Ein eventueller Nachteil ist, dass es sich um einen stochastischen Prozess mit kurzem Gedächtnis handelt oder formal ausgedrückt für die Verteilung von x(t) ausschließlich die vorherige Realisation von x(t-1) relevant ist und davor liegenden Werten keinerlei Einfluss für die Zukunft zugesprochen wird
Das ist natürlich richtig, wäre aber nur dann ein Thema, wenn man unterstellen würde, dass die Verteilungsfunktion von x(t) von weiter in der Vergangenheit liegenden Realisationen verändert wird. Diese Annahme ist im Falle der Inflation wenig plausibel.
MS Modelle sind dank ihrer Einfachheit und Überschaubarkeit gut anwendbar, sodass Wahrscheinlichkeitsberechnung für lange Ketten von Zustandsänderungen sehr rasch durchführbar sind, weil eben jeder Zustand nur von seinem jeweils vorausgehenden Zustand abhängt, zumindest für Markov Ketten erster Ordnung.
Außerdem kann das Modell in diverse Richtungen erweitert werden, beispielsweise indem man mehr als zwei Regime zulässt oder man die Ordnung des Markov Prozesses erhöht.
Der ungewichtete Median wies in den USA nach der Finanzkrise 2008 ähnliche Werte auf, wie sie heute zu beobachten sind. Man sollte nicht vergessen, dass die Inflation in den USA die letzten 20 Jahre tendenziell etwas höher ausfällt als beispielsweise in der europäischen Union.
Das Federal Reserve System verfolgt auch eine etwas andere Geldpolitik mit einem geringfügig höheren Inflationsziel.
Es dauert einfach eine gewisse Zeit bis sich die einzelnen Lieferketten wieder einigermaßen synchronisiert haben. Bestes Beispiel die Halbleitersparte: durch die Pandemie bedingten Produktionsausfälle sind die Hersteller durchgängig in Lieferverzug geraten, verschärfend kommt hinzu, dass man dieses Feld einigen wenigen (asiatischen) Playern überlassen hat (Stichwort Taiwan Semiconductor Manufacturing Corp.)
Kleiner Lichtblick: auch ein europäisches Unternehmen mischt hier ein wenig mit: die niederländische ASML, Weltmarktführer bei EUV-Lithografie-Systemen.
Sobald die Wirtschaft wieder im Normalmodus läuft, werden sich auch die Preise wieder zurückentwickeln. Es besteht sogar eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass wenn sich die Preisentwicklung auf das zuletzt beobachtete Niveau einpendelt, im Jahr 2022 auf Grund des Basiseffektes wieder deflationäre Tendenzen zu beobachten sein werden, aller expansiver Geldpolitik zum Trotz.
Die eigentliche Gefahr für eine steigende Inflation lauert an ganz anderer Stelle. Die Babyboomer-Generation tritt in den kommenden Jahren in das Rentenalter ein. Auch China ist in Anbetracht der Ein-Kind-Politik von einem massiven demografischen Wandel betroffen. Das heisst, in den OECD-Staaten wird der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung in Relation zur Gesamtbevölkerung von aktuell rund 65 % auf rund 58 % im Jahr 2050 fallen. In China nimmt die Arbeitnehmerschaft von 75 % auf 55 % im Jahr 2050 dramatisch ab.
Verknappt sich in einer Marktwirtschaft das Arbeitskräfteangebot, steigt der Preis, also der Lohn. Darum ist davon auszugehen, dass die Lohnentwicklung sich ins Gegenteil verkehren wird und die Arbeitnehmerentgelte zulegen werden. Eine Lohn-Preis-Spirale, wie zuletzt in den 1970er und 1980er Jahren zu beobachten wäre die Folge. Eine Studie der Weltbank prognostiziert, dass in den kommenden drei Jahrzehnten die Abhängigkeitskoeffizienten, sprich das Verhältnis der wirtschaftlich abhängigen Altersgruppen (Personen, die noch nicht bzw. nicht mehr erwerbsfähig sind) zur arbeitenden Bevölkerung, in den OECD Staaten wieder in Richtung der Werte der 1950er Jahre steigen werden. Der Nährboden für einen nachhaltigen Anstieg der Inflation wäre geschaffen.