
Du versuchst was "klarzustellen", aber du machst dir nicht mal die Mühe zu
verstehen, was dir entgegengehalten wird.
Wundert's dich da wirklich, daß...
Ich merke schon dass vieles was ich hier von mir gebe von vielen User_innen (vor allem auch von dir) in eine ganz andere Richtung wahrgenommen wird wie ich es eigentlich meinte.